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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Lieblingsgöttin, daher waren ihrem Tempel die umfangreichsten Zuwendungen des Königs zugefallen.
    Seit Brakandaran das Bauwerk zum letzten Mal gesehen hatte, war die Vorderseite mit Marmor verkleidet worden, und jetzt stützte am Portal ein Paar gewaltiger, geriefter Säulen eine kunstvoll mit Abbildungen umher tollender Dämonen verzierte Vorhalle. Doch Brakandaran wusste, dass all diese Hingabe dem König wenig geholfen hatte. Trotz beinahe dreißig Jahren unermüdlicher Versuche hatte er nie einen rechtmäßigen Sohn gezeugt, lediglich eine Unzahl von Bankerten, deren Menge sicherlich ausreichte, um ein kleines Städtchen zu bevölkern.
    Zu guter Letzt saß Brakandaran vor einem etwas abgesonderten, einstöckigen Gasthaus ab, das fast genau an der hohen rosa Mauer lag, die den Sommerpalast umschloss. Ein Sklave eilte herbei, um das Pferd in den schattigen Hof zu führen, und Brakandaran zeigte sich großzügig mit klingender Münze erkenntlich.
    In Fardohnja gab es Sklaven, die mehr Bargeld horteten als ihre Herren, denn man konnte sich, wenn man es durchaus wollte, aus der Sklaverei freikaufen. Viele jedoch verzichteten auf die Wahrnehmung dieser Möglichkeit. Sklave zu sein, bedeutete im Dasein ein hohes Maß an Sicherheit, die sich in der ungewissen Welt der Freien schwerlich finden ließ.
    Im Innern des Gasthofs war es schummrig und kühl, ein weiß gestrichenes Gitterwerk trennte den Eingangsflur vom Schankraum, aus dem gedämpftes Stimmengewirr drang. Der Gastwirt kam Brakandaran entgegen, erfasste mit einem Blick sein vom langen Ritt beeinträchtigtes Äußeres, bemerkte aber auch die am Leibgurt befestigte Geldbörse, überschlug im Kopf deren mutmaßlichen Inhalt und vollführte vorsichtshalber eine Verbeugung.
    »Seid mir gegrüßt, edler Herr.«
    Brakandaran wusste recht genau, dass er in seinem gegenwärtigen Aufzug keineswegs wie ein »edler Herr« aussah, doch zog der Wirt schlau in Betracht, dass sein neuer Gast dessen ungeachtet sehr wohl ein betuchter Mann sein könnte.
    »Ich suche Unterkunft«, sagte Brakandaran.
    »Gewiss, edler Herr. Ein Gemach im Nordflügel ist frei, es liegt der Palastmauer am nächsten. Spitzt man die Ohren, kann man die Prinzessinnen beim Spiel fröhlich lachen hören.«
    Diese Behauptung hielt Brakandaran für höchst unwahrscheinlich. »Außerdem muss ich mit einem Mitglied der Assassinen-Zunft in Verbindung treten.«
    »Denkt Ihr da an jemand Bestimmtes?«
    »Ich wünsche den Raben zu sprechen.«
    Der Wirt kniff die Lider zusammen. »Erlaubt mir die Bemerkung, edler Herr, dass das Oberhaupt der Assassinen-Zunft sich nicht mit jedermann trifft.«
    »Mit mir wird er sich ohne Weiteres treffen«, beteuerte Brakandaran ihm mit aller Zuversicht.
    »Dann kennt Ihr ihn wohl?«
    »Dergleichen hat dich nicht zu scheren.« In Wahrheit hatte Brakandaran nicht die mindeste Ahnung, wer heute den Rang des Zunftoberhaupts einnahm, und sah es auch als unwichtig an. Die Assassinen-Zunft verkörperte in Fardohnja schlichtweg die beste Quelle der Erkenntnisse.
    »Gewiss nicht, edler Herr«, plapperte der Gastwirt und rang die Hände. Nur sehr wohlhabende Adelige konnten sich Beziehungen zur Assassinen-Zunft gestatten. Soeben war Brakandaran im Ansehen des Wirts beträchtlich gestiegen. »Verzeiht mir die Vorwitzigkeit. Ich lasse Euch sofort Eure Kammer zeigen. Sollte ich sonst noch irgendetwas für Euch tun können …«
    »Du kannst zum Beispiel schweigen«, antwortete Brakandaran unwirsch, weil der Mann ihn mittlerweile verdross.
    »Gewiss, edler Herr. Was hab ich mir nur dabei gedacht, Euch … Schweigen … Oh …!« Der Wirt presste, als er Brakandarans Miene sah, die Lippen zusammen.
    »So gefällst du mir besser. Kann ich nun meine Kammer aufsuchen? Ich möchte ein Bad nehmen. Und ich brauche ein Mittagsmahl.«
    Stumm nickte der Mann und verhielt sich so klug, keinen Mucks mehr von sich zu geben. Stattdessen schnippte er mit den Fingern, und ein Sklave huschte herbei, um Brakandaran in die Unterkunft zu führen.
     
    Zu Brakandarans Erstaunen war es eine Frau, die sich im Namen der Assassinen-Zunft an ihn wandte. Angesichts der geradezu berüchtigten Vaterrechtlichkeit Fardohnjas kam es nur äußerst selten vor, dass eine Frau in eine höhere Stellung aufstieg. Ihm war nicht einmal bekannt gewesen, dass die Zunft ihre Satzung geändert hatte und inzwischen auch Frauen als Mitglieder zuließ.
    Die Assassine war klein und schlank, trug ein langes, hellgrünes Kleid, unter dem sich

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