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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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gewohnt hatte, war Ritter Pieter kein einziges Stündchen trauter Zweisamkeit vergönnt gewesen. Seine Begleitung, auch Elfrons Nonnen, hatte einander in Schichten abgelöst, um den Gesandten unter Obhut zu behalten, wohl weil man befürchtet hatte, irgendein tückischer medalonischer Gottloser könne ihn in sündhafte Versuchung führen. Jenga fragte sich, ob der karische Klerus vielleicht Wind von Pieters früherem Verhalten bekommen hatte. Die Nonnen hatten sich vollständiger Pflichttreue befleißigt, und Pieters erzwungene Enthaltsamkeit war ihm deutlich anzumerken gewesen. So hatte er einen an Gereiztheiten reichen Winter der Entsagung verlebt. Im Gegensatz zu ihm hatte Elfron geradezu zerknirscht gewirkt, als er die Zitadelle mit leeren Händen hatte verlassen müssen. Bis heute kannte Jenga nicht den mindesten Hinweis auf die Gründe, aus denen der Geistliche R'shiel nach Karien hatte verbringen wollen, und sogar Pieter hatte sich verärgert gezeigt, als sein Kaplan das Ansinnen angedeutet hatte, doch in der Zitadelle zu warten, bis man die Flüchtige fände. Gleich was der Priester mit dem Mädchen im Sinn haben mochte, Pieter hatte für seine Halsstarrigkeit nichts übrig gehabt. Ihn zog es heim.
    Gelegentlich hörte Jenga einige Hüter über Frohinia und die Frage tuscheln, ob R'shiel denn nun tatsächlich ihre Tochter oder das Gegenteil der Fall sei, doch gewöhnlich endeten solche Reden schlagartig, wenn er eintrat. Tarjanians Vorwürfe hatten sich in der gesamten Festungsstadt verbreitet wie ein sommerlicher Schnupfen. R'shiels Verschwinden hatte die vielerlei Vermutungen zusätzlich angeheizt, aber die Furcht vor Frohinia unterdrückte den Meinungsaustausch so weit, dass er sich auf verstohlenes Geflüster hier und da beschränkte. Dieser Gesprächsstoff galt allgemein als nicht ungefährlich. Die Erste Schwester hatte überall ihre Schnüffler. Jenga war deswegen keineswegs unzufrieden. Frohinias Betrügereien zu entlarven hätte bedeutet, dass auch seine Lügen aufflögen, und auch nach so langer Frist konnte Dayan noch vor Gericht gestellt werden.
    Tarjanian war so schlau gewesen, aus der Zitadelle zu fliehen. Jenga nahm an, dass R'shiel sich mit ihm abgesetzt hatte, um der Übergabe an die Karier zu entgehen, hatte in dieser Hinsicht jedoch keine Gewissheit. Nicht einmal der letzte Mensch, der sie vor ihrem Verschwinden gesehen hatte, Fähnrich Davydd Schneider, wusste etwas über ihren Verbleib zu sagen. Obschon sie vielerorts gesehen worden sein sollten, gab es seit Monaten keine verlässliche Kunde über Tarjanians oder R'shiels gegenwärtigen Aufenthaltsort. Gegen Tarjanian war ein Haftbefehl wegen Fahnenflucht ausgestellt worden. Wurde er gefasst, drohte ihm der Strang. R'shiel wurde des Diebstahls beschuldigt, es hieß, sie habe vor ihrer Flucht noch flugs aus Frohinias Gemächern einen silbernen Handspiegel oder ähnlichen Tand mitgehen lassen.
    Tarjanian war stets ein hoch angesehener Hüter gewesen, der die Achtung seiner Förderer genossen hatte, selbst noch, nachdem er mit Trayla in Zwist geraten war. Dass er Frohinia die Stirn bot, hatte die Bewunderung seiner Hüter-Kameraden eher noch gesteigert, doch auch wenn sie seinen Mut zu würdigen verstanden, stellten sie die Klugheit seines Tuns durchaus infrage. Dennoch stand fest, dass er durch sein Fortlaufen dem Hüter-Heer und der jetzigen Ersten Schwester den heiligen Treueschwur gebrochen hatte. Dergleichen galt als unverzeihlich. Aus dem Geschwätz, das ihm in den Schänken ans Ohr drang, wusste Jenga, dass man es überwiegend als unwahrscheinlich erachtete, Tarjanian werde jemals lebend in die Zitadelle zurückkehren. Zu viele Kameraden hatten das Gefühl, von Tarjanian verraten worden zu sein.
    Während die Säuberung ohne Nachlassen ihren Verlauf nahm, spürte Jenga bei seinen Untergebenen wachsenden Unmut. Niemand hatte dagegen Einwände, Heiden festzunehmen, jedoch entstand zusehends der Eindruck, dass es immer fadenscheinigerer Beweise bedurfte, um einen Bürger zu überführen und abzuurteilen. Jenga hegte die Auffassung, dass in manchen Fällen Leute ihre Nachbarn angezeigt hatten, einfach um an ihren Grundbesitz zu gelangen.
    Gerüchteweise war davon die Rede, dass nicht wenige Medaloner die Säuberung nutzten, um alte Rechnungen zu begleichen. Es wäre so schlimm wie damals vor zwei Jahrhunderten, behaupteten einige Schwarzseher, als die Schwesternschaft die Vernichtung der Harshini betrieben hatte. Daran allerdings konnte

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