Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
nicht lang. »Ist R'shiel wohlauf? Mir ist unklar, was ich in Bezug auf sie tun soll. Über Menschen weiß ich wenig. Wenn sie nun stirbt?«
»Sie stirbt nicht. Du brauchst nur ihren Schutz zu gewährleisten. Dessen bist du doch fähig, oder?«
»Ich glaube ja«, gab Dacendaran mit einem Seufzen zur Antwort. »Bist du dir sicher, dass ich nicht lieber dir und Tarjanian zur Seite stehen soll? Das Weibervolk zu betreuen ist... irgendwie langweilig.«
»Wir haben die Absicht, die Verfolger zu erschlagen, Dacendaran, nicht etwa, ihnen die Pferde zu stehlen.« Dann besann sich Brakandaran auf einen anderen Ansatz. Schließlich sprach er immerhin mit einem Gott. Das Selbstbewusstsein der Gottheiten neigte zum Majestätischen. »Du musst verhindern«, fügte er mit gesenkter Stimme und in verschwörerischem Tonfall hinzu, »dass R'shiel uns entführt wird. Wer verstünde dem besser vorzubeugen als der Gott der Diebe?«
Bei diesen Worten geriet Dacendaran in wesentlich bessere Stimmung. »Du befürchtest, irgendwer könnte darauf aus sein, sie uns zu entreißen?«
»Gewiss. Wahrscheinlich durchkämmen die Häscher längst die Hügel und lauern auf eine Gelegenheit zum Überfall. Solltest du dich freilich der Herausforderung nicht gewachsen fühlen ...«
»Werde nicht närrisch! Läge es nicht in meiner Macht, einen elenden Haufen Menschen zu verscheuchen, so kehrte ich mich von meinen Gläubigen ab und führte künftig ein Dasein als Dämon. Nimm dich der Verfolger an, Brakandaran, und ich stelle sicher, dass niemand uns das Dämonenkind entwindet.«
»Wusste ich's doch«, sagte Brakandaran feierlich, »dass ich auf dich bauen kann.«
Sie eilten zu Tarjanian, der an R'shiels Seite kauerte. Das Gesicht der Schlafenden hatte einen heiterfriedlichen Ausdruck. Die Magie-Kraft, die zeitweilig von ihr Besitz ergriffen hatte, war verschwunden, als hätte sie sich nie bemerkbar gemacht. Zwar spiegelten die Blicke der Menschen Bedenken, als Brakandaran neben R'shiel in die Hocke ging, um sie zu untersuchen, aber sie ließen ihn gewähren. R'shiels Puls schlug fest und gleichmäßig. Brakandaran hob sie vom schlammigen Boden auf und übergab sie Dacendaran, der sich inzwischen zurück aufs Pferd geschwungen hatte.
»Sei auf der Hut«, mahnte Brakandaran den Gott.
Dace nickte und trieb das Pferd mit einem Schnalzen an. Gemeinsam mit den beiden Reiterinnen trabte er im trüben Morgenlicht davon. Die Blonde folgte ihm mit hängenden Schultern, wogegen Mahinas aufgerichteter Rücken einer Trutzburg glich.
Brakandaran stapfte zu seinem schwarzen Wallach, der mit gesenktem Kopf und dampfendem Atem völlig ermattet in der Nähe wartete.
»Ungefähr eine Landmeile weit zurück erstreckt sich ein Hohlweg«, wandte sich Brakandaran an Tarjanian, während er den Wallach an den Ast einer knorrigen Weide band. »Dort legen wir uns in den Hinterhalt.«
Auch Tarjanian band sein Reittier fest, dann strebte er mit Brakandaran in die Richtung, aus der sie gekommen waren; dabei hielten sie sich auf dem schmalen Waldpfad, den sie zuvor genommen hatten. Sie erreichten den Hohlweg ziemlich rasch. Unterdessen war der Himmel deutlich heller geworden.
Der Pfad kreuzte den erwähnten Hohlweg, ein ausgetrocknetes Bachbett, in dem sich infolge des nächtlichen Sturzregens ein Rinnsal gesammelt hatte, gleichsam eine Erinnerung an einstige Fülle. Der Einschnitt der Kreuzung hatte ungefähr eine solche Tiefe, dass ein Reiter ihn ungesehen durchqueren konnte, und eine Breite von etwa dreißig Schritt; am anderen Ende war er breiter als auf der Seite, von der die beiden sich näherten. Aus der Ferne konnte Brakandaran schon leise die Geräusche der Hüter vernehmen.
»Sie kommen.« Ungläubig sah der Rebell Brakandaran an. »Glaube mir, sie sind bald da.«
»Und was hast du vor? Du hast doch etwas Bestimmtes im Sinn, oder nicht, Brakandaran?«
»Sobald sie aus dem drüberen Teil des Hohlwegs in die Kreuzung reiten, stürzen wir von beiden Böschungen aus die Bäume auf sie hinab. Mit ein wenig Glück kommen einige von ihnen zu Fall und brechen sich das Genick.«
»Wir stürzen die Bäume hinab? Wie denn das?« Tarjanian maß Brakandaran mit einem Blick, der einem ausgemachten Narren hätte gelten können.
»Mittels Magie«, antwortete Brakandaran. »Wir setzen auf den Beistand der Götter.«
»Wer bist du?«
»Ich bezweifle, dass du es glaubst, wenn ich's dir verrate, Tarjanian. Schicke dich in die Tatsache, dass ich -zumindest gegenwärtig -
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