Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
leicht geht es nun auch wieder nicht«, erwiderte Brakandaran mürrisch. »Voden ist kein Freund des Feuers.«
»Voden?«
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»Der Gott des Grünen Lebens. Letzteres hat diese Männer getötet.« Kurz betrachtete Brakandaran den unentzündeten Scheiterhaufen. »Ich glaube, ich habe einen besseren Einfall.« Ohne auf Tarjanians entgeisterten, leicht argwöhnischen Gesichtsausdruck zu achten, wandte sich Brakandaran noch einmal an Voden. Im Geiste ließ er ein Bild entstehen, das der Gott sofort verstand. Brakandaran wollte es sich nicht durch das Entfachen eines Feuers mitten im Wald mit dem Gott verscherzen, doch was er stattdessen von ihm erbat, würde Voden gewiss gewähren. Brakandaran öffnete die Augen und sah Tarjanian an. »Die Schwierigkeit wird behoben.«
»Was soll das heißen?«
»Schau es dir an.«
Auch dieses Mal kam Tarjanian - und wieder zu Brakandarans Verwunderung - seiner Aufforderung nach. Kalt und klamm erhob sich der Scheiterhaufen in der Morgenhelle. Brakandaran wartete und spürte schließlich am Rande seiner Wahrnehmung Vodens Wirken. Das dem Anschein nach tote Holz, das sie über die Hüter-Leichen gebreitet hatten, fing unversehens zu keimen an; zunächst sprossen die Äste langsam, dann immer rascher, neue Zweige und frische Blätter wuchsen, bis das Grün fast schneller um sich griff, als das bloße Auge es verfolgen konnte. Nach einer Weile ähnelte der Scheiterhaufen einem inmitten des alten Bachbetts wuchernden, großen verzweigten Gebüsch.
Brakandaran schmunzelte, als er Tarjanians Miene sah. »Rosensträucher sind es nicht, aber es macht einen würdigen Eindruck.«
Der Rebell starrte ihn an. »Wie hast du das vollbracht?«
»Ich habe nichts getan. Es war Voden. Bisweilen ist es nicht eben einfach, sich mit ihm zu verständigen, aber wenn man ihn höflich um etwas bittet, zeigt er sich recht umgänglich.«
»Ich glaube dir kein Wort«, sagte Tarjanian und schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Götter, und die Harshini sind allesamt tot.«
Matt lächelte Brakandaran. »Ich kenne eine ganze Anzahl von Harshini, Tarjanian, die dir mit allem Nachdruck widersprächen.«
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»Ihr seid VON MIR wohl enttäuscht, stimmt's?«, fragte Mahina.
»Von Enttäuschung zu reden wäre wohl etwas zu schroff«, antwortete Tarjanian. »Lasst mich sagen, Ihr habt mich überrascht.«
Sie ritten mit lebhafter Geschwindigkeit durch die mittelmedalonische Hochebene und nahmen einen nur schwach erkennbaren Jagdpfad in die Richtung zum Gläsernen Fluss, dessen silbernes Band noch über eine Stunde entfernt lag. Mit R'shiel an seiner Seite ritt Brakandaran an der Spitze und unterhielt sich mit ihr auf seltsam ernsthafte Weise.
Seit sie zu Bewusstsein gekommen war, wirkte R'shiel sonderbar bedrückt. Sie sprach kaum, und angesichts ihres zerstreuten Blicks hätte man glauben mögen, sie schaute irgendetwas, von dem sie nicht die Augen wenden, das außer ihr jedoch niemand sehen konnte. Tarjanian begriff nicht, welches Interesse Brakandaran an R'shiel hegte. Ihm kam es so vor, als kümmerte er sich stärker um sie als jeder andere.
Ursprünglich hatte Tarjanian unterstellt, Brakandaran sei in Grimmfelden aufgekreuzt, um ihn im Auftrag der Rebellen zu ermorden oder ihn vor ein Strafgericht zu schleppen. Tatsächlich aber hatte Brakandaran kein Wort über die Rebellion verloren und, obwohl er in den vergangenen Tagen oft genug Gelegenheit gehabt hätte, keinen Versuch unternommen, ihn zu töten. Überhaupt hatte er wenig geredet; seine einzige bedeutsame Äußerung war die gewesen, ein Harshini zu sein - eine Behauptung, die Tarjanian ohne jegliches Zögern verworfen hätte, wäre er nicht Augenzeuge der wundersamen Verwandlung des Scheiterhaufens geworden. Stets hatte Tarjanian der allgemein verbreiteten Überzeugung angehangen, die Harshini seien ausgerottet, und Brakandaran sah kaum anders aus als irgendein beliebiger Mensch. Aber die Beweise ließen sich schwerlich leugnen.
Mahina gab eine Antwort, und Tarjanian schenkte seine Aufmerksamkeit wieder der einstigen Ersten Schwester.
»Ich habe gesagt, mich überrascht für meinen Teil am meisten, dass ich es so lange in Grimmfelden aushalten konnte. Crisabelle war für meine Sünden, wie sich die Karier wohl ausdrücken würden, eine überreichlich harte Buße.«
Hinter ihnen ritt Dace an Songards Seite, der Bursche redete unablässig drauflos und unterrichtete sie über seine vielen angeblichen Abenteuer, von denen Songard ihm anscheinend kein
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