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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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ich fing wieder an zu schreien, als Arkady auf mich zustolzierte. Der Asphalt ächzte unter dem Gewicht seiner Geisteskrankheit.
    Wieder donnerte und grollte es, diesmal ohrenbetäubend nah. Ich hockte auf meinen Beinen und hatte eine ganze Lunge voll Luft, als Arkady seine Krallen in mein Haar grub und mich in die Höhe riss, wahrscheinlich nur, um mich wieder von sich zu stoßen.
    Das Silber auf meinem Kopf erwachte zu blau gleißenden Flammen.
    Er atmete schreiend ein, wie ein schwarzes Loch, das einen Stern einsaugte, und ließ mich fallen. Ich landete auf den Füßen und feuerte aus nächster Nähe vier Kugeln ab. Sein Kreischen übertönte mein eigenes mit Leichtigkeit. Aus meinen Ohren schoss Blut, das mir über Nase und Lippen rann.
    Dann holte ich mit dem Sonnenschwert aus. Die Klinge flammte eifrig auf, als ich nach ihm hieb. Ich hätte ihn auch getroffen, wenn Cenci sich nicht auf ihn gestürzt hätte. Ihr Gesicht war eine hassverzerrte Fratze, und ihre Klauen schnappten nach seinen schwarzen Augen.
    Ihr Schwung manövrierte beide in das brennende Wrack der Limousine, ein Meer aus schmierigem Rauch wallte auf. Ich zögerte keine Sekunde, ungesunde Kraft durchströmte mich, eine Feuerwalze aus Sphärenenergie rollte meinen Arm hinauf und dann durch meinen gesamten Körper. Mein Kampfschrei vermischte sich mit dem kehligen Brüllen der Dämonin, ein Chor weiblicher Zerstörungswut.
    Ich warf mich in das zerstörte Auto. Unter meinen Stiefeln war ein schmatzendes Knacken zu hören. Ich schwang die Klinge, deren Feuer plötzlich das sengende Weiß eines Schweißbrenners spuckte. Das war kein gewöhnliches Sonnenfeuer – das war eine Kernschmelze, die Seele allen Feuers, hervorgerufen durch das Böse und meinen markerschütternden Schrei, als ich das gleißende Weiß Arkady in die Brust rammte.
    Er verpasste mir eine mit der Rückhand. Seine Faust fühlte sich an wie ein schmales Brecheisen, das auf meine Wangenknochen niedersauste. Die Wucht war so gewaltig, dass ich aus dem brennenden Inferno geschleudert wurde und so hart auf dem Boden aufkam, dass meine Zähne aufeinanderschnappten. Leicht hätte mich das ein Stück Zunge kosten können, hätte ich sie nicht um ein Haar verschluckt, als ich nach Atem rang, um zu schreien. Das Feuer toste, als würde die Welt untergehen. Hastig krabbelte ich rückwärts und riss mir dabei die Handflächen auf.
    Inmitten der Feuersbrunst sah ich sie.
    Navoshtay Siv Cenci kauerte auf dem Brustkorb ihres Vaters. In blinder, unmenschlicher Raserei zerkratzte sie ihrem Vater das Gesicht. Seine Augen waren nur noch klaffende Höhlen, aus denen zähes Schwarz rann. Ein Blitz fuhr aus dem Himmel und brannte mir jedes Detail in die Netzhaut ein.
    Die schlanke Höllenbrut mit den langen blonden Haaren und dieser Nase, die so sehr der ihres Vaters ähnelte. Die Mordlust und der Wahnsinn in ihren blutroten Augen. Wie sie sich über ihm aufbaute, eingerahmt von Feuer, das jede normale Höllenbrut verkrüppelt hätte. Arkadys alter, ungeheuerlich kräftiger Körper zuckte und ruckte schwach, wollte sich nicht trennen vom Leben, begriff nicht, dass die Schlacht längst verloren war. Cenci schenkte dem keine Beachtung. Mit einer Hand hielt sie die Augäpfel hoch, an denen noch die langen, abgerissenen Nervenstränge baumelten. Und sie öffnete die Lippen, einmal, zweimal. Flüssige Finsternis troff ihr aus den Mundwinkeln, und ich sah, wie die Flammen von ihr wichen, während ihre Kiefer arbeiteten. Mit dem anderen Arm holte sie aus, schlang die Finger um das Heft – schmale Finger, auf denen sich unter der Berührung des geweihten Metalls des Sonnenschwertes schwarze Brandblasen ausbreiteten.
    Ich hockte mitten auf der Straße und hatte die Augen zu Tellergröße aufgerissen – starrte auf das Geschehen wie ein Kind, das einem Märchen lauscht, das zu grauenvoll war, um nicht wahr zu sein.
    Das Sonnenschwert sang eine schrille Totenklage, bevor das Feuer – sogar das brennende Benzin – schwächer wurde und schließlich erstarb, wie aus Sauerstoffmangel erstickt.
    Ich tastete mit schmerzenden Händen um mich, den Gestank von brennendem Treibstoff und sengender Farbe in der Nase. Fand meine Pistole wieder. Meine Beine verweigerten ihren Dienst, aber ich kämpfte mich hoch. Zitterte. Dann setzte der Regen wieder ein. Abermals grollte Donner durch das kränkliche Orange des Stadthimmels. Blitze zuckten aus den Wolken.
    Das Geräusch, mit dem Cenci die verfallende Höllenbrut immer weiter

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