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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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der meisten Zeit des Winters überlebten sie dank R'shiels Pfiffigkeit und Tarjanians weidmännischer Befähigung, oder sie verbrachten ein paar Tage bei einem Bauern, der ihnen fleißige Arbeit gern mit einer Schlafstatt im Stall und warmem Essen lohnte. Allerdings verweilten sie nie zu lang an einem Ort. Die Nachricht über Tarjanians Fahnenflucht blieb jeweils nur um Stunden hinter ihnen, und so verlangte es den Bauern nur wenig ab, sich an die hoch gewachsene Rotschopfige und den fremden Schwarzhaarigen zu erinnern, die auf dem Hof in einer Jahreszeit aufgekreuzt waren, in der sich gewöhnlich kaum jemand auf Reisen begab.
    Nach einer Weile verebbte R'shiels Zorn, jedoch vermutete Tarjanian, dass es nur geringen Anlass brauchte, um neu angefacht zu werden. Allmählich betrachtete sie ihre durch Verzweiflung verübte Flucht als eine Art großes Abenteuer. Überwiegend erwies sie sich als angenehme Reisegefährtin, vorausgesetzt nur, das Gespräch kam nicht auf Frohinia. Sie klagte nie und scheute keine ihr zugemutete Aufgabe. Sie hatte Tarjanian verblüfft, als sie sich auf dem ersten Bauernhof, auf dem sie Unterschlupf gesucht hatten, nicht als seine Schwester, sondern als seine Ehefrau vorgestellt hatte. Ohne Zweifel fahndeten die Hüter nach ihnen, hatte sie danach, unter vier Augen, zur Begründung genannt, und wenn man die Bauern später befragte, sahen sie vielleicht keinen Zusammenhing zwischen dem netten, jungen Ehepaar, das gen Süden zu Verwandten reiste, und dem gesuchten, mitsamt seiner Schwester entlaufenen Fahnenflüchtigen. Tarjanian mochte nicht recht glauben, dass die Hüter sich so leicht irreführen ließen, aber es war keine unvernünftige Vorsichtsmaßnahme, und darum machte er daraus keinen Streitpunkt.
    Zusätzlich erschwert wurde die Flucht durch die seitens Frohinia angezettelte Heidenverfolgung. Überall zogen - ungeachtet des Wetters - Hüter-Streifscharen umher, selbst in Gegenden, in denen man jahrelang keine Hüter gesehen hatte. Einmal entgingen sie ihnen nur knapp, nämlich in dem Dorf Alton, einem kleinen, mittelmedalonischen Weiler, wo lediglich eine Hand voll Sippen wohnte, die allesamt so eng miteinander verwandt waren, dass man zwischen den Familien kaum noch einzelne Abgrenzungen ziehen konnte. Gerade hatten sie es sich für die Nacht behaglich eingerichtet und dösten schon im dumpfigen Mief des warmen Stalls. Tarjanian hatte sich daran gewöhnt, dass R'shiel während des Winters dicht an seiner Seite schlummerte.
    Ihn schmerzten die Muskeln, weil er den ganzen Nachmittag lang die Holzaxt geschwungen hatte, und er war hundemüde; trotzdem wurde er mit einem Ruck hellwach, als er die Geräusche etlicher Pferde hörte. Er lugte durch einen Spalt in den Giebelbrettern des Speichers und sah auf der Dorfstraße eine Hüter-Streifschar daherreiten. Der befehlshabende Sergeant stellte einem Dörfler Fragen. Es mochte sein, dass die Streifschar nicht gezielt nach ihnen suchte, aber das hinderte die Hüter, sobald sie die Flüchtigen entdeckte, gewiss nicht daran, sie unverzüglich in Gewahrsam zu nehmen. Schon Tarjanians im Stall untergebrachtes Pferd genügte, um ihre Anwesenheit zu verraten. Die besonderen Eigenschaften der eigens für die Hüter-Reiterei gezüchteten Rösser waren mit Leichtigkeit zu erkennen.
    Er rüttelte R'shiel wach, gebot ihr Schweigen und deutete hinüber zur Dorfstraße. Sie erhob sich sofort vom Lager und stieg in die Stiefel. Beide rafften sie den kärglichen Besitz zusammen, stopften ihn eilig in die Satteltaschen und schlichen sich hinab zu den Pferden. Tarjanian sattelte, schnallte die Gurte nur locker zu und führte die Tiere leise durchs hintere Scheunentor ins Freie. Erst nachdem sie in dem Wäldchen in der Nähe des Dorfs Schutz gefunden hatten, nahmen sie sich die Zeit, um die Sättel ordnungsgemäß zu befestigen. Anschließend galoppierten sie durch die Nacht bis zum ersten Morgengrauen, und dann rasteten sie nur eine Stunde lang, ehe sie von neuem des Wegs ritten.
    Auf der Flucht lebte es sich äußerst ungemütlich.
    Der Zwischenfall in Alton bewog Tarjanian zur Abänderung seiner Pläne. Bislang hatten sie zwar einer unmittelbaren Nachstellung entgehen können, doch aufgrund der Abgelegenheit der meist winzigen Örtchen, die sie durchquerten, erregten sie dort umso stärkere Beachtung. Die Bewohner hatten selten genug die Gelegenheit, um über Fremde zu schwatzen. Manchmal blieb das Auftauchen Unbekannter viele Wochen hindurch das einzige

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