Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
anderer Hüter sein und Davydds Reittier in seine Obhut nahm, um sie abzusatteln und zu tränken.
    Ruckartig sah die Frau ihn an, als hätte sie den Eindruck, die Frage wäre der Beginn eines Verhörs. »Warum willst du das wissen?«
    Als Tarjanian keine Antwort gab, zuckte sie mit den Schultern, so als fühlte sie sich zu ausgelaugt, um sich auf ein Streitgespräch einzulassen.
    »Überwiegend sind es Waisen. Ihre Eltern hat man des Heidentums oder schlimmerer Vergehen beschuldigt. Etliche sind nach Grimmfelden verschleppt, andere durch Hüter erschlagen worden. Versteh mich recht, nicht im Kampf sind sie gefallen, sondern weil sie Haus und Heim vor willkürlicher Zerstörung schützen wollten. Ich bitte dich, in Gegenwart der Kinder überaus behutsam aufzutreten, Hauptmann. Ihre Mehrheit setzt den Anblick des roten Waffenrocks mit dem Tod gleich.«
    Tarjanian und Davydd folgten der Frau in die Überreste der Haupthalle und stiegen vorsichtig hinweg über niedergebrochenes Mauerwerk. Der Saal hatte früher eine ansehnliche Größe gehabt. Seither war das Dach zu weiten Teilen eingestürzt, und nur die Rückseite des Baus bot noch Zuflucht vor Wind und Wetter. Dort kauerten mehrere Kinder an einem kleinen Feuer, das in einem riesigen Kamin brannte, in dem Tarjanian beinahe aufrecht hätte stehen können. Die Kinder fuhren hoch, als sich die Männer näherten, und schraken vor ihnen zurück.
    »Habt keine Bange, meine Lieben«, beruhigte die Frau die Kinder mit gezwungenem Frohsinn. »Die Rotröcke tun euch nichts Böses, ich lasse es nicht zu.«
    »Wenn es die Lage erleichtert, bleiben wir im Freien«, bot Tarjanian ihr an, während er die Kinder sorgenvoll betrachtete. Ein Mädchen von etwa fünf Jahren litt unter dermaßen grässlichem Husten, dass es Tarjanian ans Herz ging.
    »Sie müssen irgendwann einsehen, dass man sich euresgleichen nicht entziehen kann, nicht einmal in dieser Einsamkeit«, gab die Frau mit einem Achselzucken zur Antwort. »Wenn ihr geht, ohne jemanden umzubringen oder etwas zu zertrümmern, hassen sie die Hüter vielleicht etwas weniger.« Trotzig blickte sie Tarjanian in die Augen; doch er hatte vor, sich keine Unbesonnenheiten zu gestatten.
    »Warum haust du ausgerechnet hier mit ihnen?«, fragte er. »In diesem Winkel könnt ihr den Winter schwerlich überdauern.«
    »Wohin soll ich sie sonst bringen, Hauptmann ... Wie lautet dein Name?«
    »Tenragan. Tarjanian Tenragan.«
    Die Frau starrte ihn an, und ihr Gesicht erbleichte; dann drehte sie sich brüsk um und verließ den Saal. Nachdem sie einen verwunderten Blick gewechselt hatten, folgten Tarjanian und Davydd ihr hinaus. Zielstrebig ging zu auf den Hüter zu, der sich mit der Aufteilung der Vorräte beschäftigte.
    »Spar dir die Mühe, Reitersmann. Ich verzichte nun doch lieber auf eure Hilfe.« Ratlos schaute der Hüter Tarjanian an, während die Frau sich wieder an ihn und Davydd wandte. »Schert euch mitsamt euren Vorräten fort, Hauptmann. Du und deine Männer, ihr seid hier nicht willkommen.«
    Mit einem Mal dämmerte Tarjanian eine Erkenntnis. »Ach ...! Du kennst Frohinia.«
    Die Frau stemmte die Fäuste in die Hüften. »Du bist ihr Sohn, nicht wahr? Ich entsinne mich, dich in der Zitadelle gesehen zu haben, als du noch ein Knabe warst.«
    Tarjanian entnahm den Worten der Frau, dass sie einmal in der Zitadelle gelebt hatte, und es erstaunte ihn nicht. Ihre Art zu reden bezeugte, wie ihm sofort aufgefallen war, eine gewisse Gelehrsamkeit, langjährige Schulung und Bildung. Voller Zurückhaltung nickte er; er wollte zu gern erfahren, aus welchen Gründen sie sich von der Schwesternschaft losgesagt und was seine Mutter getan hatte, um eine solche Abwendung auszulösen.
    »Jagt meine Abkunft dir so viel Abscheu ein, dass du sogar meine Hilfe ablehnst?«
    »Hast du je von einem Dorf namens Heimbach gehört, Hauptmann?«, stellte sie erbittert eine Gegenfrage.
    »Das ist eine Ortschaft in den Heiligen Bergen«, sagte Davydd. »Südwestlich Testras.« Anscheinend hatte er nicht nur gute Kenntnisse der Heidenbräuche, sondern ebenso der Landeskunde.
    »Es war eine Ortschaft, Fähnrich!«, brauste die Frau auf. »Es gibt sie nicht mehr. Vor drei Wintern hat Frohinia Tenragan angeordnet, das Dorf bis auf den Grund niederzubrennen und alle erwachsenen Einwohner abzuschlachten. Sämtliche Kinder scheuchte man hinaus in den Schnee und überließ sie dem Verderben. Damals lebten in dem Dorf über dreißig Kinder. Davon sind noch neun übrig

Weitere Kostenlose Bücher