Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
Anhänger einem solchen Gott beimaßen. Ausschließlich die ganz machtvollen Götter, wie die Liebesgöttin Kalianah, der Kriegsgott Zegarnald, auch Dacendaran, der Gott der Diebe, und der Meeresgott Kaelarn waren stark genug, um nach Belieben jede Gestalt annehmen zu können. Aber die Mehrzahl der Gottheiten war dazu verurteilt, so zu erscheinen, wie ihre Gläubigen sie zu schauen wünschten, und Maera bildete keine Ausnahme. Infolgedessen war die Göttin des Gläsernen Flusses halb Weib, halb Fisch, allerdings nicht etwa auf die anmutige Weise einer Meerjungfrau. Vielmehr trug sie eine dünne, gerippte Rückenflosse zur Schau, hatte kleine, starre, silberne Augen, Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen und überdies Kiemen, die ihr ein Aussehen verliehen, als hätte sie ein Mehrfachkinn. Sie zog einen Gesichtsausdruck, den sie für ein Lächeln hielt, und erheiterte sich anscheinend darüber, Brakandaran überrascht zu haben.
    »Mich hast du wohl nicht erwartet, was, Brakandaran?«
    Brakandaran blickte missmutig zum Heck, wo Drendik und seine Brüder sich am Werk befanden, und schüttelte den Kopf. Maera sah in dieselbe Richtung und lachte. Ihr Lachen umfasste reichlich feuchte, unschöne Gurgellaute. »Sie können mich nicht sehen«, beschwichtigte sie Brakandaran.
    »Was treibst du hier?«, fragte er unwirsch. Drendik wäre über seinen Mangel an Hochachtung entsetzt gewesen, doch Brakandaran kannte die Götter. Sie machten selten Höflichkeitsbesuche. Maera war aus einem bestimmten Grund da, und falls er ihn ihr nicht umgehend entlockte, würde sie ihn aller Voraussicht nach bald schon vergessen haben.
    »Freust du dich nicht, mich zu sehen, Brakandaran?«
    »Ich werde vor Entzücken schier toll«, antwortete Brakandaran. »Was willst du?«
    »Du hast mit Kaelarn geredet, nicht wahr?« Der Meeresgott hatte fast so viel Macht wie Kalianah oder Zegarnald und stand in der allgemeinen Weltordnung weit über einer gemeinen Flussgöttin.
    »Ich bin ihm kein einziges Mal begegnet, und außerdem habe ich das Meer verlassen, um dein Reich aufzusuchen«, sagte Brakandaran und schmeichelte damit sichtlich ihrer Eitelkeit. »Warum bist du aus den Wassern aufgetaucht, Maera?«
    »Was? Ach so. Um dir von dem Kind zu erzählen.«
    »Welchem Kind?« Brakandaran rang um Geduld. So wie dem Fluss, über den sie als Göttin herrschte, ließ sich auch Maera selbst äußerste Unstetigkeit nachsagen.
    »Lorandraneks Kind«, gab sie zur Antwort, als wäre Brakandaran ein wenig begriffsstutzig.
    »Maera, ich bin zur Hälfte Mensch. Ich muss Einzelheiten wissen. Was hast du mir über Lorandraneks Kind zu sagen?«
    Schwer seufzte Maera. »Ich spüre es. Es ist an Bord. Ich habe es auch gespürt, als es schon einmal auf meinem Fluss gewesen ist, aber seitdem ist viel Zeit vergangen. Zegarnald hat mir aufgetragen, es jemanden wissen zu lassen, wenn ich es nochmals spüre. Also tue ich es dir kund.« Sie spitzte die Lippen zu einem Schmollmund und strich mit den Händen über ihre Schuppenhaut. »Ich mag Zegarnald nicht. Immer wenn er in der Nähe umtriebig wird, trieft Blut in den Fluss.«
    »Du hast das Kind schon einmal gespürt?« Brakandaran empfand Erstaunen. »Warum hast du es niemandem mitgeteilt?«
    »Ich hab's«, entgegnete Maera und schnitt eine mürrische Miene, die ihre Kiemen ins Schlackern brachte. »Zegarnald hat es von mir erfahren.«
    Der Kriegsgott hatte sein Wissen verschwiegen und dafür gewiss Gründe gehabt, schlussfolgerte Brakandaran verärgert. »Das Dämonenkind ist bei uns an Bord?«
    »Ich hab es dir doch gesagt, oder nicht?«
    Erbittert biss Brakandaran die Zähne zusammen. »Wer ist es?«
    Die Göttin zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Für mich sehen alle Menschen gleich aus. Aber es ist eben eingetroffen. Ich hab's gerade erst gespürt.«
    »Gerade erst« mochte bei Maera, je nach ihrer Stimmung, einen Augenblick oder aber eine Woche bedeuten. Aber wenn man unterstellte, dass ihre Worte sich auf menschliche Zeitbegriffe bezogen, konnten nur Mandah, Tarjanian oder R'shiel gemeint sein. Die Möglichkeit, dass einer der zwei Ausreißer aus der Zitadelle das Dämonenkind sein könnte, verwarf Brakandaran sogleich. Lorandranek hatte ein Bergmädchen geschwängert, keine künftige Erste Schwester. Ferner berücksichtigte Brakandaran Mandahs ruhiges Naturell und ihren unerschütterlichen Glauben. Eine Zeit lang war sie Novizin gewesen. Und sie hatte ungefähr das richtige Alter. Alles fügte sich

Weitere Kostenlose Bücher