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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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kümmern.
    Wir verließen die Fähre und folgten einem Pfad den Hügel hinauf. Er war nicht besonders hoch und nach etwa einer Stunde hatten wir die Spitze erreicht. Dahinter führte der Weg wieder hinunter.
    Im Tal lag eine Stadt auf blankem Fels. Dort fiel die Küste steil ab und dahinter tobte die Brandung des Meeres.
    Die Stadt war riesig. Bedrohliche, dunkle Wolkenkratzer reihten sich aneinander. Von hier oben wirkte das schwarze Gebilde wie ein Krebsgeschwür, das sich unkontrolliert über die ansonsten gesunde grüne Landschaft ausbreitete. Dicke Regenwolken hingen tief über den Häusern. In der Stadt musste es also regnen, hier war davon noch nichts zu spüren.
    Vom Zentrum aus führten mehrere Straßen in verschiedene Richtungen. Schiffe verkehrten auf dem Meer, vermutlich lag hinter der Stadt ein Hafen.
    «Komm», befahl Belial und ich folgte ihr die Straße hinunter.
    Ich war müde. Hatte genug von der Lauferei. Ich musste nicht nur zu Akephalos, sondern auch noch zu dem anderen Typen, um die Statistiken abzuholen.
    «Sag mal», begann ich keuchend. «Ihr habt coole Computer, Straßen und was weiß ich alles. Wäre euch nie in den Sinn gekommen, sowas wie ein Telefon oder E-Mail zu installieren?»
    Sie lachte. «Doch. Haben wir auch. Aber hast du vergessen? Lucifel scheint dich nicht wirklich zu mögen. Was glaubst du, warum hetzt er dich zu Fuß hierher?»
    Ich ballte die Fäuste und verfluchte den Teufel. Die ganze Dokumenten-Scheiße wäre mit zwei E-Mails und einem Telefonanruf in zehn Minuten erledigt gewesen, ohne dass ich auch nur einen Fuß aus dem Palast hätte setzen müssen.
    Ich beschloss, die kleine Weltreise als Sightseeing-Tour abzuhaken.
    Beim Gedanken daran, Belial um ein Mailkonto zu bitten, kam mir Raciel wieder in den Sinn. Wie er mir gemailt hatte, wenn ich nicht damit gerechnet hatte. Wie ich mich gefreut hatte, wenn er nach mir fragte. Wie es mir ging. Er hatte sich wirklich dafür interessiert was ich tat, oder was ich eben nicht tat.
    Ich biss mir auf die Lippen und griff nach dem Ring an meinem Finger.
    Warum bist du hier, fragte ich mich selbst und zwang mich zur Antwort. Weil du wolltest, dass er glücklich wird. Das war er vermutlich. Zumindest glaubte ich das.
    Es half nur spärlich.
    Die Stadt war düster. Nebel zog über den Boden und ließ mich frösteln. Aus den dicken, schwarzen Wolken prasselte der Regen kübelweise und ich war innerhalb von Sekunden nach Betreten der Stadt durchnässt. In den Gassen und dunklen Ecken kauerten Menschen. Frierend und nackt.
    «Hier leben die Verdammten. Jeden Abend werden sie zurück nach Sheol gebracht, am nächsten Morgen müssen sie zurück in den Pfuhl.»
    «Warum sind sie draußen bei diesem Wetter?»
    «In Sheol sind alle Türen verschlossen. Sie können nirgends hinein.»
    Ich ließ den Blick über die vielen Menschen gleiten, die überall an die Wände gekauert saßen, während ich Belial über die geteerte Straße folgte.
    Hier mussten wirklich diejenigen leiden, die selbst in ihrem Leben anderen unvorstellbares Leid zugefügt hatten. Mit diesem Gedanken wandte ich den Blick ab.
    «Hier ist sein Büro», verkündete Belial und wies einen der Wolkenkratzer hinauf.
    Die Scheiben waren dunkel und glatt poliert, darin spiegelten sich die blinkenden Lichtsignale der Straße, in der keine Autos fuhren. Zuoberst allerdings, ich schätzte ab dem fünfzigsten Stock, brannte Licht.
    Belial hob vom Boden ab und schwang sich mit kräftigen Flügelschlägen empor. Ich folgte ihr.
    Sie landete auf einem Balkon und wartete geduldig, bis ich mit meinen schwachen Flügeln endlich irgendwo zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Stock ankam. Sie trat durch die gläserne Tür und bat mich herein.
    Eine große, nur spärlich beleuchtete Halle wartete dahinter. Warmes Licht von mehreren Leuchtern fiel auf den roten Läufer, der zum anderen Ende des Raumes führte. Der Rest der Halle war mit hellbraunem Marmor verkleidet, der leicht golden schimmerte.
    Wir traten durch die schwere Mahagonitür. Dahinter lag ein Großraumbüro. Dunkle, schwere Schreibtische standen in vier Reihen hintereinander und erstreckten sich links und rechts. Gegenüber lag eine Fensterfront, von der aus ich einen guten Blick über Sheol erhaschte. Die Stadt lag im Dunkeln und der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Scheiben. Dumpfes Stimmengewirr erfüllte den Raum und Belial ließ mir eine Minute, um mich umzusehen. Angestellte saßen an den Schreibtischen, tippten und

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