Daemonenherz
jemand begehrte. Hauptsache war, dass er mich nahm. Das tat er. Immer und immer wieder.
Ich verspürte kein einziges Mal Reue.
Quoten sind alles
«Ich fass es nicht, dass er dich zu einem
Hunter
gemacht hat.» Belial schüttelte den Kopf und ging neben mir her, als wir aus der Kirche traten. «Du solltest wissen, dass Legion und seine
Hunter
die beste Quote haben. Streng dich also an. Das du Anfängerin bist, wird ihn nicht kümmern.»
Tja, die Hölle war nun einmal kein Ponyhof. Ich hatte Belial nichts von meinem kleinen Abenteuer mit Lucifel erzählt. Sie würde mich entweder angrinsen und nach Details fragen, oder mir die Hölle heiß machen.
Ich wusste, dass es davon Wiederholungen geben würde. Ein schwaches Grinsen überflog mein Gesicht.
Ich würde lernen, mit meinem neuen Leben klar zu kommen und ich musste zugeben, dass die Nacht mit Lucifel einiges dazu beigetragen hatte. Raciel war Vergangenheit. So sehr mich der Gedanke an ihn schmerzte, ich wusste auch, dass die Zeit mit ihm nicht zurückkehren würde. Sein Lachen, seine aufmunternden Worte, seine Nähe, seine Wärme, unsere Gespräche, das alles war nicht mehr und würde nie wieder sein. Also hatte ich jetzt Sex. Und so wie es aussah, half das nicht nur meinem angeknacksten Ego und meiner zermarterten Seele, sondern auch meiner Karriere.
Ich hatte einen Job auf der Erde. Ich durfte den Engeln die Seelen weg schnappen. Und das auch noch in der erfolgreichsten Truppe aus Liliths Team von
Huntern
. Ich konnte mir ein weiteres Grinsen auch nicht verkneifen.
«Deine gute Laune ist ja zum kotzen», konstatierte Belial, als sie sich in den Fahrersitz ihres Wagens schwang. «Ist das echt oder spielst du hier wieder die Starke?»
Ich streckte ihr die Zunge heraus. «Ich habe gute Laune. Du könntest dich ruhig etwas für mich freuen, so gut ging es mir schon lange nicht mehr.»
«Und Raciel?»
Hey!!!!
Ich war noch immer in der Verdrängungsphase. Was musste sie damit anfangen?
«Ihm scheint es gut zu gehen. Es ist besser für ihn, wenn er sich nicht noch um mich sorgen muss. Es gibt keine Zukunft für uns. Dafür wird Gott sorgen. Dafür habe ich jetzt wenigstens die Genugtuung, dass ich ihn etwas plagen kann.»
So einfach, wie ich es ihr hier schilderte, war es natürlich nicht. In meinem Inneren herrschte noch immer das pure Chaos und glücklich werden würde ich vermutlich – genau wie alle Dämonen – niemals. Belial wusste das. Aber sie schwieg. Dafür war ich ihr ausnahmsweise mal wieder dankbar.
Wir fuhren die Straße hinunter und bogen auf die Autobahn.
«Sag mal, kann es sein, das ausgerechnet in der Kleinstadt, in der ich wohnte, die Hauptzentrale der Hölle stationiert ist?» fragte ich, als wir gerade am Bahnhof vorbei fuhren.
Belial lachte. «Nein, aber Legion will hier starten. Er sagte, es sei vermutlich einfacher für dich, wenn du in einem Gebiet lernst, das dir vertraut ist. Lilith hat euch in diesem Sektor eingeteilt.»
«Dafür, dass ihr Dämonen seid und ich für die Hölle arbeite, seid ihr enorm zuvorkommend», murmelte ich.
«Das hat nichts damit zu tun. Wir wollen gute Arbeit abliefern, mehr nicht. Ich lass dich da vorne raus, Legion und seine Truppe erwarten dich in dem Gebäude dort.» Sie wies mit der einen Hand in Richtung einer Lagerhalle, während sie mit der anderen das Lenkrad drehte und in die Straße einbog. «Ich muss weiter. Wir haben einen weiteren Pfeiler gefunden und ich muss zu ner Besprechung. Lucifel ist etwas ungeduldig. Seine Laune ist miserabel in letzter Zeit. Ich habe keine Lust, mich mit ihm anzulegen.»
Sie hielt an.
Ich grinste in mich hinein. So schlecht war seine Laune gar nicht gewesen.
«Ich geh mal», antwortete ich und stieg aus. «Viel Glück bei der Besprechung!»
Sie lachte. «Ich wünsche
dir
Glück, du wirst es brauchen!»
Mit dieser demotivierenden Aussage im Nacken schlenderte ich zum Lagerhaus.
In der Halle war es dunkel. Durch die verstaubten Scheiben sickerte nur spärliches Sonnenlicht und es roch nach altem Holz.
«Merk dir eins für morgen! Komm pünktlich», zischte jemand und ein Schatten löste sich von den Kisten im hinteren Teil der Halle.
«Lass mich raten. Legion.»
«Ja», konstatierte er und streckte mir die Hand entgegen.
Ich ergriff sie.
Er war kräftig. Und groß. Und suspekt. Trotz der schummrigen Dunkelheit trug er eine Sonnenbrille und trotz der angenehm warmen Temperaturen einen maßgeschneiderten Anzug. Legion war so breitschultrig und
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