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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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erzeugte eine Entladung, die einem Donnerschlag ähnelte und den Besitzer zu Boden warf. Blut schoss ihm aus den Ohren. R’shiel wiederholte die durchgreifende Maßnahme beim zweiten und schließlich auch dritten Priester, ohne sich darum zu scheren, wie viel Kräfte sie eigentlich aufbot.
    Mehrere weitere Priester hoben voller Trotz die Stäbe, ihren einzigen Schutz gegen sie, aber sie lagen gleich darauf ebenfalls niedergestreckt auf dem Straßenpflaster; ihre Stäbe waren zerborsten, goldener Stern und silberner Blitz zu einem Klumpen aus nutzlosem Erz verschmolzen. Mehr spürte R’shiel neben sich Brakandaran, als dass sie ihn sah, er schrie ihr etwas zu, das sie nicht verstand, irgendetwas übers Maßhalten. Zugleich blieb er in Bereitschaft, um sie aufzufangen, sollte sie zusammenbrechen.
    Es brauchte ein Dutzend oder gar mehr magischer Blitze, um die karischen Geistlichen von weiteren Versuchen abzuschrecken, das Dämonenkind zu vernichten, und noch ein ganzes Weilchen, bis die Hüter einigermaßen Ruhe und Ordnung wiederhergestellt hatten. Unterdessen ließ R’shiel nicht von den Magie-Kräften ab, sie verharrte über dem Tor, wie zur Warnung glänzten ihre Augen schwarz auf die Karier hinab. Sie war erschöpft und zitterte; dankbar fühlte sie Brakandarans Arm um ihre Leibesmitte. Wenn sie in den Augen der Geistlichen einem Inbegriff der Machtfülle glich, dann konnte es nur von Vorteil sein, gewannen sie diesen Eindruck. Sie mussten nicht wissen, dass er sie stützte.
    »Bis zu diesem Augenblick hast du durchgehalten«, flüsterte Brakandaran, während sie sich matt an ihn lehnte. »Gib nun nicht auf, Dämonenkind.«
    »Ich glaube, ich sinke in Ohnmacht …«
    »O nein, keineswegs«, widersprach Brakandaran in strengem Ton. »Du wirst hier stehen, bis der letzte karische Pfaffe die Zitadelle verlassen hat.«
    »Bleib bei mir, Brakandaran.«
    »Mit Gewissheit.«
    Lange harrte R’shiel, gestützt durch Brakandarans starken Arm, über dem Haupttor aus, während die Geistlichen ihre Stäbe an sich nahmen und unten durchs Tor aus der Stadt verschwanden. Gegen Ende ihres Abzugs ergab sich nochmals ein kurzes Gezänk, weil die drei letzten Priester feststellen mussten, dass ihre Stäbe nicht mehr vorhanden waren.
    »Allem Anschein nach«, bemerkte Brakandaran, »hat sich da irgendwer ein Andenken gegönnt.«
    »Will mir auch ganz so aussehen«, gab R’shiel zerstreut zur Antwort.
    Endlich sah R’shiel auch die letzten Priester gehen. Sie hörte das Tor hinter ihnen zufallen, dann drehte sie sich um und blickte ihnen nach, während sie eilends zum karischen Heer am anderen Saran-Ufer strebten. Erst als sie eine Brücke überquert und den flachen Fluss zwischen sich und die Zitadelle gebracht hatten, ließ sie von den Magie-Kräften ab.
     
    Die Festlichkeit, die vorgeblich den Sinn haben sollte, den Abgang der karischen Priester zu feiern, war bei Tarjanian schwieriger durchzusetzen gewesen. Schließlich hatte R’shiel ihn jedoch davon überzeugen können, dass eine solche Veranstaltung nicht allein der allgemeinen Stimmung förderlich wäre, sondern überdies ein Ärgernis für die Schwesternschaft. Auch Garet Warner hatte keine Einwände dagegen, der Schwesternschaft Verdruss zu bereiten, und weil die Hüter bisher eine strenge Einteilung der Lebensmittelvorräte beibehalten hatten, bestand keinerlei Gefahr der Verknappung. Eine gewisse Großzügigkeit müsse die Laune der Bevölkerung heben, legte R’shiel auf einleuchtende Weise dar, und es befanden sich ja, erwähnte sie, noch zahlreiche Angehörige der Schwesternschaft in der Zitadelle, die bloß einen Vorwand suchten, um Unruhe zu stiften. Ganz gelassen hatte sie sämtliche Gründe aufgezählt, die aus ihrer Sicht für eine Festlichkeit sprachen, und jeden Streit mit Garet Warner vermieden. Zu guter Letzt hatte Tarjanian seine Einwilligung erteilt und Hauptmann Grannon mit der Aufgabe betraut, eine derartige Großveranstaltung vorzubereiten. Nun musste R’shiel nur noch die Harshini überreden, damit auch sie ihren Teil beitrugen.
    Die Schlafsäle, in denen die Harshini vorerst Unterkunft gefunden hatten, wiesen keine Ähnlichkeit mehr mit den Räumlichkeiten auf, die R’shiel von früher kannte und in denen auch sie damals gewohnt hatte. Das gesamte Gebäude erstrahlte von Helligkeit und Farbenpracht. Angesichts all dessen, was einst unter der Tünche verborgen gewesen war, stand R’shiel der Mund offen, während sie durch die Korridore schritt,

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