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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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du dich entschlossen, endlich mit deinen Träumereien aufzuhören.»
    Er wies auf meine Flügel und die Dornen an meinem Arm.
    «Ich sehe ebenfalls, dass dir dabei nicht wirklich wohl ist.» Langsam schlenderte er die paar Schritte zu mir. «Noch immer hängt ein Teil von dir an ihm. Obwohl du genau weißt, dass es vorbei ist.»
    Ich sah ihn erschrocken an. Er lachte sein teuflisches und doch engelsgleiches Lachen.
    Seine Drachenhand strich über mein Gesicht und meinen Hals. Ich biss mir auf die Lippen. Sog scharf die Luft ein, als er mit den Fingerspitzen über die Dornen an meinem Unterarm fuhr.
    Es hätte mir klar sein müssen, dass so etwas passieren würde. Schließlich war ich in sein Schlafzimmer geplatzt. Während einem Schäferstündchen. Und ich hatte noch den Funken Wahnsinn besessen, seine Gespielin wegzuschicken. Was zum Teufel hatte ich mir dabei gedacht?!
    «Du bist wütend.»
    Ich schwieg und biss mir fester auf die Lippen. Und wie ich wütend war. Noch immer schwelte in mir der Wunsch, irgendwem ganz gewaltig weh zu tun. Mein kurzer Ausbruch bei der Dämonin vorhin reichte bei weitem nicht aus.
    «Antworte mir!» befahl er und packte mein Kinn.
    Ich nickte. Mein Körper bebte. Er sollte mir verflucht nochmals einen Job auf der Erde geben. Einen, bei dem ich den Engeln in der Zentrale so richtig das Leben schwer machen konnte! Einen Job, bei dem ich diese Wut irgendwie loswerden konnte!
    «Du hättest das eben nicht tun sollen», flüsterte er und zog mich am Nacken zu sich.
    Ich wandte den Blick nicht ab und grub meine Fingernägel in meine Handfläche. Was zum Teufel war nur in mich gefahren?! Vor allem da ich wusste, wie sehr er mich beeinflusste.
    In meinem jetzigen Zustand hier rein zu platzen war wirklich dämlich gewesen. Oder auch nicht…
    Er schleuderte mich an die Wand und lehnte sich gegen mich. Sein nackter Körper schmiegte sich gegen meinen und mit seiner Hand aus glatten Schuppen packte er mein Handgelenk.
    «Berühre mich», flüsterte er in mein Ohr.
    In meinem Hals bildete sich ein Kloss. Das hier war anders als bisher. Bis anhin war es ihm nur daran gelegen, mich zu quälen. Nun fühlte es sich anders an. Sein Atem war ruckartiger. Heiß.
    Ich rührte mich nicht, starrte nur an seinen breiten Schultern vorbei, während ich mir auf die Lippen biss. Er lachte, zog meine Hand zu sich und ließ sie über seinen Oberkörper gleiten. Seine kühle Haut kribbelte an meinen Fingerspitzen.
    Es würde nicht lange dauern und er sorgte dafür, dass es mir noch schwerer fiel, mich zurückzuhalten.
    «Vergiss ihn», fügte er hinzu und fuhr mit der Zunge meinen Hals hinunter und langsam wieder hinauf. Ich stöhnte auf.
    «Er ist dort, wo er schon so lange hin wollte. Er ist zurück im Himmel. Du wirst ihn nie wieder sehen. Die Ewigkeit ist dir hier unten bestimmt.»
    Ich schloss die Augen. Beim Gedanken an Raciel zog sich meine Kehle zusammen. Aber Lucifel hatte Recht. Raciel war für mich in unerreichbare Ferne gerückt. Der Himmel würde ihn nicht wieder hergeben und ich würde hier nicht wegkommen.
    Selbst Gottes treustem Engel war noch nicht vergeben worden. Der stand hier in diesem Moment vor mir und ließ mich spüren, dass ich trotz der Qualen noch lebte. Hier in der Hölle gab es nichts.
    Kein Gewissen, keine Grenzen.
    Einige Sekunden kreisten meine Gedanken um genau diese Tatsache. Bis sich eine andere Erkenntnis in meinem Kopf fraß und meine Gedanken einnahm.
    Ich war frei. Freier, als ich es als Mensch je hätte sein können. Es gab nichts, das ich fürchten musste. Nichts, das mich hätte verurteilen können, wenn ich meine Moral und meine Prinzipien in den Wind schmiss.
    Ich konnte tun und lassen was ich wollte.
    Ohne Konsequenzen.
    So etwas wie Liebe war mir für einen Bruchteil eines Lebens vergönnt gewesen, doch nun war sie fort. Für immer. Ich hatte sie losgelassen.
    Im ersten Moment verspürte ich einen unsäglichen Schmerz. Nur kurz.
    Plötzlich überkam mich ein unvorstellbares Gefühl von Freude. Ein Gefühl unendlicher Macht. Von Freiheit.
    Wie ein riesiger Fels wurden die moralischen Zwänge, in die ich mich als Mensch gepresst hatte, von meinen Schultern genommen. Es gab nichts zu verlieren, denn ich hatte schon alles verloren…
    Lucifel legte meine Hand auf seine Brust, seine Drachenhand lag auf meinen Hüften und fühlte sich kühl an auf meiner erhitzten Haut. Er küsste über mein Schlüsselbein, wanderte wieder über meinen Hals hinauf. Ich schloss die Augen und

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