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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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erstaunt an, Belial zog eine Augenbraue hoch und blieb stehen.
    «Ich habe genug», murmelte ich. «Ich werde ihm sein Scheiß-Leben zur Hölle machen. Es ist genug.»
    Ich schwang mich vom Bett und baute mich vor den beiden auf.
    «Wem. Raciel?» fragte Belial skeptisch.
    «Nein! Ihr wisst, von wem ich spreche! Er hat Schuld an allem! Er soll dafür bezahlen!»
    Ich ballte die Fäuste. Das, was ich fühlte, konnte ich nicht in Worte fassen. Ich war furchtbar wütend. Verletzt. Ich hatte genug von all dem Scheiß. Ich wollte nicht mehr leiden. Ich wollte nicht mehr unnötig Hoffen und damit nur noch tiefer verletzt werden. Ich war in der Hölle. Das würde sich nicht ändern. Nicht in diesem Leben. Gott würde nicht zulassen, dass Raciel und ich zur selben Art gehörten.
    Das würde ich ihm niemals verzeihen.
    Meine Wut auf die Ungerechtigkeiten des Himmels wuchs mit jeder Sekunde. Ich hatte aufgegeben, Raciel nachzutrauern. Es gab keine Zukunft. Aber es gab ein neues Ziel. Ich hatte mich genug herumschubbsen lassen.
    Es reichte!
    «Es wird Zeit, dass ich erwachsen werde, was?» fragte ich Belial und biss mir auf die Lippen.
    Meine Stimme war kaum ein Flüstern und ich konnte in Liliths Augen sehen, dass sie erschreckend düster klingen musste. Ich hingegen musste meine Wut irgendwo raus lassen. Mein Blick schweifte von Lilith zu Belial.
    «Er wird dafür bezahlen. Das schwöre ich.»
     

    Ich eilte nach draußen. Vor die Stadttore. Sofort sammelte sich ein ganzer Schwarm Dämonen um mich. Ich gab ihnen eine Steilvorlage. Ich zog mein Schwert und schrie.
    «Na kommt her! Ihr wollt euch mit mir anlegen? Bitte! Worauf wartet ihr!»
    Meine Stimme war laut. Sie hallte von den trostlosen, kalten Wänden der Stadt wider. Keiner der Dämonen rührte sich. Warum griffen sie nicht an? Sie sollten nur herkommen. Sehen, zu was ich fähig war. Ich würde sie töten. Jeden einzelnen. Jeden, der sich mit mir anlegte. Mein Blick schien vernebelt, aber ohne Tränen.
    Wut war alles, was ich fühlen konnte.
    Ich hatte Raciel frei gegeben. Nun war die letzte Verbindung zum Himmel und zu meiner menschlichen Seele gekappt. Ich war allein. Allein in der Dunkelheit der Hölle. Alles was mir blieb, war meine Wut und der Wunsch, mich an denen zu rächen, die Schuld an meinem Unglück trugen.
    Das Schwert lag leicht in meiner Hand. Es schien zu pulsieren und der Knauf strahlte eine angenehme Wärme aus.
    Ich atmete schwer. Mein Hass und meine Verbitterung schnürten mir die Kehle zu. Meine Lunge füllte sich nur krampfhaft und meine Muskeln zitterten. Ich hätte einige Male tief durchatmen können, damit es nachließ. Aber das wollte ich nicht.
    Ich würde stark sein, komme was wolle. Ich würde hier an dieser Situation wachsen und ich würde dafür sorgen, dass der Himmel und die Engel und sogar Gott persönlich meinen Namen fürchten würden. Sie sollten den Tag verfluchen, an dem sie mich im Stich gelassen hatten. Den Tag, an dem sie sich gegen mich entschieden hatten.
    «Kommt schon!!» schrie ich aus Leibeskräften.
    Ich glaubte, Tränen auf meinen Wangen zu spüren, aber ich ignorierte es. Ich musste einfach irgendetwas schlagen. Oder töten. Das spielte hier sowieso keine Rolle.
    Plötzlich zuckte ich zusammen. Mir wurde schwarz vor Augen. Wie ein Stromschlag stieß etwas durch meinen ganzen Körper und ich brach in die Knie. Die Luft um mich schien zu vibrieren. Die Dämonen wichen erschrocken zurück. Ich spürte, dass ich mich veränderte. Die Wut, die ich empfand, brannte sich in meine Knochen.
    Ich schrie auf.
    Aus den Augenwinkeln erkannte ich Belials Beine. Sie hatte sich neben mich gestellt. Zu meiner Linken stand Akephalos.
    Es brannte. Es schmerzte. Ich schrie. Vor Schmerz? Vor Wut? Verzweiflung?
    Ich wusste es nicht.
    Nach wenigen Sekunden war alles vorbei und mein Blick klärte sich. Ich war noch immer unglaublich wütend. Aber ich hatte mich verändert. Innerlich.
    Ich war leer. Einsam. Zuvor war dieses Gefühl schon kaum zu ertragen gewesen, aber jetzt hatte es sich noch einmal verschlimmert. Ich war vom Himmel und meinem menschlichen Dasein endgültig getrennt worden und es war, als hätte man mir meine Seele aus dem Leib gerissen. Alles was ich fühlte war Verbitterung und Hass, ohne einen Funken Hoffnung. Eine Leere und Einsamkeit, die ich nicht in Worte fassen konnte. Taub und benommen erhob ich mich vom kalten Boden der Höllenstadt.
    Ohne Gefühlsregung musterte ich meinen Körper. Die Veränderung daran.
    Aus

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