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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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über die Schulter um, ehe sie sich in Gespräche vertieften. Sogar die redseligen Markthändler wirkten verhaltener, als man es sonst von ihresgleichen erlebte.
    Fast zwei Wochen hatte Brakandaran gebraucht, um die Stadt auf dem Fußweg zu erreichen. Heimlichkeit war wichtiger als Eile. Seine Seemannskluft hatte er gegen ein ledernes Beinkleid, ein Leinenhemd sowie einen schlichten, aber warmen Mantel eingetauscht. Abgesehen von der goldbraunen Haut und der überdurchschnittlichen Körpergröße ähnelte er in diesem Aufzug einem beliebigen Medaloner. Sein Vater war ein in Medalon gebürtiger Mensch gewesen, und außer den blauen Augen hatte Brakandaran von ihm auch das Gemüt ererbt. Obgleich man ihn bei den Harshini aufgezogen hatte, war ihm sein Naturell stets ein Feind gewesen. Nicht einmal der Friede, der an harshinischen Wohnstätten alles durchdrang, hatte ihn an gelegentlichen heftigen Ausbrüchen hindern können. Manches Mal empfand er es als den reinsten Hohn, dass zwanzig Jahre selbst gewählter Verbannung unter den Menschen ihn mehr Selbstbeherrschung als die etlichen im Sanktuarium zugebrachten Jahrzehnte gelehrt hatten.
    Capitan Drendik war, wie sich herausstellte, ein beleibter, blondbärtiger Fardohnjer und hatte folglich bei einem Volk, das eher zu dunkler Haut und zur Schwarzhaarigkeit neigte, ein eher ungewöhnliches Äußeres. Hythrisches Blut floss in seinen Adern, vermutete Brakandaran, und dieser Umstand erklärte denn wohl auch, dass er dazu bereit war, dem Kriegsherrn behilflich zu sein. Die Mannschaft seines Flussboots bestand aus seinen beiden Brüdern, die fast ebenso groß und blond waren wie er, aber weniger breit um die Hüfte. Brakandaran stellte sich ihm als Bekannter des Kriegsherrn vor, und anscheinend verließ Drendik sich ohne Weiteres auf sein Wort. Er betriebe die Flussschifffahrt allerdings nicht aus Wohltätigkeit, ließ er wissen, daher müsse Brakandaran für die Koje arbeiten oder zahlen. Brakandaran entschied sich fürs Arbeiten. Seine Fähigkeiten als Seemann beeindruckten Drendik gehörig, sodass die Übereinkunft beide Seiten befriedigte. Der Fardohnjer ahnte nichts von Brakandarans wahrer Abstammung und wusste auch nichts über den Anlass seiner Reise in den Norden, und Brakandaran verzichtete wohlweislich darauf, ihm einen Grund zu nennen.
    Am zwanzigsten Margaran legten sie in Markburg ab, einem Tag, an dem stürmischer Wind blies, der mit wilden Böen das kleine Schiff flussaufwärts trieb. Drendik traf die Vorhersage, es könne Frühlingsmitte werden, bevor sie Breitungen anliefen. Brakandaran hatte vor, von dort aus über Land zur Zitadelle zu reisen, um Lorandraneks Kind aufzuspüren.
    An die Schwierigkeiten, mit denen er sich auseinander setzen musste, sobald er sich in der Zitadelle befand, wagte er vorläufig noch gar nicht zu denken. Er wusste nicht einmal, ob das Kind - das sich mittlerweile im Jugendalter befinden musste - männlichen oder weiblichen Geschlechts war, hatte keine Angaben über das Aussehen und keinerlei Ahnung, welchen Namen es trug. Seine Kenntnisse gingen nicht über den Sachverhalt hinaus, dass das Dämonenkind in der Zitadelle lebte, die sich längst in eine Festungsstadt mit mehreren Tausend Einwohnern verwandelt hatte. Sie verkörperte den Mittelpunkt der durch die Schwesternschaft des Schwertes ausgeübten Macht. Vermutlich ähnelte das Kind äußerlich der Mutter. Man konnte sich schwerlich vorstellen, dass ein Harshinikind in der Zitadelle keinen Verdacht erregte. Daher lag die Annahme ziemlich nahe, dass der Dämonenspross einem Menschen so sehr glich wie jeder andere menschliche Junge oder jedes andere menschliche Mädchen auch. Infolgedessen ging Brakandaran davon aus, dass es nur eine Aussicht gab, wie er das Kind entdecken könnte: nämlich durch einen reinen Glücksfall.
16
    Der Tag stand in seiner ganzen Düsternis gänzlich im Einklang mit Jengas Stimmung, während er zum harten Klang des Stiefelstampfens über den Sammelplatz, auf dem gerade eine Anzahl neuer Kadetten den Gleichschritt übte, zu seiner Kanzlei strebte. Die Zitadelle sah unverändert so wie gestern oder vorgestern aus. Nach wie vor schimmerten die Kuppeldächer und Türme selbst im trüben Licht.
    Wie seit zwei Jahrtausenden oder länger erhellten die Mauern sich des Morgens und erblassten am Abend. Allmählich wich der Winter aus dem Hochland, und in den Ebenen sollten bald wie Teppiche die Frühlingsblumen erblühen. Heute jedoch war ein kalter,

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