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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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hergerichtet hatte, streckte sie mühselig den Rücken. »So. Nun pack deine Sachen aus, und dann kümmern wir uns ums Mittagessen. Du bist dünn wie ein Besenstiel. Ich begreife nicht, was es heutzutage mit den jungen Mädchen auf sich hat. In meiner Jugend hat man dankbar gegessen, was auf den Tisch kam. Niemand hat sich ausgehungert, um irgendwann auszusehen wie ein Kriegsflüchtling.«
    Zwar hätte R'shiel ihr entgegenhalten können, dass sie nichts Derartiges getan hatte, aber ihr war klar, dass es zwecklos bliebe. Während Hella, indem sie fortgesetzt irgendetwas über die wundervollen Zustände ihrer Jugendzeit murmelte, die Kammer verließ, schlenderte R'shiel zum Ankleidetisch und nahm den silbernen Spiegel zur Hand, den ihr Frohinia zum zwölften Geburtstag geschenkt hatte. Außerhalb des Zimmers hatte sie ihn nie benutzen dürfen. Ein dermaßen wertvolles Geschenk konnte unmöglich in den Schlafsälen liegen gelassen werden, wo es Mädchen geringerer Abkunft in Versuchung führen mochte. Dahingehend jedenfalls hatte Frohinia sich geäußert.
    R'shiel besah sich ihr Spiegelbild und war angesichts ihrer Magerkeit selbst ein wenig überrascht. Gwenell hatte ihr für einige Zeit Kräutersud verordnet, um die Leber zu reinigen; ihre Haut würde nämlich gelb, hatte die Schwester behauptet, das wäre ein sicheres Zeichen für eine angegriffene Leber und deren Kränkeln ohne Zweifel die Ursache ihres Widerwillens gegen den Verzehr von Fleisch. Der Blick in den Spiegel bestätigte die angebliche Gelbfärbung nicht, aber es hatte keinen Sinn, mit Gwenell über Angelegenheiten des menschlichen Körpers zu streiten, weil man ohnehin nie Recht behalten konnte. Die schwärzlichen Ränder unter ihren Augen waren heller geworden, doch das Veilchenblau der Augäpfel wirkte dunkler als sonst, fast Nachtblau. Bestimmt ein Vorzeichen eines Nierenversagens, schlussfolgerte sie missgestimmt. Oder vielleicht von Verdauungsstörungen. Mittlerweile war R'shiel des Abhandeins irgendwelcher Krankheitsanzeichen gründlich überdrüssig. In Wirklichkeit fühlte sie sich erheblich wohler als während der vergangenen Monate. Das Kopfweh war verschwunden, sie verspürte wieder herzhafte Esslust, ihre Sinne schienen klarer und schärfer als zuvor geworden zu sein. Nur die Aussicht, die nächsten vier Wochen - bis zum Gründungsfeiertag - unter der unbarmherzigen Fuchtel ihrer Mutter verbringen zu müssen, bedrückte ihr Gemüt.
    »R'shiel ...!«
    Sie schaute auf, als Frohinias Stimme ertönte, und legte den Handspiegel behutsam zurück auf den Ankleidetisch. Ihre Mutter war zum Mittagsmahl in ihre Gemächer gekommen. Dass sie Interesse an der Verfassung ihrer Tochter hätte, wagte R'shiel so wenig zu denken, wie derlei Regungen an sich bei Frohinia selbst aufgetreten wären.
    Weil R'shiel fortan das Essen bei Frohinia einnahm und ihre Mutter keine gesonderte Zeit mehr für sie abzweigen musste, gestalteten sich die Abendmahlzeiten in ihren Gemächern als zwanglose Zusammenkünfte ihrer Stiefelküsserinnen. Hella erhielt abends frei, und wie es R'shiels Rang als Seminaristin entsprach, musste sie -obwohl sie zeitweilig beurlaubt war - Frohinias sämtliche Gäste bedienen. Am häufigsten kam Jacomina zu Gast, die meistens schweigsam am Tisch saß und Frohinias schier endloser Aufzählung von Klagen über Mahinas vorgeblich missratene Führung der Schwesternschaft lauschte. In R'shiels Ohren klang das Gezeter ihrer Mutter im Großen und Ganzen, als übte sie für einen öffentlichen Auftritt.
    Eines Abends gesellte sich kurz nach R'shiels Ankunft Schwester Harith zu der kleinen Versammlung. Anfangs fühlte sie sich allem Anschein nach gar nicht wohl in ihrer Haut, und sie leerte das erste Glas Wein mit ungebührlicher Hast. Frohinia zeigte sich so klug, während des Hauptgangs und der Nachspeise die Unterhaltung lediglich um harmlose Alltäglichkeiten zu führen. Erst nachdem die Schwestern ihre Weinbecher genommen und sich in die Lehnstühle am Kaminfeuer gesetzt hatten, wirkte Harith endlich unbefangen genug, um das Gespräch auf den Anlass ihres Besuchs zu lenken.
    »Ihr wisst, Frohinia, dass ich für gewöhnlich wenig für Eure Ansichten übrig habe«, sagte sie zur Einleitung, starrte in die Flammen und mied die Blicke der anderen Frauen. Frohinia und Jacomina bewahrten Schweigen. R'shiel räumte den Tisch möglichst leise ab, da sie befürchtete, das Geklapper könne auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen. Anscheinend sollte das

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