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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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gewesen.
    Bis jetzt.
    Die Tatsache, dass es keine Zukunft gab für ihn und mich, brannte sich nun mit aller Deutlichkeit in meine Gedanken. Das es so nicht weitergehen konnte. Es gab kein
Wir
. Es gab nur noch ein er und ein ich. Zwei getrennte Wege, die nicht dazu bestimmt waren, zu einem zu werden.
    Im ersten Moment war mir so unglaublich schlecht, das ich glaubte, mich zu übergeben. Mein ganzer Körper sträubte sich gegen den Gedanken. Ich wollte weinen. Ich wollte schreien. Ich tat es nicht. Es war nicht der Moment dazu. Eine Entscheidung musste getroffen werden.
    Anstelle von Panik oder Angst verspürte ich Ruhe. Die Gewissheit, dass die Entscheidung, die ich traf, die richtige war.
    Loslassen.
    «Sag ihm», flüsterte ich und stockte. «Sag ihm, es geht mir gut. Sag ihm es ist in Ordnung, wie es ist.»
    Ich starrte auf die glatt polierten Fliesen des Einkaufszentrums. Meine Beine trugen mich kaum noch und meine Brust zog sich bei jedem Atemzug zusammen.
    Es war eine Lüge. Natürlich. Es ging mir furchtbar.
    Ich konnte nicht mehr kämpfen und nicht mehr hoffen. Wir beide konnten uns nur noch schaden. Ich würde ihn vernichten, wenn ich nicht losließ. Es würde mich vernichten, wenn ich es nicht tat.
    Es schmerzte.
    Ich griff energisch Raphaels Handgelenk und musterte ihn eindringlich. «Er darf es nicht für mich aufs Spiel setzen. Versprich mir, dass du das verhindern wirst.»
    «Ich verspreche es.»
    Ich nickte. Irgendwie fühlte ich mich leichter. Auf eine seltsam schmerzvolle Art und Weise.
    Als hätte ich mir einen Arm abgetrennt, um mich von den Ketten darum zu befreien.
    Es war gut so. Es war richtig so. Es tat weh.
    War ich überhaupt in der Lage, auf eigenen Beinen zu stehen? Die Hölle zu ertragen mit nichts als mir selbst als Ziel vor Augen?
    Ich blieb allein zurück. Obwohl es das Richtige war blieb die Furcht vor dem, was vor mir lag. Die Ungewissheit. Oder war es Freiheit? Ich konnte es nicht einordnen. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und ich war froh, lenkte mich Raphael ab.
    «Ich muss dich das fragen. Ich habe Anweisungen», flüsterte er. «Was geht bei euch vor? Hat er irgendwelche Pläne?»
    Mein Atem stockte.
    «Das ist jetzt nicht dein ernst», zischte ich. «Das ist jetzt wirklich nicht dein ernst!»
    «Es tut mir leid, ich habe Befehle.»
    «Nein», fauchte ich und wich einen Schritt zurück. «Nein. Nichts werde ich euch sagen. Kein Wort! Zuerst verbannt er mich, dann will er mich als Spitzel? Nein!»
    Ich wusste Raphael war es unangenehm, mich zu fragen. Aber er war nun einmal da. Er war es nun, der meine Wut zu spüren bekam.
    «Darum bist du gekommen», fauchte ich und fixierte ihn mit meinem Blick.
    Meine Seite war eindeutig. Ich hatte mich entschieden. Für mich. Für meinen Weg. Diesmal würde ich nicht lieb und nett sein. Diesmal würde ich nicht vergeben und tun, was erwartet wurde. Wütend kniff ich die Augen zusammen.
    Er wich keuchend zurück und knallte an die Wand hinter sich.
    «Hör auf», rief er und krümmte sich.
    Ich gehorchte ihm nicht. Stattdessen wandte ich den Blick nicht von ihm. Sein Atem ging rasch und stoßweise und er kniff die Augen zusammen. «Bitte hör auf.»
    Ein Gefühl von Macht durchflutete mich. Ich hatte Kräfte!
    Ich fixierte ihn mit meinem Blick. Sah wie er litt. Genoss es.
    Als ich meinen Blick abwandte, sog Raphael scharf die Luft ein.
    «Mach mich nie wieder so wütend», zischte ich. «Ich bin fertig mich euch. Mit Gott! Wir sind fertig.»
    Ohne ein weiteres Wort drehte ich ihm den Rücken zu und ging davon. Tränen strömten über mein Gesicht, als ich zu den Regalen zurück torkelte.
    Ich war benommen. Ich fühlte mich leer. Noch einsamer als jemals zuvor.
    Den letzten Hoffnungsschimmer, den ich mir bewahrt und um den ich gekämpft hatte, war nun nicht mehr.
     

     

Gefallener Engel
     

    Ich saß auf meinem Bett. Die Knie eng an den Körper gezogen. Und oh Wunder: ich heulte.
    Lilith saß ratlos neben mir. Belial schlenderte im Zimmer auf und ab und warf mir verächtliche Blicke zu. Ich konnte sie verstehen. Ich hätte mich genauso angesehen.
    Nach der Erkenntnis, dass ich tatsächlich erbärmlich war, beendete ich meinen Heul-Marathon und schluckte die restlichen Tränen hinunter.
    Eine Weile starrte ich bloß geradeaus. Dachte nach.
    Es war Zeit mit der Vergangenheit abzuschließen. Es war Zeit zu erkennen, wer an all dem Schuld hatte.
    «Ich hab die Schnauze voll», flüsterte ich und richtete mich auf.
    Lilith starrte mich

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