Daemonenherz
zurück.
Der große Saal wirkte düster und leer. Nachdenklich musterte ich den Thron am anderen Ende.
Mein schwarzer Fetzen eines Kleidchens war etwas anderem gewichen. Belial hatte ganze Arbeit geleistet.
Die feinen Platten, die sich an meine Haut schmiegten, klirrten leicht bei jeder meiner Bewegungen. Schuhe bis zu den Knien, verstärkt mit Metall. Unterarmschoner, verstärkt mit Metall. Mein schwarzes Kleid, verstärkt mit Metall. Sogar an die Flügel hatte sie Metallplatten anpassen lassen, durchsetzt mit Opalen.
Trotz meiner anfänglichen Skepsis diesem modischen Eisenwarenladen gegenüber, war ich nun zufrieden. So leicht würde mir hier niemand den Thron abspenstig machen, sollte ich ihn erst einmal für mich beanspruchen.
Darum war ich nun hier.
Um mit meiner Vergangenheit abzuschließen.
Alle waren da. Meine ersten Untergebenen, einige Vertreter aus den Abteilungen und sogar ein Reporter der Tageszeitung. Und eine Reporterin vom
Persephone
, dem größten Klatschblatt diesseits des Styx, dem ich in den letzten Wochen als «Geliebte des Teufels» Traumquoten beschert hatte.
Zeit, dafür zu sorgen, dass die Artikel nun etwas wohlwollender wurden.
Ich lächelte. Nun war ich endlich in der Lage, einige alte Rechnungen zu begleichen.
Langsam ging ich die Stufen zum Thron hinauf. Auf der Sitzfläche lag ein schwarzes Kissen und nach einem kurzen Moment des Zögerns drehte ich mich um und ließ mich darauf nieder sinken. Die steinerne Armlehne fühlte sich kalt an und kribbelte auf meiner Haut. Mein Brustkorb schwellte an und ich atmete die Macht durch meine Lungen.
Zeit für meine ersten Anweisungen als Fürstin der Hölle.
Ab jetzt würde hier nach neuen Regeln gespielt. Nach meinen! Die Menschen sollten nicht länger so verhätschelt werden.
Ich ließ Lilith vortreten.
«Die
Hunter
werden ab jetzt Waffen benutzen und die Engel mit Gewalt daran hindern, die Seelen in ihre Gewalt zu bringen.»
Lilith wollte gerade protestieren, aber ich brachte sie mit einer einfachen Handbewegung zum Schweigen.
«Vanth, ich erhebe dich ab sofort in den Stand einer Dämonin zweiten Ranges. Akephalos ebenfalls. Geht jetzt. Ich habe Arbeit.»
Ich wusste jetzt schon, dass ich den Himmel gewaltig nervös machen würde.
***
«Die Hölle ist komplett durchgedreht!» Michael fluchte und schlug mit der Faust auf die Tischplatte im Konferenzraum. «Oder sollte ich sagen, Irial ist durchgedreht.»
Raphael hob den Blick. Gabriel hatte das Gesicht in seine Hände gestützt. Nur Raciel saß locker in seinem Sessel neben Michael und trommelte mit den Fingern auf das Glas.
«Sollen wir zusehen, wie noch mehr Engel bei der Sammlung getötet werden?»
Ein weiblicher Engel mit braunen lockigen Haaren saß neben Raphael und blickte erwartungsvoll in die Runde, die mahagonifarbenen Augen weit offen. «Wir können nicht rumsitzen und zusehen.»
«Uriel hat Recht», antwortete Raphael. «Wenn die Hölle neue Regeln festsetzt, können wir sie nicht einfach ignorieren, nur weil sie falsch sind. Wir müssen uns wehren.»
«Es war vereinbart. Keine Waffen bei den
Sammlern
und
Huntern
. Beeinflussung der Menschen nur wenn sie leben, kein Kampf um die Toten. Wir können keinen Krieg in der Seelenebene gebrauchen», flüsterte Gabriel. «Wie konnte sie den Befehl dazu geben.»
«Hör auf mit dem Gesülze!» fauchte Raciel und breitete die schneeweißen Flügel aus, als er aufstand. «Ihr seid Schuld daran! Hört auf, euch zu fragen, wie sie dazu in der Lage war. Gott hat sie zu einem Dasein in der Hölle verbannt. Was um alles in der Welt gibt euch das Recht, von ihr zu verlangen, dass sie nach euren Regeln weiterspielt!!»
«Weil sie ein guter Engel war», antwortete Gabriel ebenso laut und energisch. «Sie müsste es besser wissen!»
«Tut sie aber nicht!! Woher auch! Hör gefälligst auf, über sie zu urteilen!»
«Gabriel», seufzte Michael und erhob sich, um Raciel zu beschwichtigen. «Ich muss Raciel Recht geben. Ich kann ihren Zorn nachvollziehen. Es steht uns nicht zu, über sie zu urteilen. Erinnere dich an Lucifel damals. Es ist ein Aufbäumen aus Zorn. Es wird sich legen. Aber solange müssen wir mitspielen.»
Gabriel schwieg.
«Ich bin dafür, dass Krieger meine Sammler ab sofort begleiten», meinte Uriel nüchtern.
Michael nickte. «Ja. Ich stelle dir meine Truppen zur Verfügung. Was machen wir mit Irial?»
«Durchhalten», antwortete Raciel und handelte sich erneut einen missbilligenden Blick
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