Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
Am Kreuzmast zerschlagen. Dadurch ist ja das Schiff erst in Brand geraten. Und ihr sind dabei die Hände versengt worden.«
»O ihr Götter ...!«, raunte Brakandaran. Der Harshini wandte sich ab, ging hinüber zu den Dämonen und ließ Tarjanian mit dem aufgedunsenen Leichnam allein.
»Was hat es damit auf sich?«, rief Tarjanian dem Harshini nach.
Brakandaran gewährte ihm keine Antwort, sondern setzte den Weg fort.
Das Drachenweibchen plauderte indessen mit den Fardohnjern, die ehrfürchtig vor ihr standen, ähnlich wie Gläubige vor einem großen, lebenden Altar. Die Dämonen, aus denen der andere Drache vereint gewesen war, hatten sich unterdessen in kleineren Gemengen ringsum verstreut und wechselten in einer Geschwindigkeit, die Tarjanian regelrecht schwindeln ließ, ständig das Äußere. Man hätte meinen können, es bereite ihnen spielerisches Vergnügen, andauernd vielerlei neue Gestalten anzunehmen, bisweilen auch die so schlichter Geschöpfe wie Vögel oder Nagetiere. Einige größere Ansammlungen versuchten sich allem Anschein nach an vielseitigeren Formen, aber wechselten auch sie mit atemberaubender Schnelligkeit, und nur manchmal konnte Tarjanian darin ihm einigermaßen vertraut wirkende Geschöpfe erkennen. Während sich Brakandaran, gefolgt von Tarjanian, den Dämonen näherte, sonderte sich ein kleiner Kerl aus dem Getümmel ab und watschelte ihm entgegen.
»Grämt dich etwas, Meister Brakandaran?«, fragte der Dämon. Aus seinem Mund erscholl eben die laut dröhnende Stimme, die man zuvor vom Drachen vernommen hatte, aber sie wirkte nun, bei diesem nachgerade lächerlichen Zwerg, völlig verfehlt. Mit spürbarer Hochachtung verbeugte sich Brakandaran vor dem Dämon und verblüffte damit Tarjanian nicht wenig: Es mutete sonderbar an, ihn so demütig vor einem hässlichen, zwergigen Schrat zu sehen, der ihm lediglich bis ans Knie reichte.
»Darf ich Euch um Euren Ratschlag ersuchen, weiser Erzdämon?«
Tarjanian staunte nicht schlecht über den unvermuteten Wandel in Brakandarans Auftreten.
»Ich helfe dir, wenn ich's kann«, willigte der Dämon ein. »Was ruft bei dir solche Sorge hervor?«
»R'shiel hat den Stab des karischen Priesters vernichtet.«
»Mit Xaphistas Stab ist nicht gut Unfug treiben.« Tarjanian hätte schwören können, dass ernste Beunruhigung das ohnedies faltige Gesicht mit den zu großen Augen furchte. »War der Priester da schon tot?«
Brakandaran warf Tarjanian über die Schulter hinweg einen fragenden Blick zu.
»Nein«, erteilte Tarjanian Auskunft, trat vor und stellte sich an Brakandarans Seite. »Erst nachdem der Stab zerschmettert worden war, hat Drendik den Kaplan erschlagen.«
Für ein Weilchen schwieg Meister Dranymir. »Sie hat«, stellte er schließlich fest, »das Blut der té Ortyns in den Adern.«
»Ist das von Belang?«, fragte Tarjanian. Offenbar wussten Brakandaran und der Dämon über so vieles besser als er Bescheid, dass ihm der Eindruck entstand, sie führten ihr Gespräch nur halb und ließen alle bedeutsamen Rückschlüsse aus.
»Alle Magie fließt durch das Wesen der Götter«, erklärte der Erzdämon. »Xaphista ist ein Nebengott, aber dessen ungeachtet ein Gott wie alle übrigen Götter.«
Na und? , hätte Tarjanian ihn zu gern angebrüllt. Welcher Unterschied ergibt sich daraus?
Endlich erwies Brakandaran, der wohl Tarjanians Ratlosigkeit gewahrte, sich ihm als hilfsbereit. »Der weise Erzdämon will sagen, Xaphista könnte die Vernichtung seines Stabs wahrgenommen haben. Wenn der Geistliche noch lebte, als der Stab zerbrach, kann er den Priester benutzt haben, um zu erkunden, wer sich an dem Stab vergriffen hat.«
»Also weiß jetzt der Gott Kariens«, vergewisserte sich Tarjanian, »wer R'shiel in Wahrheit ist?«
»Wahrscheinlich hat Xaphista schon seit geraumer Frist vom Dämonenspross Kenntnis.«
»Aha, das ›Traumgesicht‹ des Priesters«, rief Tarjanian. »Elfron hat erwähnt, er habe, was R'shiel angeht, eine Erscheinung gehabt. Darum wollten sie sie nach Karien verschleppen.«
»Xaphista hat darüber Klarheit«, stimmte der Erzdämon ihm zu, »dass das Dämonenkind unter uns wandelt.«
»Wieso jedoch sollte er daran Anstoß nehmen?«, fragte Tarjanian. Mittlerweile verzichtete er darauf, sich darüber das Hirn zu zermartern, ob es denn Götter gab oder nicht. Gegenwärtig erwies es sich als leichter, schlichtweg zu unterstellen, dass in den Geschehnissen auf Erden auch Gottheiten mitmischten.
»Weil R'shiel zu dem
Weitere Kostenlose Bücher