Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
›Verräter-Kastell‹ nennen.«
Davydd lächelte. »Ich könnte mir vorstellen, Hauptmann, dass es Euch einige Schwierigkeiten bereiten würde, in Eurem Bericht an Obrist Warner diese Bezeichnung zu erklären.«
Daraufhin musste auch Tarjanian schmunzeln. Er lenkte den Blick zurück zur Grenze, und auf einmal stach ihm das Blitzen des Sonnenscheins auf Metall ins Auge. Aufmerksam ließ er den Blick schweifen, bis er die Spiegelung ein zweites Mal sah. Eine Staubwolke erhob sich in die kühle Morgenluft; sie näherte sich dem Kastell, befand sich aber noch etliche Landmeilen weit entfernt.
»Wofür haltet Ihr das?«, fragte er und wies auf die Staubwolke.
Der Fähnrich trat an seine Seite und spähte einige Augenblicke lang hinaus in die Ebene. »Pferde. Nicht wenige, wage ich zu behaupten. Sie kommen von Norden, das heißt, aus Karien. Es könnte eine Handelskarawane sein.«
»Mit Panzerreitern?«, fragte Tarjanian, als die Sonne von neuem in der Ferne ein Aufblitzen erzeugte. »Aber es sind zu wenig Reiter, um von einem Heer sprechen zu können.«
»Vielleicht eine Abordnung?«
»Mag sein.« Nachdenklich rieb sich Tarjanian das Kinn. »Gesandter Pieter bereist lieber die Wasserstraßen. Landreisen sind ihm zu unbequem.«
»Allerdings bedeutet die Reise mittels Schiff einen erheblichen Umweg. Vielleicht steht Eile im Vordergrund und nicht das Vergnügen, mit einem großen Schiff bei ein paar medalonischen Bauern Eindruck zu schinden. Es könnte auch sein, dass die Fardohnjer Ärger verursachen. König Hablet erinnert König Jasnoff stets allzu gern daran, dass Fardohnja den Zugang Kariens zum einzigen tauglichen Nordhafen unter Überwachung hat.«
»Ihr unterstellt also, es sei Gesandter Pieter.«
»Es ist kaum eine andere Schlussfolgerung möglich«, antwortete Davydd. »Ordensritter dürfen Karien aus Furcht, die gottlosen Sitten des Südens könnten ihrem Heil abträglich sein, nicht verlassen - außer in Kriegszeiten, da erhalten sie seitens der Xaphista-Kirche eine Sondererlaubnis. Pieter ist der einzige Ordensritter, der eine Dauergenehmigung hat, weil er König Jasnoffs Gesandter in der Zitadelle ist.«
Tarjanian musterte Davydd von der Seite. »Es kommt mir so vor, als wüsstet Ihr über die Karier bemerkenswert gut Bescheid, Fähnrich.«
»Ich gehöre zu den Kundschaftern des Hüter-Heers, Hauptmann.« Der junge Mann hob die Schultern. »Dergleichen zu wissen zählt zu meinen Aufgaben.«
Tarjanian nickte; er fand sich mit der stillen Verschwiegenheit des Fähnrichs ab. »Ruft die Männer zusammen. Sagt Nork, er soll so schnell wie möglich zur Zitadelle reiten und das zweite Packpferd zum Wechseln mitnehmen. Er soll sich durch nichts aufhalten lassen. Er muss dort Bericht erstatten, was hier bevorsteht.«
»Wissen wir denn, was bevorsteht?«, fragte Davydd neugierig.
»Unheil«, antwortete Tarjanian im Bewusstsein vollkommener Gewissheit. »Sucht das Banner heraus. Es muss irgendwo im Gepäck stecken.«
»Reiten wir den Kariern entgegen?«
Tarjanian nickte und lenkte den Blick in die Richtung der Karier, die sich durch die Steppe näherten. »Ich will herausfinden, was sie hier treiben«, wandte er sich an Davydd. »Außerdem liegt mir daran, dass sie der Ruine fern bleiben. Und stellt Euch vor, wie es sie ärgern muss, falls sie uns zu überraschen versuchen, wenn wir ihnen mit einem Ehrengeleit begegnen.«
Kernig nahm Davydd Haltung an und eilte die gefährliche Treppe hinab, um die Befehle auszuführen. Tarjanian drehte sich um; voller Unbehagen blickte er ein letztes Mal den Kariern entgegen und fragte sich, welchen Unsegen ihr unerwartetes Auftauchen wohl ankündete.
Ein einzelner Reiter trabte vorwärts, während Tarjanian und seine Mannen auf die Eindringlinge zuritten, um sie abzufangen. Tarjanian sah sein anfängliches Gefühl bestätigt, als er beobachtete, dass sie hastig Wimpel entrollten, sobald sie die Hüter bemerkten, und die Ordnung ihrer Kolonne veränderten. Der Reiter trug einen prunkvoll vergoldeten Kürass und einen Helm mit eindrucksvollem Federbusch. Auf der Brust des Panzers glänzte ein mit einem silbernen Blitz gekreuzter Stern, das Wahrzeichen Xaphistas des Allerhöchsten.
»Haltet an und gebt Euch zu erkennen!«, forderte der Ordensritter, als sich die beiden Scharen einander auf Rufweite genähert hatten. An seiner Lanze knatterte ein blauer Wimpel vernehmlich im Wind.
»Es ist an Euch«, rief Tarjanian zurück, »Euch zu erkennen zu geben. Ihr befindet
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