Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
hinter Tarjanians Rücken einen Hüter die Klinge heben, um sie ihm zwischen die Schultern zu stoßen. Doch unvermutet sauste aus dem Erdreich ein Knäuel verschlungenen Wurzelwerks empor und umstrickte ihn; er schrie seine Qual heraus, während er eingezwängt niedergerungen und im Handumdrehen erdrosselt wurde.
Noch immer hielt Brakandaran sich zurück; auf nachgerade abartige Weise war er neugierig zu erfahren, wie lange Tarjanian diesen gewaltsamen Tanz des Todes verkraften konnte. Von Tarjanians Waffe durchbohrt, fiel ein weiterer Mann. Der Rebell riss ihm die Klinge aus dem Leib und wandte sich gegen den letzten Überlebenden. Nun verzichtete er auf jegliche kämpferische Kunstfertigkeit, schwang das Schwert in weitem Bogen seitwärts und schlug dem verstörten Hüter ohne viel Federlesens den Kopf ab. Gänzlich ausgelaugt sank Tarjanian mitten auf dem Schauplatz des Blutvergießens auf die Knie.
Brakandaran schlitterte die Böschung hinunter und nahm das Ergebnis des Überfalls in Augenschein. Die Pferde wimmelten umher, aber sie waren Hüter-Rösser, und der süßliche Blutgeruch übte auf sie keine nachhaltige Beunruhigung aus. Tarjanian war buchstäblich in Blut getränkt. Schon durchdrang das Summen von Fliegen, die diese Stätte des Todes anlockte, die Luft.
»Ziemlich scheußliche Kampfweise, die Schwertfechterei«, äußerte Brakandaran, während er sich nach allen Seiten umschaute.
»Jedenfalls ist es ehrbarer als das, was du den Männern angetan hast«, schnaufte Tarjanian atemlos.
»Ehrbarer? Du hast eben einem Menschen den Kopf abgehauen. Was ist daran ehrbar?«
575
»Wer bist du?«, fragte Tarjanian ein weiteres Mal. »Oder vielleicht sollte ich fragen: Was bist du?«
Brakandaran sah ein, dass er die Beantwortung der Frage nicht länger aufschieben konnte. Nach dem, was Tarjanian zuvor zu sehen bekommen hatte, war es unmöglich. »Mein voller Name lautet Brakandaran té Carn. Ich bin Harshini.«
Tarjanian nahm die Worte mit ausdrucksloser Miene zur Kenntnis. Er raffte sich auf, indem er sich auf das Schwert stützte, als wäre es eine Krücke. »Ich habe stets gedacht, die Harshini seien Gegner des Tötens.«
»Ach, es ist ganz erstaunlich, welche Folgen ein wenig Menschenblut haben kann.«
Darauf fiel Tarjanian anscheinend keine Antwort ein. »Lassen wir sie einfach da liegen?«
»Nein, es ist meine Absicht, sie in einem weihevollen Hain zu bestatten und auf ihren Gräbern Rosensträucher zu pflanzen«, entgegnete Brakandaran ungehalten. »Selbstverständlich lassen wir sie hier liegen. Was schwebt denn dir vor, etwa ein Heldenbegräbnis?«
»Wie's beliebt. Mir soll's einerlei sein, was man denkt, wenn von Wurzeln erwürgte Hüter aufgefunden werden.«
»Dieser Einwand sticht, ich geb's zu. Was schlägst du vor?«
»Sie zu verbrennen.«
Brakandaran furchte die Stirn. Selbst als Halb-Harshini empfand er die Vorstellung, einen Leichnam einzuäschern - auch den eines Feindes -, als schlimmste Art der Entwürdigung.
Tarjanian bemerkte seine Miene des Missfallens. »Du zauderst nicht, mittels Magie zu töten. Aber du zögerst, die Beweise der Tat zu beseitigen?« Am Waffenrock eines Gefallenen wischte er das Blut von der Schwertklinge, ehe er die Waffe in die Scheide steckte.
Obwohl es ihm gehörig widerstrebte, beugte sich Brakandaran den Vorhaltungen des ehemaligen Hüter-Hauptmanns. Mit vereinten Kräften räumten sie die umgestürzten Bäume aus dem Hohlweg, eine Plackerei, bei der Brakandaran allerdings mit ein wenig Magie nachhalf. Es wäre unklug gewesen, die Pferde der Toten zurück nach Grimmfelden trotten und noch größere Aufregung auslösen zu lassen; zudem konnten sie zusätzliche Reittiere gut gebrauchen. Deshalb kramte Tarjanian eine Länge Seil aus einer Satteltasche und band die Zügel der Tiere zusammen. Anschließend machte er sich an die unschöne Aufgabe, einen Scheiterhaufen zu errichten.
Kühler Wind kam auf, während die beiden Männer die Leichen aufschichteten und mit abgestorbenem Holz bedeckten. Im Wesentlichen überließ Brakandaran diese Tätigkeit Tarjanian. Er hatte keinerlei Erfahrung in derlei Betätigungen und wünschte auch keine zu erwerben. Es dauerte länger, als er angenommen hatte, und als der Rebell zu guter Letzt mit dem Werk zufrieden war, heftete er einen erwartungsvollen Blick auf Brakandaran.
»Das Holz ist zu feucht, als dass man es anzünden könnte«, sagte Tarjanian. »Du musst wohl, glaube ich ... deine Magie anwenden.«
»So
Weitere Kostenlose Bücher