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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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übte der Anblick des Entsetzens in seinen Augen eine regelrecht berauschende Wirkung auf sie aus. Blut rann aus dem langen, dünnen Einschnitt auf seinen Hals und ihre Hand. Auf einmal mischte sich scharfer Harngeruch in den süßlichen Blutdunst, und R'shiel schmunzelte, als sie vorn an Loclons Beinkleidern einen dunklen Fleck größer werden sah.
    Er glaubte dem Tode geweiht zu sein. Nicht mehr lang, und er würde um ein gnädiges Ende betteln. Sie hob die Klinge an sein Gesicht und setzte ihm die Schneide an die Wange, um ihm eine der Narbe auf der einen Gesichtshälfte vergleichbare Wunde in die andere Seite zu schlitzen. Die vorhandene Narbe stammte von Tarjas Hand. Sie war ihm von Tarja beigebracht worden,
    weil er Georj getötet hatte. Nun war es an der Zeit, ihm eine zweite Narbe einzukerben. Denn er hatte einen Teil ihres Ichs getötet.
    Mit einem Mal warf sich Loclon mit dem ganzen Körper hintenüber und stieß R'shiel, indem er auf den Fußboden krachte, von den Beinen. Das vom Blut glitschige Messer entglitt ihren Fingern. Aus Verzweiflung und Grauen erstandene Kraft erlaubte es Loclon, sich R'shiel zu entwinden, und sogleich langte er nach dem Messer. R'shiel fiel gegen das schwere Schreibpult und knallte wuchtig mit dem Kopf gegen das harte Schnitzwerk. Erneut lohte in ihr die unerahnte Macht empor.
    Ohne Vorwarnung schwebte aus dem kalten Kamin ein Scheit Brennholz in die Höhe und sauste auf Loclon zu. Zwar streifte es ihn lediglich an der Schulter, aber der Aufprall genügte, um zu verhindern, dass er sich des Messers bemächtigte. Er fuhr herum, hielt stieren Blicks nach dem neuen, ihm unsichtbaren Gegner Umschau, doch schon flog quer durch die Amtsstube ein zweiter Holzscheit in seine Richtung. Er duckte sich, während R'shiel in eine Ecke krabbelte. Voller Grausen sah er R'shiel an, blickte ihr jetzt zum ersten Mal tatsächlich in die Augen. Umständlich kroch er auf sie zu, konnte nur knapp einem dreibeinigen Schemel ausweichen, der als nächstes Geschoss heranschwirrte. Infolge des Zusammenpralls mit dem Pult pochte Schmerz in R'shiels Schädel. Gleich welche absonderlichen Kräfte in ihr wirksam geworden sein mochten, nun jedenfalls schwanden sie dahin.
    Anscheinend bemerkte Loclon in ihren Augen eine Veränderung. Auf Händen und Knien kroch er zu dem
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    Messer und schleuderte es aus R'shiels Reichweite, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Er raffte sich auf und ergriff den in der Nähe des Kamins zu Boden gefallenen Tiger schweif. Mittlerweile lag R'shiel regungslos da, sie fühlte sich plötzlich so schwach wie ein Neugeborenes und völlig wehrlos. Als wäre die Zeit zum Stillstand gekommen, sah sie Loclon die grässliche Geißel über die Schulter heben. Zwar befand er sich noch auf allen vieren, aber er rückte näher.
    Plötzlich trat ein gestiefelter Fuß ihm den Tigerschweif aus der Faust. Der Fuß vollführte einen zweiten Tritt und traf den Hauptmann mitten ins Gesicht, sodass er rücklings gegen den Kamin prallte und der Länge nach bewusstlos auf den Boden schlug. Eine Woge aus Schwärze überflutete R'shiels Geist, sie verdrehte die Augen und fiel in Ohnmacht.
    »R'shiel ...!« Langsam öffnete R'shiel die Augen und hob den Blick. Zu ihrer Verblüffung erkannte sie Mahina, die sich über sie beugte. Neben ihr stand ein Mann, der wie Tarjanian aussah, aber nicht Tarja sein konnte, denn er trug einen roten Hüter-Waffenrock, und Tarja war seit langem kein Hüter mehr. R'shiel fühlte sich so schwach wie eine alte Frau.
    »Dass mich der Hagel erschlage«, murmelte Tarja. Einige Augenblicke lang las Mahina in R'shiels Miene, dann versetzte sie ihr einen Klaps auf die Wange. R'shiel zuckte unter dem Schlag zusammen, und ihre Sicht wurde klarer, doch nach wie vor war ihr zumute, als triebe sie in einer Art dicker Brühe. Ihr Blick streifte Loclon, und ein heftiges Zittern packte sie.
    »R'shiel, wir müssen fort, und zwar ohne Säumen.«
    Bewegungslos lag Loclon an ihrer Seite. Wo der Stiefel sein Gesicht getroffen hatte, war eine blutige Schwellung entstanden. Blut rann ihm aus dem Mund und der gebrochenen Nase und vermischte sich mit dem Blut, das noch aus dem aufgeritzten Hals sickerte. Er sah aus, als wäre er tot.
    »R'shiel, wir müssen schleunigst fort«, erklärte Mahina noch einmal, dieses Mal in dringlicherem Ton. »Verstehst du mich?« Sie blickte Tarja an. »Sie ist stark benommen. Könnt Ihr sie tragen?«
    Tarja nickte und hob R'shiel mühelos auf seine Arme. Mahina

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