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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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gemeinte Belehrungen zu ersparen, jeden Tag bitteres Kräutergesöff.
    Vor dem Gründungsfesttag wurde R'shiel auf etwas aufmerksam, das sie nicht einordnen konnte und dessen Erklärung sie lieber nicht von Schwester Gwenell erbitten mochte. Das erste Mal geschah es, während sie am Kamin saß und auf Frohinias Heimkehr wartete. In der Wärme des stickigen, überheizten Wohnraums war sie eingedöst. Plötzlich war Hella eingetreten, um sich mit irgendetwas zu befassen. R'shiel hatte die Augen aufgeschlagen, die Alte angeschaut und sie mit einer gewissen Bestürzung von einem schwachen Schimmer umgeben gesehen, in dem hellrote Schlieren und dunkle Strudel flimmerten. Überrascht zwinkerte sie, und die Erscheinung war verschwunden, aber danach hatte sie gelegentlich bei anderen Leuten eine gleichartige Beobachtung gemacht. Weder wusste sie dafür eine Begründung, noch hatte sie darauf Einfluss, und sie bezweifelte nicht im Geringsten, dass ihr Gwenell, falls sie ihr davon erzählte, einen neuen übel riechenden Trank vorsetzen würde, um sie von den Anfällen zu heilen.
    Noch viel nachhaltiger jedoch fühlte sie sich durch etwas so Schwaches beunruhigt, dass sie sich fragte, ob sie es sich, ähnlich wie die Aura, die sie an anderen Menschen zu gewahren glaubte, nur einbildete. Begonnen hatte es als eine Art leichtes Ziehen, das sie unvermutet verspürt hatte, während sie im Einschlummern begriffen gewesen war und nebenan die gedämpften Stimmen Frohinias und Hariths den Sturz Mahinas geplant hatten. Sie hatte den Eindruck, dass irgendjemand oder irgendetwas auf sie wartete, nach ihr rief, hatte das Empfinden, es gäbe da etwas unmittelbar außerhalb ihrer Reichweite, das sie nur zu erhaschen brauchte, um endlich ein vollständiges Ganzes zu werden.
    Im Laufe mehrerer Wochen war dieses Gefühl stetig stärker geworden, bis R'shiel es schließlich bloß noch dank Aufbietung ihrer Willenskraft missachten konnte. Sie entdeckte dahinter keinen Sinn. Letzten Endes kam sie zu der Auffassung, es müsse eine seelische Auswirkung ihres Unvermögens sein, Frohinias Handstreich abzuwenden. Es mochte zutreffen, dass Mahina nicht in der Weise über Medalon herrschte, wie Frohinia es gern gesehen hätte, aber sie deswegen aus dem Amt zu drängen, das ging zu weit. Vielleicht handelte Harith wirklich aus Sorge, doch Frohinia griff aus purer Eigensucht nach der Macht. Jacomina war ganz einfach eine Mitläuferin Frohinias. Und Francil, die R'shiel immer für das unbestechlichste Mitglied des Quorums gehalten hatte, war für das Versprechen der Unsterblichkeit doch zu kaufen gewesen.
    Rasch hatte Frohinia, wie vorhergesagt, den Preis, den die alte Schwester für ihre Beihilfe forderte, in Erfahrung gebracht. Francil wollte auf Lebenszeit Herrin der Zitadelle bleiben. Sie wünschte selbst ihre Nachfolgerin zu benennen und in Anerkennung ihrer langjährigen Verdienste um die Schwesternschaft ihren Namen verewigt haben. Es entsetzte R'shiel, als Francil eines Abends, bei einem Feiertagsessen, zu den Verschwörerinnen stieß und ihnen ihre uneingeschränkte Unterstützung zusagte. Sofort nach der Erhebung Frohinias zur Ersten Schwester, so kam man überein, sollte der Große Saal in Schwester-Francil-Saal umbenannt werden. Unter solchen Umständen war es kaum noch verwunderlich, befand R'shiel, dass sie sich in der Zitadelle immer weniger heimisch fühlte. Die Ehre der Schwesternschaft hatte sich als feiles Mäntelchen herausgestellt, um das man so gedankenlos feilschte wie auf dem Marktplatz Port Sha'rins um Fisch. Inzwischen quälte sich R'shiel ständig mit der Frage, die Tarja im Spital aufgeworfen hatte und die unterdessen zu der einen Hauptfrage geworden war, um die ihr gesamtes Denken kreiste. Und was soll aus dir werden, falls du nicht die blaue Kutte anziehst? Bis heute wusste sie keine Antwort, und die Leere, die außerhalb der Schwesternschaft zu drohen schien, schreckte sie ab und hinderte sie daran, einen Entschluss zu fassen.
    Drei Tage vor dem Gründungsfesttag lag R'shiel in ihrer Kammer bäuchlings auf dem Bett und besah wieder einmal das Harshini-Wandgemälde. In der stillen Betrachtung des verbotenen Bildwerks zu versinken bot ihr die Gelegenheit, der Frage nach ihrer Zukunft auszuweichen. Jeden Tag entdeckte sie auf dem Bild etwas Neues, entweder einen Schneefuchsbau voller verspielter, knopfäugiger Fuchswelpen, oder die einzelne, goldene Gestalt, die auf dem Schneegipfel eines Gebirges stand und beide Hände

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