Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
Brakandaran hielten ihn zurück, sobald er in ihre Nähe gelangte.
»Lass sie allein handeln«, empfahl Shananara. »Ich möchte sehen, was geschieht.«
Sorgenvoll beobachtete Tarjanian, wie R'shiel auf den größeren der beiden Drachen zuschritt. Ein paar Schritte vor ihm blieb sie stehen, ohne dass man ihr irgendwelche Furcht anmerkte, und lugte zu ihm empor.
Neugierig betrachtete der Drache sie einige Augenblicke lang. »Wohl getroffen, Eure Hoheit«, sagte er schließlich mit seiner dunklen Dröhnstimme. Dranymir beugte vor dem Mädchen auf geradezu höfische Weise den riesigen Kopf.
R'shiel hob den Arm und fasste mit verbrannter Hand den Drachen an. Kaum hatte sie ihn berührt, da zerfiel der Drache vor ihren und den Augen sämtlicher Umstehender: Im einen Augenblick hockte da noch ein gewaltig großes Tier, und einen Herzschlag später war es fort, und an seiner Stelle wimmelte es von kleinen, grauen, hässlichen Geschöpfen mit schwarzen Glotzaugen. Bei ihrem Anblick erschauderte Tarjanian.
»Du hast Vorzügliches geleistet, Brakandaran«, sagte Shananara, während die Dämonen sich in dem Bemühen, zu R'shiel vorzudrängen, schier überschlugen. Starr stand R'shiel inmitten der Brandung grauer Wesen und war anscheinend zu entgeistert oder zu erschrocken, um sich zu regen. Tarjanian sah den Blick, den die Harshini Brakandaran zuwarf, und empfand ihn als keineswegs ermutigend.
»Was ist denn?«
»Eigentlich nichts.«
»Habt ihr euch gesorgt, sie könnten sich auf sie stürzen?«
»Darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.«
Argwöhnisch musterte Tarjanian die zwei Harshini. »Was soll das heißen?«
»Dank ihrer Blutsverwandtschaft besteht zwischen Dämonen und Harshini ein geistiger Connex«, erläuterte Shananara. »Dranymir und die übrigen Dämonen spüren die Verbindung zu R'shiel, so wie auch sie es fühlt, obschon sie vermutlich nicht erkennt, was es ist.«
Solange Tarjanian alle Zweifel außer Acht ließ, bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, ihre Erklärungen zu verstehen. »Und da sie ein geistiges Band zu denselben Dämonen hat wie ihr, ist sie mit euch verwandt?«, fragte er, weil er nicht begriff, inwiefern darin ein Grund zur Besorgnis erblickt werden sollte.
Die Harshini nickte. »Davon gehen wir aus.«
»Und was stört euch daran?«
»Sie ist zur Hälfte Menschin«, stellte Brakandaran fest und behielt sowohl R'shiel wie auch die Dämonen mit undeutbarer Miene im Augenmerk.
»Das ist mir längst klar«, antwortete Tarjanian. »Wieso aber bekümmert euch diese Tatsache?«
Brakandaran wandte den Blick von R'shiel und den Dämonen ab. »Es liegt an der Sippe, aus der sie stammt. Shananaras voller Titel lautet: Königliche Hoheit Prinzessin Shananara té Ortyn. Ihr Bruder ist unser König Korandellen.«
Es wunderte Tarjanian überhaupt nicht, dass R'shiel königlichem Geblüt entstammte. Irgendwie entsprach es ganz ihrer Art. Aber offenbar fanden Shananara und Brakandaran daran wenig Freude.
»Aber das ist nicht der Haken an der Sache, oder?«, fragte er kurz entschlossen.
»Doch, im Wesentlichen sehr wohl«, gab Shananara zur Antwort. »Sie ist Lorandraneks Kind.«
Dieser Name hatte auch für Tarjanian eine gewisse Bedeutung. Er entsann sich an all das, was er über Lorandranek vernommen hatte, und schaute Shananara aus großen Augen an. Die Harshini schlussfolgerte aus seiner Miene, dass er die Lage endlich verstand, und nickte.
»Ganz genau. Sie ist die halb menschliche Tochter eines Harshini-Königs.«
»Vor uns steht das Dämonenkind«, murmelte Brakandaran unfroh.
Als Brakandaran das Werk der Vernichtung besah, das von Tarjanian und seinen fardohnjischen Genossen an den Kariern vollzogen worden war, schüttelte er den Kopf. »Vermagst du«, fragte er, »mit der Faustregel Möglichst geringe Gewaltanwendung irgendetwas anzufangen?«
Tarjanian runzelte über den unterschwelligen Tadel die Stirn. »So viel wie du mit dem Grundsatz der Verlässlichkeit.«
»Du hast also den Pfaffen getötet?« Brakandaran stapfte zur Böschung, wo noch der Leichnam des karischen Kaplans lag. Die Fluten hatten der Leiche das Blut abgewaschen. Im Tode sah er nur noch entfernt wie ein Mensch aus, eher wie ein weiches, schlaffes, bläuliches Meeresgeschöpf, das man aus finstersten Tiefen gefischt hatte.
»Drendik hat es getan.«
»Was ist aus seinem Stab geworden?«
»R'shiel hat ihn zertrümmert.«
Brakandaran sah Tarjanian scharf an. »Was hat sie?«
»Ihn zerschmettert.
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