Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
explodierte die nahe Wand in ihre Bestandsteile. Die Luft versank in einem dichten weißen Nebel. Von irgendwo klangen Schreie auf, die in einem grauenvollen Heulen untergingen.
Die Schlacht hatte begonnen.
*
Wo zuerst nur ein leichtes Kribbeln zu spüren war, keimten schon bald erste Wundmale auf. Um die Fingernägel legte sich ein roter Kranz. Er bekam Zahnfleischbluten. Was passiert mit mir? Ethan hatte sich in der Fötusstellung zusammengerollt. Ich werde sterben, tönte es ihm immer wieder auf. Ich werde diesen Ort nicht mehr lebend verlassen.
„So schweigsam?“
Er antwortete nicht. Nachdem das widerliche Tierlachen verklungen war, hatte der Fremde nichts mehr von sich hören lassen. Ein Umstand, an dem er nichts auszusetzen hatte.
„Es ist lange her, dass ich das letzte mal den süßlichen Geruch vergossenen Lebenssaftes aufgenommen habe. Du hast dich doch nicht verletzt?“ Es klang weniger besorgt, als viel mehr lauernd. „Hat es vielleicht mit den Zeichen zu tun?
Ethan verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Aufstöhnen. „Was wissen Sie?“
„Viel und doch wenig.“
„Das hilft mir nicht.“ Von der Decke her klang ein schrilles Kreischen. Er rollte sich zur Seite und suchte angespannt die Umgebung ab.
„Scheint, als befände sich etwas im Anflug.“
Er schauderte. „Was war das?“ Für einen kurzen Moment, glaubte er etwas gesehen zu haben. Ein Lichtblitz, sehr schnell und einen roten Schweif hinter sich her ziehend.
„Die Feder ist wahrlich mächtiger, als das Schwert.“
„Sie sind wahnsinnig.“ Er quälte sich hoch, und wurde mitten in den Bewegungen von einem heißen Stechen erfasst, welches sich bis tief in sein Hirn zu bohren schien. Vor seinen geistigen Augen flammten schattenhafte Konturen auf. Er schrie auf, krallte seine Fingernägel in die Kopfhaut und riss ganze Haarbüschel aus.
„Sage mir, was du gesehen hast und ich werde dem Schmerz Einhalt gebieten.“
Es schleuderte ihn von einer Stelle zur nächsten. Heiße Klingen, die seine Gedärme zerschnitten und ihn an den Rand der Besinnungslosigkeit trieben.
„Was hast du gesehen?“, drängte ihn die unbarmherzige Stimme. „Rede endlich!“
Fingernägel lösten sich vom Fleisch. „...Ein Palast...“, winselte er, „... das größte was ich jemals sah ... Oh Gott bitte töte mich ... es soll aufhören ... bitte ...“ Alles weitere versank in einem erniedrigenden Reigen, dem eine tiefe Ohnmacht folgte.
„Ein Palast ...“ Die gelben Tieraugen verschlossen sich, in der Finsternis wiederholten sich die Worte, gefolgt von einem nach Ehrfurcht suchenden Fluch. „Sein Hort.“
*
Als Barker den Schlüssel drehte, glaubte er zu hören wie das zurückschnellende Schloss bis tief in den Korridoren des Hospitals niederhalte. Die schwere Feuertür schwang mit einem quietschenden Knarren auf. Er hielt angespannt die Luft an, linste nervös ins halbdunkel des Flures und betete, dass niemand ihrer Anwesenheit gewahr wurde.
„Wenn Sie noch länger Wurzeln schlagen, werden wir hier draußen erfrieren.“
„Wir müssen sicher gehen das ... Nathalie was zum Teufel ...“
Die junge Studentin war an ihm vorbei gehuscht und bewegte sich bereits zielstrebig Richtung Aufzug. Sie hatte ihr volles Haar zu einem Knoten zusammengebunden, was ihrer Schönheit keinesfalls einen Abbruch tat.
Barker genoss für einen Moment noch ihre ausgeprägte Rückansicht und machte sich dann mit eiligen Schritten an die Verfolgung. „Vorsicht ist in dieser Situation das Maß aller Dinge“, erklärte er.
Der beleidigte Unterton, welcher in der Rüge mit einfloss, zeichnete auf dem Gesicht der Studentin ein spitzbübisches Grinsen. „Wenn die Menschen keinerlei Wagnisse mehr eingehen würden, wäre es doch nur halb so spaßig – finden Sie nicht?“ Sie betätigte den Aufzugschalter.
„Das kann man so oder so sehen.“ Barkers Blick fiel auf die über dem Fahrstuhl angebrachten Leuchtziffern. Die Beiden waren über eine, der seitlich angebrachten Feuerleitern, bis in den zweiten Stock geklettert. Von hier aus wollten sie sich auf Station 9 und von dort aus zu der Quarantäne Station begeben. Ein Unterfangen, das nicht ohne Risiko war.
Das Harris ihn kurzerhand rausgeschmissen hatte – war mit Sicherheit nicht die einzige Maßnahme des Chefarztes geblieben. Der Kerl wollte auf Nummer sicher gehen.
Das Aufblinken der Nummer zwei gab das Zeichen, dass der Aufzug sein Ziel erreicht hatte. Als die beiden Türen zur Seite glitten und
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