Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
immer gerechtfertigt.
Mahina heftete den Blick auf Tarjanian. »Vier Jahre lang seid Ihr an der Grenze gewesen, nicht wahr, Tarjanian? Und Ihr durftet sie nie überqueren? Ich sende noch heute eine Nachricht an Verkin und widerrufe Traylas Befehl.« Sie lächelte Jenga zu. »Da seht Ihr's, diese Angelegenheit war leicht in Ordnung zu bringen, oder? Was möchtet Ihr als Nächstes erörtern?«
»Ich trete für einen Ausbau unserer nördlichen Grenzverteidigung ein«, gab Jenga zur Antwort, während ihn Mahinas Eingehen auf sein erstes Ansinnen insgeheim froh stimmte. »Oder um mich genauer auszudrücken, ich befürworte die Einrichtung einer nördlichen Grenzverteidigung.«
Mahina lehnte sich zurück. »Der Friedensvertrag mit Karien schützt unsere Nordgrenze, Hochmeister. So verhält es sich seit fast zweihundert Jahren. Wozu sollen wir Aufwand für den Schutz des Nordens betreiben, wenn das Geld sinnvoller für andere Zwecke ausgegeben werden kann?«
Jenga sah Garet an und nickte ihm zu. Nun musste Garet auf sein Fachwissen zurückgreifen. »Wir bezweifeln«, sagte Garet vorsichtig, »dass der Vertrag mit Karien in dem Umfang gleichermaßen für beide Seiten nützlich ist, wie man uns glauben machen will.«
»Ich habe gerade erst einen Zusatzvertrag mit Karien unterzeichnet, der die Sicherheit unserer Nordgrenze für weitere zwanzig Jahre gewährleistet«, stellte Mahina klar. »Hegt Ihr etwa den Verdacht, die Karier hätten keine Absicht, sich an diesen Vertrag zu halten?«
»Euer Gnaden, ich bin der Ansicht, wir sollten die Geschichte berücksichtigen, die zu dem Friedensvertrag geführt hat«, sagte Garet. »Wir sollten beachten, was damals für ihn die Voraussetzungen abgab.«
»Ich kenne Medalons Geschichtsschreibung«, rief
Mahina dem Obristen in Erinnerung. »Schließlich war ich längere Zeit als Herrin der Erleuchtung tätig, junger Mann.«
»Dessen bin ich mir vollauf bewusst, Euer Gnaden. Dennoch bitte ich Euch, hört Euch meine Darlegungen an.« Durch ein Nicken erteilte Mahina dem Obristen ihr Einverständnis. »Man muss im Augenmerk behalten, wie vor zweihundert Jahren, zur Zeit des gescheiterten karischen Angriffs, die Lage in Medalon war. Damals verkörperte die Schwesternschaft, obwohl sie zügig wuchs, noch keine ernst zu nehmende Kraft. Medalon umfasste kaum mehr als eine lockere Ansammlung von Städten und Dörfern, in denen man überwiegend die Heidengötzen der Harshini anbetete. Zwar hatte die Schwesternschaft die Harshini gestürzt und die Zitadelle übernommen, aber nicht allein als Ergebnis der Macht, über die die Schwesternschaft des Schwertes verfügte, sondern ebenso infolge der harshinischen Abneigung gegen kriegerische Auseinandersetzungen. Im eigentlichen Sinne hatte Medalon keine nennenswerten Streitkräfte.«
»Davon ist mir durchaus nichts neu, Obrist«, merkte Mahina an.
»Habt mit mir Geduld, Euer Gnaden«, bat Garet. »Wie erwähnt, hatte Medalon als Ganzes keine größere Bedeutung. Es hatte kein Heer. Es gab in Medalon nichts, was in Karien als Bedrohung hätte ausgelegt werden können.«
»Trotzdem fiel dort der Beschluss«, sagte Mahina, »uns anzugreifen.«
»Mit Verlaub, ich bezweifle, dass man in Karien viele Gedanken über Medalon angestellt hat«, mischte sich Tarjanian ein. »Die Karier wollten in den Süden vorstoßen, nach Hythria und Fardohnja. Auf dem Marsch dorthin die Harshini auszumerzen war bloß Teil ihrer Planung. Ihre Eroberungsabsicht galt dem gesamten Erdteil, von den Nordland-Gefilden bis zum Dregischen Meer.«
»Aber der Feldzug ist misslungen«, äußerte Mahina, der dieser Wortwechsel sichtlich Vergnügen bereitete. »Ein Unwetter hat sie schon an unserer Grenze zurückgeschlagen.«
»Sie sind nicht einfach nur vertrieben worden«, stellte Garet fest. »Sie haben gewaltige Verluste erlitten. Übrigens glauben die Heiden, Lorandranek habe das Unwetter herbeigezaubert, sodass er als Retter Medalons angesehen werden müsse. Doch ob es göttliches Eingreifen oder höhere Gewalt war, letztendlich hatte es für die Karier furchtbare Folgen. Es hatte sie Jahre gekostet, ein solches Riesenheer zu sammeln, und König Oscyr von Karien musste geradezu um Rückhalt betteln. Nach dem Scheitern des Feldzugs verlor er die Unterstützung der Herzöge und zum Schluss sein Herrscherhaus die Macht. Noch entscheidender war jedoch, dass ihm die Xaphista-Kirche den Segen entzog; man exkommunizierte ihn, und zwei Jahre später starb er in Schmach und Schande.
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