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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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einem der Durchgänge zuunterst auf dem Grund. Neben mir erhob sich das Plateau, auf dem ich vor einer Weile noch angekettet meine Existenz bemitleidete. Das tat ich jetzt auch, aber die Abwesenheit von Ketten machte es leichter.
    Der Gang führte über mehrere Kurven tiefer in den Berg hinein.
    «Wo gehen wir hin?» fragte ich, während ich nahe hinter ihr her ging.
    «Nach Sheol. Der Stadt der Verdammten. Von dort aus führen sieben Wege zu den sieben Sündenpfuhlen. Zwei davon unterstehen Akephalos. Sein Büro ist in Sheol.»
    Ich nickte. «War das nicht etwas vorschnell, was du den Dämonen da aufgetischt hast? Über mich meine ich.»
    Belial lachte und klopfte mir auf die Schultern. «Wenn ich gesagt hätte, dass ich dein Aufpasser bin und jeden töte, der dir ein Härchen krümmen will, hättest du keine zwei Minuten überlebt. Selbst ich kann es nicht mit der ganzen Hölle auf einmal aufnehmen.»
    Ich lächelte und nickte.
    «Du darfst nicht vergessen, dass du neben Lucifel das ranghöchste Wesen dieser Welt bist. Alle hier, außer ihm, bedeuten für dich eine potenzielle Gefahr!»
    Gut zu wissen…
    Moment…
    Ich blieb abrupt stehen.
    Wie war ich jemals darauf gekommen, Belial vertrauen zu können?
    Ich ließ mich etwas zurückfallen und umklammerte das Schwert in meiner Hand fester. Sie stand unter mir. Sie konnte jederzeit versuchen, mich zu töten. Es würde ihr mit Sicherheit gelingen.
    «Wir sind gleich da, wir verlassen den Vulkan auf der anderen Seite, von dort aus nehmen wir die Fähre über den Styx nach Sheol.»
    Hier waren wir allein und das gefiel mir überhaupt nicht.
    «Was ist?» fragte sie verwirrt und drehte sich um.
    «Du stehst unter mir», flüsterte ich und hob mein Schwert. «Bring mich zurück. Sofort!»
    Sie starrte mich ungläubig an, dann lachte sie und schob meine Klinge zur Seite.
    «Süße, ich bitte dich. Mich würde er vermutlich sofort töten. Er duldet keine gefallenen Engel an seiner Seite.»
    «Doch, mich. Weil er auf keinen seiner Untergebenen verzichten will. Wenn du mich tötest, fehlt ihm bereits einer. Wenn er dich tötet, fehlen ihm zwei, das kann er sich nicht erlauben.»
    Sie lachte erneut. «Er ist der Höllenfürst. Er kann jederzeit jemandem vom dritten Rang in den Zweiten befördern, wenn er das will.»
    In meinem Hirn ratterte es und ich versuchte, die verschiedenen Zahnrädchen so zu verbinden, dass meine Gedanken wieder flüssig liefen.
    «Wieso lebe ich noch», stotterte ich.
    «Das weiß ich doch nicht! Wahrscheinlich weil es ihm einfach Spaß macht, dich zu ärgern und als Höllenwurm bist du dumm wie Brot. Es ist nicht witzig, mit jemandem zu spielen, der dumm ist und das nicht kapiert. Also krieg dich wieder ein und komm endlich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.»
    Ich hatte keine andere Wahl, als ihr zu glauben. Sicher konnte ich mir dabei nie sein. Von jetzt an musste ich sogar aufmerksam bleiben, wenn sie in meiner Nähe war. Wenn ich schlief, wenn ich aß, wenn ich im Schloss war oder irgendwo an einem dieser gottverdammten Orte der Hölle.
    Ich wischte mir die Tränen der Wut aus dem Gesicht. Wieso tat Gott mir das an? War es ein solches Verbrechen, seinen Geliebten zu retten? Aus Liebe? Dem höchsten Gut auf Erden? Wieso schmiss man mich denn deswegen bitte hier runter? Es war nicht fair. Es war ungerecht und ich war stinksauer. Ich fühlte mich verraten. Hintergangen vom Schicksal und von Gott.
    Wenn ich zu Hause so frustriert war, leerte ich ein paar Bierchen auf dem Sofa. Ich bezweifelte, dass es in der Hölle gutes Bier gab.
    Scheiß-Hölle.
    Scheiß-alles.
    Warum war ich immer die Verarschte? Hatte ich tatsächlich nicht genug gelitten? Ich hatte alles getan was in meiner Macht stand und für meine Liebe gekämpft. Für Raciels Leben. Für mein Leben.
    Ich war erschöpft. Müde vom Kämpfen. Müde vom Hoffen. Vergeblich wartete ich auf einen Wink des Himmels, der all mein Leid beenden konnte. Eine Nachricht. Ein Wunder.
    Wunder hatten in der Hölle keinen Platz. Hier gab es nur Dunkelheit und Leid. Und hatte ich die Tränen erwähnt? Tränen sind auch Scheiße.
    Wütend wischte ich sie mir aus dem Gesicht.
    «Da wären wir, da unten liegt die Fähre», rief Belial von einem Felsvorsprung, als wir aus der Höhle ins Freie traten.
    Hier sah die Hölle komplett anders aus. Die Ebene lag im feurigen Leuchten der untergehenden Sonne. Unter mir schlängelte sich der Styx durch eine Landschaft, die bedeckt war mit saftigem, grünem Gras.
    «Das

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