Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
braucht sie eine Tochter. Ein fremdes Kind heranzuziehen ist eine weit weniger lästige Weise, um ihre Nachfolge sicherzustellen, als es selbst zu gebären.«
Es verwunderte Jenga ein wenig, mit welcher Teilnahmslosigkeit Tarjanian dazu fähig war, die Absichten seiner Mutter zu verstehen, zumal er von ihr abgeschoben worden war, um ihr die Verfolgung ihrer ehrgeizigen Bestrebungen zu erleichtern.
»Unter Umständen erklärt ihr Wunsch nach Gründung einer Dynastie ihre Bereitschaft, R'shiel nach Karien gehen zu lassen«, mutmaßte Garet. »Das Gerede vom Willen des Allerhöchsten kann reines Blendwerk sein. Wenn Frohinia sich den Mantel der Ersten Schwester anlegt, wird R'shiel zur äußerst tauglichen Braut für Jasnoffs Sohn. Cratyn ist im gleichen Alter wie R'shiel und noch unvermählt. Warum sollte Frohinia sich mit dem Amt der Ersten Schwester zufrieden geben, wenn sie die karische Krone ergattern kann?«
Tarjanian schüttelte den Kopf. »Pieter hat erwähnt, der Priester habe ein Gesicht gehabt. Er tritt nicht wie jemand auf, der eine Braut abholt.«
»Was habt Ihr nun vor, Tarjanian?«
»R'shiel ist kein Kind mehr, Jenga. Es könnte für sie eine Erleichterung bedeuten zu erfahren, dass sie gar nicht mit Frohinia verwandt ist. Und nicht mit mir. Wenn Ihr mich fragt, ich bin mir keineswegs sicher, ob sie nicht diese Gelegenheit nutzt, um von der Zitadelle Abschied zu nehmen, wiewohl es heißt, dass sie mit den Kariern ziehen muss. Aber die entscheidende Frage, die uns beschäftigen sollte, ist eigentlich, wer den Befehl zur Brandschatzung des Dorfs gegeben hat.«
Darüber dachte Jenga schon seit einer Weile nach. »Hat Bereth den Namen des Befehlshabenden genannt, der für diese Maßnahme die Verantwortung trug?«
Davydd schüttelte den Kopf. »Erkundigt haben wir uns, aber sie wusste ihn nicht. Sie war bei dem Überfall nicht zugegen.«
»Überrascht es jemanden, wenn ich sage, dass vor drei Jahren Jacomina in Testra die zuständige Verwalterin war?«, fragte Garet.
»Unsere kürzlich ernannte Herrin der Erleuchtung?«, äußerte Tarjanian. »Sieh an, das erklärt freilich vieles. Man lässt ein paar glücklose Dörfler verbrennen und erlangt im Gegenzug einen Platz im Quorum.«
Es gab einen weiteren Grund für Jacominas Aufnahme ins Quorum, doch enthielt sich Jenga wohlweislich aller erhellenden Anmerkungen. Während er die Neuigkeiten durchdachte, kratzte er sich am Kinn; er wusste noch nicht genau, was ihm die stärksten Befürchtungen verursachte. Ohne dass er davon erfahren hatte, war durch ihm unterstellte Männer ein ganzes Dorf vernichtet worden. Wer konnte diese Schandtat verübt haben? Wer von seinen Unterführern mochte dazu im Stande gewesen sein, sich so bedenkenlos an den eigenen Landsleuten zu vergehen?
»Garet, was kann sich Frohinia von einem solchen Aufbegehren gegen Mahina erhoffen, wenn wir das Ganze in einem glaubwürdigen Rahmen betrachten?«
Einige Augenblicke lang überlegte der Obrist, ehe er antwortete. »Im für uns günstigsten Fall bringt sie Mahina in Verlegenheit. Alles hängt davon ab, welche Drohungen die Karier ausstoßen. Möglicherweise versuchen sie uns nur mittels Aufgeblähtheiten zu übertölpeln und zu übervorteilen.«
»Und im ärgsten Fall?«, fragte Jenga, den es vor der Antwort beinahe grauste.
»Tja, es ist nicht ausgeschlossen, dass Frohinia, falls sie die Unterstützung des Quorums und genügender Blauer Schwestern hat, die Absetzung Mahinas erwirken kann.«
»Dahin könnte es kommen?«, fragte Davydd.
»Dergleichen hat es schon gegeben.« Garet zuckte mit den Schultern. »Einmal zumindest. Damals war die Erste Schwester allerdings des Mordes bezichtigt worden. Ich nehme an, alles ist davon abhängig, ob Frohinia hinlänglichen Rückhalt hat, um einen derartigen Versuch zu wagen.«
Jenga schüttelte den Kopf. »Jacomina steht bestimmt auf ihrer Seite, aber Harith ist aus grundsätzlichen Erwägungen gegen sie, und Francil hat sich noch nie am Machtgerangel des Quorums beteiligt. Es fällt mir schwer zu glauben, dass Frohinia eine Mehrheit der Blauen Schwestern findet.«
Rau lachte Tarjanian über Jengas Einschätzung der Lage. »Ich bewundere Euch für Eure Zuversicht, Jenga, aber wenn Frohinia den Vorsatz gefasst hat, die Erste Schwester abzusetzen, dann gewiss nicht, das glaubt mir, ohne die erforderliche Unterstützung.«
»Dann müssen wir Mahina warnen.«
»Erzählt ihr auch, was es mit R'shiel auf sich hat«, schlug Tarjanian vor.
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