Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
Kamingespräch ausnahmsweise einmal einen hörenswerten Verlauf nehmen, und deshalb mochte sie nicht hinausgeschickt werden. »Aber dieses Mal seid Ihr, muss ich leider eingestehen, wohl im Recht.«
Ernst nickte Frohinia. »Meine tiefste Sorge hat stets nur Medalon gegolten, Harith.«
»Mag sein«, antwortete Harith mit Anklängen deutlicherer Vorbehalte, als Frohinia behagen konnten. »Auf jeden Fall ... Schwester Suelen, die Sekretärin der Ersten Schwester, ist meine Nichte. Sie hat mich auf etwas hingewiesen, das mich seither stark beunruhigt.«
»Vieles an Mahinas Führungs- und Verwaltungstätigkeit ist beunruhigend«, stimmte Frohinia zu. »Aber was genau hat sie angestellt, um bei Euch Verängstigung auszulösen?«
Harith trank einen tüchtigen Schluck Wein. »Ich glaube, Mahina hat die Absicht, Karien den Krieg zu erklären.«
Frohinia schaute entgeistert drein, jedoch hatte R'shiel den Verdacht, dass sie ihre Miene nur für Harith zog. »Ich halte Mahina für fähig zu vielerlei Unfug, aber muss doch anzweifeln, dass sie vorsätzlich eine bewaffnete Auseinandersetzung mit einem so weit überlegenen Gegner anzettelt.«
»Jenga hat in den vergangenen Wochen mehrere Besprechungen mit Mahina gehabt«, erzählte Harith. »An einer Sitzung haben auch dieser kleine, hinterlistige Halunke Garet Warner und Euer Sohn teilgenommen, der übrigens, wie ich gleichfalls erwähnen muss, seit Wochen nicht mehr in der Zitadelle gesehen worden ist. Gerüchte besagen, dass er sich schon im Norden aufhalten soll.«
Frohinia lehnte sich zurück und stützte das Kinn auf die aneinander gelegten Fingerkuppen.
»R'shiel!«
»Ja, Mutter?« Es verblüffte R'shiel regelrecht, unversehens in die Erörterungen einbezogen zu werden.
»Als Tarjanian dich im Spital besucht hat, hat er da ausgeplaudert, wohin er geht?«
Diese Frage befremdete R'shiel. Ließ Frohinia sie etwa beobachten? »Er hat gesagt, er müsse im Auftrag von Obrist Warner ein paar nördliche Grenzdörfer besichtigen.«
Voller Genugtuung nickte Schwester Harith. »Da haben wir's. Was hab ich Euch gesagt?«
»Das beweist noch längst nicht, dass sie einen Krieg vom Zaum zu brechen gedenkt, Harith.« Sichtlich genoss Frohinia die seltene Gelegenheit, sich als Stimme der Vernunft zu betätigen.
»So, nicht? Warum hat sie dann auf ihrem Pult bis ins Kleinste ausgearbeitete Pläne und Kostenveranschlagungen, Heeresstärkezahlen und Vorgaben zur Aufstellung einer so genannten Landwehr liegen?«
Aus R'shiels Warte - sie stand an einem Wägelchen und stapelte vorsichtig das Geschirr, damit es zurück in die Küche befördert werden konnte - ähnelte ihre Mutter in diesen Augenblicken einem Falken, der sich anschickte, sich auf ein argloses Kaninchen zu stürzen. »Ist das gewiss, Harith?«
»Ich habe die Unterlagen mit eigenen Augen gesehen. Diese Landwehr, die sie gründen will, soll das Hüter-Heer entlasten, sodass gut und gern die Hälfte zur Nordgrenze verlegt werden kann.«
»Das wird König Jasnoff als feindselige Handlung betrachten«, äußerte Jacomina betroffen.
»Darüber wird sich Mahina wohl auch im Klaren sein.« Scharf beobachtete Frohinia die beiden anderen Frauen und versuchte ihre Stimmung einzuschätzen. »Vorhin habe ich erfahren, dass Gesandter Pieter sich auf dem Weg zur Zitadelle befindet. König Jasnoff von Karien ist wegen der wieder wachsenden Verbreitung heidnischer Kulte unzufrieden, und das Geraune über dieses Dämonenkind will einfach nicht verstummen. Mahinas Nachgiebigkeit gegenüber dem Heidentum ist ebenso gefährlich wie ihre Kriegsvorbereitungen.«
»Wer hätte gedacht, dass eine graue Maus wie Mahina sich eines Tages als Kriegstreiberin entpuppt?«, meinte Jacomina hämisch.
Auf diese Bemerkung hin allerdings sahen sowohl Harith wie auch Frohinia die Herrin der Erleuchtung verärgert an.
»Man muss ihr in den Arm fallen. Wenn sie es weiter so hält, bewirkt sie Medalons Verderben.«
»Ich stimme Euch aus ganzem Herzen zu, Harith, aber jedes Eingreifen müsste als Verrat gelten, geht man nicht in geeigneter Weise vor.«
Harith verkniff die Augen. »Wie ist das zu verstehen?«
»Mahina muss abgesetzt werden. Öffentlich und rechtmäßig, ohne den mindesten Zweifel, dass sich das Quorum in dieser Hinsicht einig ist. Andernfalls werden sich die Hüter weigern, einer neuen Ersten Schwester die Treue zu beeiden. Mahina hätte vollauf das Recht, uns als Verräterinnen aufhängen zu lassen.« Anscheinend legte Frohinia es
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