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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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zeugte von höherer Bildung und stand in krassem Gegensatz zu der ärmlichen Kleidung.
    Tarjanian blieb im Sattel und wahrte Abstand. Im Augenwinkel bemerkte er zur Linken einen Knaben von vielleicht elf oder zwölf Lenzen, der sich auf der verfallenen Außentreppe eines Turms zu verbergen versuchte.
    »Bald wird es Abend, gute Frau«, antwortete Tarjanian. »Hier steht in vielen Landmeilen Umkreis das einzige Dach, und mir schaut's nach Regen aus. Soll uns der einzige Unterschlupf verwehrt sein, der sich in dieser kahlen Steppe finden lässt?«
    Die Frau trat ein Schrittchen näher und blickte ihm unfreundlich ins Gesicht. »Euresgleichen würde kein Zaudern kennen, mir jeglichen Trost zu versagen. Wähnst du wahrlich, Hauptmann, es belastete mein Gemüt, wenn deine Männer es ein wenig ungemütlich hätten?«
    »Aber Kalianah, die Göttin der Liebe, verkündet doch, dass alle Gaben geteilt werden sollen«, hielt Davydd ihr entgegen, bevor Tarjanian antworten konnte. Verdutzt streifte sein Blick den jungen Fähnrich, ehe ihm das Amulett auffiel, das der Frau an einem Lederriemen um den Hals hing: eine mit mehreren flaumigen weißen Federn verknüpfte Eichel, das Zeichen der Kalianah. Bei manchen Kriegern Damin Wulfsklings hatte Tarjanian das gleiche Umhängsei gesehen.
    Die Frau wirkte, weil ein Hüter sie auf ihre Glaubenssätze hinwies, gleichermaßen verblüfft und verärgert. »Du sprichst ein wahres Wort, junger Reitersmann, aber die eigentliche Bedeutung bleibt dir verschlossen. Lasst uns in Frieden. Wir fügen hier niemandem Schaden zu.«
    Inzwischen hatte Tarjanian mindestens ein halbes Dutzend weiterer Kinder erspäht, die sich mehr oder weniger geschickt in der Ruine versteckten. Hauste die Frau mit all den Kindern allein in dem alten Gemäuer?
    »Wir könnten auf deiner Gastfreundschaft bestehen, gute Frau«, warnte er sie.
    Verächtlich prustete sie. »Sind die Hüter so tief gesunken, dass sie über Frauen und Kinder herfallen, bloß um die Nacht nicht im Regen verbringen zu müssen, Hauptmann?«, fragte sie und beugte sich zur Seite, um das Kind auf den Boden zu stellen. Aus großen Augen starrte es die Reiter an und lutschte ruhelos am Daumen. Die Frau durchquerte den Vorhof, blieb neben Tarjanians Pferd stehen und blickte zu ihm hinauf. »Einst habe ich die Reichshüter geachtet, Hauptmann, aber so verhält es sich heute nicht mehr. Nenn mir einen Grund, warum ich mit euresgleichen irgendetwas teilen soll.«
    »Es ist unnötig, dass du mit uns teilst, gute Frau«, entgegnete Tarja und erwiderte ihren vorwurfsvollen Blick. »Wir sind mit euch und den Kindern zu teilen bereit.«
    Voller Bedenken musterte ihn die Frau. »Ihr seid keine gewöhnlichen Hüter, stimmt's? Ihr zählt zu den Kundschaftern, vermute ich. Schändliches Pack, so wie der Rest, aber geringfügig gelehrter. Doch einerlei, da ihr uns jetzt entdeckt habt, stehen wir vor dem Ende. Wenn's euch ernst ist, mit uns zu teilen, dann nehmen wir, was ihr entbehren könnt. Ich muss für siebzehn elternlose Kinder sorgen und kann deshalb nicht so stolz sein, Almosen auszuschlagen.«
    Bedächtig stieg Tarjanian vom Pferd und achtete darauf, der Frau und ihrer sonderbaren Kinderhorde nicht noch gefährlicher zu erscheinen, als es sich ohnehin nicht vermeiden ließ. Diese Bälger weckten seine Neugier. Er hatte in ganz Medalon die absonderlichsten Heidenkulte kennen gelernt, aber noch keine heidnische Einrichtung, die so stark einem Waisenhaus ähnelte. Immer mehr Kinder wagten sich heraus, während die Reiter absaßen, und beobachteten die Hüter schweigsam aus dem Schutz der morschen Mauern. Allesamt waren die Kleinen abgemagert und elendig gekleidet. Kein einziges Kind trug Schuhe; sie alle hatten gegen die Kälte nur Lumpen um die Füße gewickelt. Man musste es als reichlich unwahrscheinlich erachten, dass sie den kommenden Winter in dieser Ruine überlebten.
    Tarjanian rief den Hüter zu sich, der die Aufsicht über die Lastpferde hatte, und befahl ihm, nur so viel Wegzehrung im Gepäck zu belassen, wie sie voraussichtlich für den Heimritt benötigten, den Rest hingegen der Frau auszuhändigen. Der Hüter nickte und machte sich, ohne Fragen zu stellen, an die Ausführung des Befehls. Ein wenig war Tarjanian überrascht. Er hatte Widerspruch befürchtet. Immerhin entsprach es kaum den Gepflogenheiten eines Hüters, einen Haufen hungriger Heiden zu ernähren.
    »Woher stammen die vielen Kinder?«, erkundigte er sich bei der Frau, während ein

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