Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
Vom Netzwerk:
hier war. Vielleicht machte das die Hölle ein wenig erträglicher.
    «So, jetzt zu dir», meinte Belial und stand auf. «Ich denke ich weiß, was Lucifel an dir sehen will.»
    Ich befürchtete das Schlimmste.
    Als ich später in Belials Zimmer stand, bestätigten sich diese Befürchtungen.
    «Muss das sein?»
    Mein Dekolleté war – milde gesagt – aufreizend. Das Kleid war knapp und tiefschwarz. Dazu hatte mir Belial ein Paar Stiefel aufgebrummt. Wenigstens ohne zu hohe Absätze. Um meine Hüften schnallte sie einen Gürtel, an dem mehrere Dolche befestigt waren. Ein Schwert hängte sie auch noch dran.
    «Kann ich nicht ne Knarre haben? Wie soll ich mich damit verteidigen?»
    «Schusswaffen sind verboten.»
    «Bitte was?»
    Belial verdrehte die Augen und stemmte die Hände in die Hüften.
    «Schwerter und Handwaffen waren die ursprünglichen Gegenstände, die Azazel den Menschen vermacht hatte und so die ersten Kämpfe anzettelte. Ist lange her. Die Menschen entwickelten die Waffen weiter und da es ein Riesenchaos geben würde, wenn wir hier überall rumballern, einigten sich Lucifel und Metatron auf ein Abkommen, das Schusswaffen verbietet. Stell dir das Theater vor, wenn hier unten sowas erlaubt wäre. Da wär ja keiner länger als fünf Sekunden am Leben. Wir können uns keinen offenen Krieg mit den Engeln erlauben. Das System würde kollabieren und die Menschen außer Kontrolle geraten. Mehr als sie es jetzt schon sind.»
    Ich musterte das Schwert. Errechnete mir damit eine ebenso lange Lebensdauer und zuckte mit den Schultern. Über das System Himmel und Hölle wollte ich mir noch keine zu großen Gedanken machen. Ich hatte mit dem System Irial schon genug am Hals.
    «Setz dich», befahl sie mir und wies auf einen Stuhl in der Nähe des Schrankes.
    Sie zog ihren Dolch, packte meine Fransen und kürzte sie um mehrere Zentimeter. Ich widersprach nicht.
    Sollte sie mit meinen Haaren machen, was sie wollte. Sie zog mich vor den Spiegel.
    «Sag hallo zu Irial. Dem gefallenen Engel.»
    Ich sah mich an. Es war, als würde mir eine Fremde im Spiegel begegnen. Ich war noch immer dieselbe, aber trotzdem anders. Meine Augen leuchteten Silbern. Die Dornen an meinem Körper schienen wie Fremdkörper. Langsam führte ich meine Hand zu denen an meinem Schlüsselbein und zuckte zusammen, als ich sie berührte. Sie waren kalt. Ich verkrampfte mich und keuchte.
    «Ruhig, Irial. Das ist normal. Du gewöhnst dich dran. Lass dich nicht erschrecken davon», flüsterte Belial.
    Die Linien über meinen Körper waren überall auf der rechten Seite. Sogar im Gesicht schwangen sie sich kunstvoll an Auge und Mundwinkel vorbei, meinen Hals hinunter bis zu den Füssen. Die Flügel hatten mittlerweile aufgehört zu Rieseln. Stattdessen waren die Federn zerzaust und grau, teilweise an einzelnen Stellen verkohlt.
    «Du bist schön, wie es sich für einen gefallen Engel gehört», meinte Belial.
    Schön nannte sie das? Ich fühlte mich wie ein Monster.
    «Aber muss ich sowas tragen?» fragte ich und zupfte an meiner Oberweite herum.
    «Glaub mir, es kann dir das Leben retten. Du wirst um jede Sekunde froh sein, die deine Gegner ablenkt.»
    Ich musterte mich weiter im Spiegel und fand mich immer noch nicht mit dem ab, was ich sah.
    «Jetzt halt dich gefälligst gerade!»
    Ich zog die Schultern zurück und richtete mich auf.
    «Gut so. Meine Güte, du bist eine hochrangige Höllenbewohnerin. Die Höchste überhaupt! Du stehst über allem und allen, also verhalte dich auch so! Sei stolz! Sei stark», sagte sie und packte mein Kinn. «Du bist ihm ebenbürtig und stehst über allen Dämonen der Hölle. Sie haben dir zu dienen, klar?»
    Wow, schoss es durch meinen Kopf. Ein Kribbeln erfüllte meinen Körper. Ich stand über allen. Lucifel wollte, dass ich scheiterte. Das würde ich nicht zulassen. Ich würde überleben und ich würde meinen Platz hier verteidigen mit allem, was ich aufbringen konnte.
    «Gut so», fügte Belial hinzu und trat zurück. «So will ich dich jetzt da raus marschieren sehen.»
    … Ich sollte da raus?... Jetzt?
    Meine Euphorie war verflogen.
    Es klopfte an der Tür und ein Dämon trat ein. Sie war klein und bestand nur aus Haut und Knochen. Ihre Haltung war gebückt und Teile ihrer Haut fehlten komplett. Ich wandte den Blick angewidert zu Boden.
    «Sieh hin», befahl Belial.
    Ich hob den Kopf und zwang mich, die furchtbar entstellte Gestalt anzusehen.
    «Der Herr schickt mich», flüsterte das Ding krächzend.
    Blut

Weitere Kostenlose Bücher