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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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überdeutlich sein öffentliches Erscheinen heraus, obwohl er niemals irgendeine Bittschrift las.
    Brakandaran schlenderte zwischen den mit Karfunkeln geschmückten, verweichlichten Hofschranzen umher. Er trug die grellgelbe Seidenhose und das mit Stickereien verzierte Wams, die ihm Teriahna besorgt hatte. Sie verliehen ihm, hatte sie ganz ernsthaft behauptet, ein Aussehen »ländlichen Adels«. Er vermutete, sie hatte damit gemeint, er sehe in vollauf überzeugender Weise wie der hinterwäldlerische Krautjunker aus, den er mimen sollte. Bei sich nahm er an, dass er den Eindruck eines Trottels erregte.
    Endlich erspähte er den Mann, den er suchte, und strebte durch die Reihen der Höflinge auf ihn zu. Hablet war noch nicht eingetroffen, und Lecter Turon, der Königliche Kanzler, sammelte gerade ebenso emsig wie unverhohlen die Handsalben ein, die den Spendern einen Platz an der Spitze der Warteschlange sicherten. Brakandaran hegte keine Absicht, sich auch nur von einer einzigen Münze zu trennen, um zu Hablet zu gelangen. Er hatte weitaus Besseres als Bargeld zu bieten.
    »Königlicher Kanzler …?«
    Der Eunuch wandte sich um, maß Brakandaran geübten Blicks, erkannte sofort den »ländlichen Adel« und verwarf ihn auf Anhieb als unwichtige, lästige Laus. »Kann ich Euch irgendwie behilflich sein, Junker?«, fragte er mit reichlich ungnädiger Ungeduld.
    »Ich wünsche den König zu sprechen.«
    »Das ist der Wunsch eines jeden, der hier harrt«, seufzte der Eunuch.
    »Mir ist verlässlich mitgeteilt worden, Ihr könntet mir ein Gespräch vermitteln.«
    »Ach, so etwas kann sich schwierig gestalten. Der König ist ein unerhört stark beschäftigter Mann.«
    »Die Mühe soll sich für Euch lohnen.«
    Schlagartig glitzerte Gier in Lecter Turons Augen. »Derlei Gunst kommt teuer zu stehen, Junker.«
    »Dann hat sich der Rabe wohl getäuscht, als er mir beteuerte, dass Ihr mir nützlich sein könntet.«
    Turon erbleichte; unversehens glänzte Schweiß auf seiner Glatze. »Der Rabe?«
    »Habe ich zu erwähnen vergessen, dass er mir Euch empfohlen hat? Allem Anschein nach weiß der Rabe über Euch sehr genau Bescheid, Königlicher Kanzler. Rein beiläufig stellt sich mir die Frage, warum das wohl so sein mag …«
    Bei der Vorstellung, dass das Oberhaupt der Assassinen-Zunft sich für ihn interessierte, merkte man Kanzler Turon unverkennbar Missbehagen an. »Ich werde tun, was ich kann, Junker, aber wie Euch sicherlich unterdessen zu Ohren gekommen ist, befindet sich der König in Trauer um seinen Anverwandten, den Großfürsten von Hythria.«
    »Ohne Zweifel wirft der Kummer ihn schier nieder«, antwortete Brakandaran, ohne mit der Wimper zu zucken. »Aber ich muss von seiner kostbaren Zeit nur ein kurzes Weilchen beanspruchen.«
    »Darf ich mich nach der Art des Anliegens erkundigen, das Ihr dem König vorzutragen gedenkt?«
    »Ich bringe ihm Neuigkeiten, die ich vorzugsweise unter vier Augen nennen sollte.«
    »Bitte wartet hier, Junker. Ich nehme mich ohne Verzug Eures Falls an.«
    In der Tat dauerte es nicht lange, bis Turon wiederkehrte und Brakandaran zu sich winkte. Unter zahllosen Blicken der Neugierde und des Neids folgte Brakandaran ihm zu den mit allerfeinstem Schnitzwerk ausgestatteten Türflügeln am oberen Ende des Vorraums. Ein einziges Mal klopfte der Eunuch an und trat ein, ohne einen Zuruf abzuwarten. »Eure Majestät, erlaubt mir, Euch … Wie lautete doch gleich Euer Name?«
    »Brakandaran.«
    »Junker Brakandaran aus …« Lecter Turon warf Brakandaran einen Blick stummer Fragestellung zu.
    »Ich komme aus dem Sanktuarium«, sagte Brakandaran.
    Bis zu diesem Augenblick hatte der König hinter seinem kunstvoll vergoldeten Pult gesessen und in einer Pergamentrolle gelesen, ohne für den Gast irgendwelche Beachtung zu erübrigen. Bei der Erwähnung des Sanktuariums jedoch hob er ruckartig den Kopf und starrte Brakandaran aus hellen, vogelhaften Augen an. »Woher, sagst du?«
    »Aus dem Sanktuarium.«
    »Welchem Sanktuarium?«
    »Es gibt nur ein Sanktuarium, Eure Majestät.«
    »Lecter, lass uns allein!« Hablets Tonfall schloss jeglichen Widerspruch aus. Wie er ihn geheißen hatte, eilte der Königliche Kanzler sofort aus dem Audienzsaal. Als die Tür zufiel, näherte sich Brakandaran dem Pult des Königs und schaute sich dabei neugierig im Saal um. Die Türen zum Balkon standen weit offen, und aus den üppigen Gartenanlagen konnte man leise kindliche Stimmen heraufschallen hören. Die vom

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