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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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die Leere, die ich immer noch verspürte, schien alles weit weg. Als wäre es eine andere Irial, die gerade litt. Die sich gerade von ihm verabschiedete.
    Er wusste das und es schien ihm Schmerzen zu bereiten. Darum zwang ich mich nochmals zu einem Lächeln und hob ab.
    «Michael!» schrie ich.
    Ich erkannte ihn an seiner Rüstung und an seiner Frisur. Abrupt drehte er sich um. Er erbleichte. Schweigend hievte ich Raciel in seine Arme.
    «Bitte», flüsterte ich. «Sorg dafür, dass es ihm gut geht. Sorg dafür, dass ihm nichts passiert. Ich bitte dich.»
    Nun konnte ich die Tränen doch nicht mehr zurück halten.
    Michael schwieg. An seinem Blick konnte ich erkennen, dass er tief erschüttert war über das, was er sah.
    «Sag Gabriel, dass es mir Leid tut. Ich hatte keine andere Wahl, er wäre gestorben.»
    «Irial», flüsterte Michael.
    Nichts erinnerte mehr an den stolzen Krieger, den ich in der Sicherheitszentrale getroffen hatte. «Ich hatte keine Ahnung…»
    Ich nickte. «Ich weiß. Du wusstest nicht, dass ich ein offizielles Verbot hatte, die Hölle zu betreten. Es ist nicht deine Schuld. Es ist gut so, wie es ist. Bring ihn hier weg. Lass es nicht umsonst gewesen sein.»
    Raciel war zu erschöpft, um sich zu wehren. Das erleichterte alles ungemein für mich. Michael hielt ihn fest, während ich Raciel ein letztes Mal küsste. Nur flüchtig, um den Schmerz nicht unnötig zu steigern. Er packte meine Hand. Sein Blick sagte mehr, als er mit Worten hätte ausdrücken können. Ich nickte und wich zurück.
    «Geht jetzt.»
    Michael nickte und wandte sich um, folgte den restlichen Engeln Ygdrasil hinauf. Nach wenigen Sekunden verschwanden seine und Raciels Konturen im dichten Nebel.
    Ich blieb zurück.
    Allein.
    Inmitten der Hölle.
     

Dir ist schon klar, wo du bist?
     

    Mir blieb keine Zeit, mich zu sammeln. Mit brutaler Wucht wurde ich in die Realität der Hölle geschleudert.
    Ich war nicht unerkannt geblieben. Mein Status ebenfalls nicht. Kaum waren die letzten Engel im Nebel verschwunden, stürzte sich ein hünenhafter Dämon auf mich. Seine Haut war verbrannt und seine Flügel nur noch ein Gerippe.
    Sein riesiges Schwert sirrte nur Millimeter an mir vorbei, als ich mich geistesgegenwärtig in der Luft zur Seite warf.
    Mein Schwert zu ziehen hätte keinen Zweck gehabt. Seine Klinge hätte die meine zerbrochen wie einen dünnen Zweig. Stattdessen starrte ich nur in seine schwarzen Augen.
    Im selben Moment schloss ich mit meiner Existenz als die Irial ab, die ich bis jetzt gewesen war und fragte mich, wie lange ich einer dieser Höllenwürmer bleiben würde.
    Der Todesstoß blieb aus. Stattdessen packte mich eine riesige Eule an den Oberarmen und stieß hinab in den Trichter.
    Unten auf dem Plateau erkannte ich Lilith. Großgewachsen und schön stand sie dort, die rote Eule auf den Schultern.
    Die zweite Eule ließ mich wenige Meter oberhalb des Bodens los, schrumpfte und landete auf ihrer anderen Schulter.
    Niemand griff mich an. Die Dämonen hatten sich in der Nähe versammelt, überall dort, wo sie mich noch im Blick hatten.
    Die bloße Anwesenheit der Dämonin vor mir schien die restlichen Biester fernzuhalten.
    Lilith half mir auf die Beine. «Ich habe einen Ort für dich, wo du bleiben kannst. Er wird dich dort nicht finden», sagte sie und zog mich mit sich.
    «Warte!»
    Sie warf ihre weißen, langen Haare zurück und starrte mich an.
    «Ich», begann ich. «Ich habe eine Abmachung mit ihm. Er lässt Raciel gehen, wenn ich zurückkehre. Ich halte meine Versprechen.»
    «Irial, er wird dich töten!»
    «Das spielt keine Rolle. Nur weil ich in der Hölle bin, heißt das nicht, dass ich auch so denke», fauchte ich. «Ich halte meine Versprechen.»
    Sie starrte mich an, ließ meine Hand mit einem Ruck los.
    «Komm. Akephalos wartet draußen. Er wird dich hinbringen, wo immer du hin willst.»
    Tatsächlich stand Neo draußen. Sein Mantel wehte in einem Wind, den scheinbar nur er spüren konnte - oder sein Mantel. Er fuhr sich durch die blonden Haare und kam uns entgegen.
    «Mir fehlen die Worte», donnerte er mit seiner lauten Stimme. «Ich fass es nicht, dass du das getan hast. Das ist… Man!!» Er klopfte mir auf die Schultern. «Also, wo darf‘s denn hingehen?»
    «Zu Lucifel», antwortete ich, worauf er mich anstarrte, als hätte ich ihm das Paradies versprochen.
    «Willst du sterben?»
    «Nein, nicht wirklich. Ich habe ihm mein Wort gegeben.» 
    «Du weißt schon, wo du bist?»
    «Ja, weiß

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