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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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letztes Mal die schwere, schwüle Luft, die vom nahenden Gewitter kündete. Dann schlossen mich klimatisierte Ruhe und der Gestank nach Höllenbrut ein. Ich musste den Gurt abnehmen und legte das Sonnenschwert auf meine Knie – wie eine Schranke zwischen mir und dem blauäugigen Dämon, der mir gegenüber betont gelangweilt in den weißen Ledersitzen lümmelte. Das helle Innendesign passte zu seinem rotblonden Haar, und die Narbe auf meiner Haut vollführte unter dem Kupferband einen kranken, erfreuten Hüpfer.
    „Endlich allein“, begrüßte mich Perry. Seine Anzugjacke stand offen. In seiner hellblauen Krawatte steckte eine diamantene Nadel. Ich vermutete, dass sie tief im Innern einen Makel hatte – wie etwa ein schreiendes, verzerrtes Gesicht. „Das ist ein ungeheuer grobes Werkzeug für so ein zartes und hübsches Persönchen wie dich, meine Liebe.“
    Du bist nicht der erste Mann, der mir das sagt. Ich starrte aus dem Fenster auf die unbelebten Straßen des Wohnviertels, in dem die Kirche der Heiligen Jungfrau lag. Der Fahrer saß hinter verspiegeltem Glas. Mit dem Rücken zu ihm hockte Perry und begutachtete mich. „Kein Wort der Begrüßung für deinen treuen Sklaven, liebe Kiss? Du bist noch mürrischer als sonst. Ich habe beschlossen, dir auch diesmal deine Aufmüpfigkeit zu vergeben. Tröstet dich das?“
    Nichts, was du tun kannst, könnte mich je trösten, Perry. Es sei denn, du würdest tot umfallen, aber vielleicht nicht mal das. Dir würde ich durchaus zutrauen, von den Toten wiederaufzuerstehen. Und zwar mehrfach. Ich riss mich zusammen und blickte angestrengt nach draußen. Michail hatte mir immer eingeredet, eine Frau hätte bei dieser Art Geschäft einen Vorteil.
    Ich würde diesen Vorteil bis zum Allerletzten ausschlachten. Außerdem war mein Kopf randvoll mit farblosen Benzindämpfen, es fehlte nur noch der Funke. Ich hoffte, ich wäre tatsächlich so gefährlich, wie ich es mir im Moment einbildete.
    Er schwieg eine Weile. Ich fühlte, wie sein gieriger Blick über mich glitt und eine glitzernde Schleimspur hinterließ, wie von der Nässe einer heißen Schuppenzunge.
    Der Chauffeur fuhr auf direktem Weg zum Monde.
    Als wäre daran etwas Gutes, Jill.
    Die Narbe erwärmte sich. Hitze quoll meinen Arm entlang, ein angenehmes Gefühl. Ich setzte ein grimmiges Gesicht auf und stemmte die Füße in den Boden, als die Limousine links abbog.
    „Ich habe es wirklich schwer mit dir.“ Er schaffte es, gleichzeitig hämisch und zerknirscht zu klingen. Ich würdigte ihn keiner Antwort. „Ich habe getan, was du verlangt hast. Arkady wartet im Monde, wo er gerade ein paar Liebkosungen genießt, die ihn hoffentlich gütlich stimmen. Es hat mich eine Menge Zeit und Mühe gekostet, ihn zu beruhigen und ihn davon zu überzeugen, deine …“
     
    Jetzt, Jill. Zeit zum Angriff. „Schwachsinn.“ Ich schnitt ihm das Wort ab. „Du hast ihn davon überzeugt, dass ich einen guten Köder für seine Tochter abgeben würde, nachdem du dir zusammengereimt hast – oder vielleicht hast du es ja sogar gewusst –, dass die Werwesen den Entarteten aufgespürt haben. Spar dir das Theater, Perry. Ich hab deine Spielchen satt.“
    „Es gibt noch andere Spielchen.“ Er setzte einen Schlafzimmerblick auf. Heiße Luft streichelte meine Wange. Jeder einzelne Nerv war bis zum Zerreißen gespannt, wartete darauf, dass er grob werden würde. „Du solltest dieses unsägliche Ding abnehmen. Ich höre so gerne deinen Herzschlag.“
    „Das Armband bleibt, Perry.“ Zumindest, bis ich von Arkady Prügel beziehe. Der Motor des Wagens wurde lauter, als der Fahrer beschleunigte und die Mendez Road hinauffuhr.
    „Du bist hart.“ Vorsichtig und sachte wie eine Katze. „Womit habe ich deinen Zorn verdient, Racheengel?“
    Du bist hier und nicht in der Hölle, Perry. Und du murkst in meinem Kopf herum. Aber pass mal auf, das kann ich auch. „Lass mich. Ich bin nicht in Stimmung.“
    „Wankelmütige Frau“, murmelte er. Seine Augen blitzten auf wie die eines Raubtiers. Die Narbe prickelte, grub sich schmatzend in meine Haut. „Aber ich schätze, das ist dein angeborenes Recht.“
    Mach nur so weiter, du Dreckskerl von einem Dämon. Ich war bescheuert zu denken, dass ich eine Höllenbrut manipulieren könnte, vor allem so eine.
    Aber auch Idioten haben manchmal Dussel. Heute Nacht fühlte ich mich wie Hans im Glück. Oder vielleicht auch nur waghalsig.
    Er sprach leise und nachdenklich. „Du bist so still. Und

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