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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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selbst ein, oder sie beauftragt Lenk, Schwester Prozlan zu verständigen. Im Grunde genommen ist es mir einerlei. Allerdings sollte es mir fast so viel Vergnügen machen zu sehen, wie die alte Hexe dich auspeitscht, als ob ich's mit eigener Hand täte.«
    R'shiel wich zurück, als er sich näherte. Sie wollte ihm um keinen Preis den Rücken zuwenden, schließlich jedoch stieß sie gegen die harten Kanten des Pults. Loclon kam noch einen Schritt auf sie zu. Das große, schwere Schreibpult vereitelte R'shiel jedes weitere Ausweichen. Sie erkannte ihren Fehler, denn jetzt stand Loclon zwischen ihr und der Tür. R'shiel war durchnässt bis auf die Haut, zitterte am ganzen Leib. Loclon trat noch näher.
    »Rührt mich nicht an«, warnte R'shiel den Hauptmann.
    »Oder was?« Er stemmte ihr den Griff der Geißel unters Kinn, nicht kraftvoll genug, um Schmerzen zu verursachen, aber hinlänglich kräftig, um ihren Kopf in den Nacken zu biegen. Er hob die freie Hand und koste mit überraschender Zärtlichkeit R'shiels Gesicht; sachte streichelte sein Daumen ihre Lippen. Dunkelrot zeichnete sich die Narbe in seinem Gesicht ab.
    Mit aller Kraft, die sie aufzubieten vermochte, biss R'shiel zu.
    »Drecksau!«, schrie Loclon und riss die Hand zurück. Er schlug R'shiel derartig grob mit dem Handrücken, dass sie hintenüber auf das Pult sank. Zunächst war sie zu betäubt, um sich vom Fleck zu regen; in ihrem Mund vermischte sich der salzig-laue Geschmack des eigenen und fremden Bluts. Dann erst richtete sie sich halb auf, gerade als er mit einem viehischen Brüllen nochmals zudrosch. Sie rutschte mit dem Oberkörper vom Pult und sackte auf den Fußboden; dabei riss sie einen Stoß Pergamente und ein Tintenfass mit hinab. Das aus Kristallglas beschaffene Tintenfass zerklirrte, als es aufprallte, und die Tinte bildete neben R'shiel eine dunkle Lache. Im trüben Lichtschein der einzigen brennenden Kerze schimmerten Glasscherben.
    Als Loclon sich ein weiteres Mal auf sie stürzte, barst in R'shiel irgendeine Art von Hemmung. Schlagartig verflogen Schmerz und Furcht, und an deren Stelle trat ein. ihr gänzlich neues, unvertrautes Gefühl der Unbezwingbarkeit. Sie sprang auf, während die unheimliche Aufwallung ihr gesamtes Inneres durchfuhr. Ohne die inwendige Wandlung seines Opfers zu gewahren, packte Loclon sie am Arm und zog sie mit einem Ruck an sich, und da plötzlich tat sich in R'shiel ein unerklärlicher Quell der Kraft auf.
    Anstatt sich zu wehren, schlang sie die Arme um Loclons Hals, küsste ihn, drang mit der Zunge tief in seinen Mund ein, sodass er nach Luft schnappte. Entgeistert wegen ihrer unerwarteten, scheinbaren Nachgiebigkeit, nestelte er an ihrer Kleidung und zerrte ihr ohne sonderliche Mühe die nasse Bluse von den Schultern. Sie bog den Kopf in den Nacken, als er das Gesicht zwischen ihre Brüste grub. Draußen begleiteten Donner- und Blitzschläge das Emporschießen ungeahnter Kräfte in ihrem Innern. Sie spürte, dass Loclon bebte; die Gier, sie zu bezwingen und zu demütigen, versetzte ihn ins Schlottern. Während die unbegreifliche Macht sie durchströmte, hätte R'shiel am liebsten laut geschrien. Es bereitete ihr Genuss, Loclons Zittern zu spüren, sie wollte ihn sich zu ihren Füßen krümmen sehen. Ihre Hände strichen durch seine Haare, als er in die Knie ging. Sie krallte eine Faust in seinen Schopf und drückte ihm ruckartig den Schädel nach hinten. Das Leuchten gezackter Blitze gleißte auf dem schmalen Messer, das sie mit einem Mal in der Rechten hielt.
    Loclon kam mit erstaunlicher Schnelligkeit zur Besinnung. Sie ragte über ihm auf, das lange Haar fiel ihr
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    über die Brüste. Die auflodernde Gewalt brannte ihr in den Augen. Sie verstand nicht, was mit ihr geschah, versuchte es erst gar nicht zu verstehen. Die Faust, mit der sie Loclon das Messer an die Gurgel gesetzt hatte, blieb fest wie Fels. Der Hauptmann war so vernünftig, völlig reglos zu verharren. Möglicherweise hatte er sich im ganzen Leben noch nicht so gefürchtet.
    »Begeh keine ... Torheit«, röchelte er. »Leg ... leg's fort.«
    Zur Antwort stach sie die Messerspitze in seinen Hals, und ein Rinnsal warmen Blutes sickerte über die Klinge.
    »Nicht!«, schluchzte Loclon.
    R'shiel führte das Messer seitwärts. Sie schnitt nicht tief genug ein, um Loclon zu töten, aber immerhin so weit, dass er den Eindruck erlangen musste, sie wolle ihm die Kehle durchtrennen. Während sie mit der Schneide seinen entblößten Hals aufritzte,

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