Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
Vom Netzwerk:
ich.»
    «Warum willst du zurück?»
    «Hör auf zu fragen und bring mich in den Palast, es geht euch nichts an!»
    Er zuckte mit den Schultern, packte mich um die Hüfte und einen Windhauch später stand ich an den Stufen des Palastes von Tartaros.
    «Du kannst teleportieren», stellte ich fest, während sich meine Innereien langsam wieder ihren Platz suchten.
    «Jap. Ich hätte dich ans andere Ende der Hölle bringen können. An Orte, an denen dich nie jemand finden würde. Aber bitte, hier sind wir. Genieß deine Zeit als Wurm. Du wirst sie nie vergessen, das verspreche ich dir.»
    Von dieser Sekunde auf die andere war er verschwunden. Ich hatte mein Versprechen gegeben und würde es halten. Zu verlieren hatte ich ohnehin nichts. Ok, außer meinen Gliedmaßen und meiner menschlichen Gestalt.
    Ich eilte die wenigen Stufen zum Tor hinauf und trat hindurch.
    In mir sträubte sich alles. Ich wollte nicht zu einem Wurm werden und ich hatte Angst vor dem Moment, wenn er mich töten würde.
    Wie würde es sich anfühlen? Würde es wehtun?
Natürlich wird es wehtun
, schalt eine Stimme in meinem Kopf. Vermutlich würde er sich noch genüsslich Zeit lassen.
    Der Thronsaal war leer. Langsam ging ich hindurch, meine Schritte hallten dumpf von den dunklen Wänden wider. Durch die hohen Fenster weit über mir schien das fahle Licht der Sonnenfinsternis silbern in den Raum und wurde vom Schwarz des Fussbodens wieder verschluckt.
    Als ich mich vergewissert hatte, dass der Saal tatsächlich leer war, trat ich durch die Tür in Lucifels Gemächer. Im ersten Raum war sein Büro. Zumindest sah es so aus. Ein Tisch stand in einer Ecke. Alles schien direkt aus dem groben Fels gehauen worden sein. Selbst die Stühle konnte man nicht bewegen, da sie direkt aus dem Boden ragten. Papier stapelte sich auf dem Tisch und in den Regalen.
    Niemand war da. Ich befürchtete zu wissen, wo ich ihn finden würde und der Gedanke daran behagte mir noch weniger, als der Gedanken an meinen baldigen Tod. Ich betrat das nächste Zimmer durch die Flügeltüre auf der linken Seite.
    Dahinter lag ein Raum, weitaus grösser als das Büro. Der Boden glatt poliert. Die ganze linke Seite verglast, mit riesigen, fast fünf Meter hohen Fenstern, die bis an die Decke reichten. Nur in der Mitte der ganzen Front war ein Teil aus festem Fels. Dort, wo ein Bett stand. Ansonsten war der Raum komplett leer. Rechts führte eine weitere Tür in das Zimmer, in dem sich der Spiegel befand.
    Das Schlafzimmer war leer. Innerlich atmete ich auf.
    Es gab nur eine Möglichkeit, Lucifel zu finden. Ich trat vor den Spiegel. Mit aller Kraft versuchte ich, Raciel aus meinen Gedanken zu verbannen und mich einzig und allein auf Lucifel zu konzentrieren. Das allein grenzte bereits an Folter. Irgendwann verlor ich die Geduld, dachte spontan an Lucifel und trat durch den Spiegel.
    Ich trat hinaus auf eine Wiese. Es war Nacht. Silbernes Gras sprießte aus dem Boden und kristallene Bäume säumten den Spiegel, der hinter mir stand. Ich stand auf einem Hügel. Eine sanfte, geschwungene Landschaft umgab mich und die dunkle, stille Oberfläche eines Sees leuchtete etwas weiter unten. Ein paar Meter entfernt von mir, auf der Anhöhe, saß Lucifel. Im Gras. Seine Flügel schienen das spärliche Licht der Gräser in sich aufzusaugen. Sie waren so schwarz, dass ich sie kaum als Flügel ausmachen konnte und verschwammen zu einer konturenlosen Masse.
    Seine Gestalt war beeindruckend. Im Silber des Grases und der friedlichen Ruhe der ewigen Nacht, die ihn umgab, war er wunderschön. So schön, dass es mir die Sprache verschlug.
    Ich verfügte nicht über den Mut zu sprechen. Ich stand nur da. Wartete darauf, dass er mich bemerkte. Mein Blick hing an seiner makellosen Erscheinung. Die ganze Szene war so absurd. Wie ein Traum. Ein Moment so schön, dass er mir die Tränen in die Augen trieb.
    Ein lauer Wind wehte über die Ebene aus Stille, Dunkelheit und fahlem Mondlicht, während ich da stand und wartete.
    Erst als sein Blick den meinen traf, riss es mich aus meiner Trance.
    Überrascht starrte er mich an. Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Er erhob sich. Grazil wie eine Raubkatze. Seine Aura war atemberaubend und jede Bewegung verstärkte sie. Seine hohe Statur, die langen, schwarzen Haare. Selbst seine eine Körperhälfte aus Schuppen störte nicht. Sein nackter Oberkörper stach deutlich aus dem schummerigen Licht der Ebene hervor, genauso wie die Zeichnungen darauf.
    Langsam kam er

Weitere Kostenlose Bücher