Daemonenmal
Besen vor sich her.
Auf der linken Seite war die gigantische Bar, und wie sonst auch war Riverson da. Seine blinden, belegten Augen wurden groß, als er mich wahrnahm. „Kismet.“ Seine Stimme klang nichtssagend, er griff hinter sich und angelte nach einer Flasche Wodka. „Du bist hier.“
Der erste Punkt geht an dich, blinder Mann, dafür, dass du das verflucht Offensichtliche kommentierst. Ich behielt meine Gedanken für mich.
Michail hatte mich mal mitgenommen zu Riverson. Für einen Menschen, an dem nicht der geringste Hauch von Hölle klebte, kannte dieser sich extrem gut mit ihren Bewohnern aus – und war noch immer am Leben, um sein Wissen zu teilen. Beides beachtenswerte Leistungen. Als Michail ihn kennengelernt hatte, war er noch nicht blind gewesen. Aber als ich ihm vorgestellt wurde, sah er bereits aus wie eine Vogelscheuche, mit schlohweißem Haar und diesen nutzlosen Kugeln im Gesicht -die trotz des klebrigen Films eine Menge mehr zu bemerken schienen, als jeder normal Sehende es je könnte.
Und dieses erste Mal, als ich hier war, war auch Perry am Ende der Bar aufgetaucht und hatte mehr als interessiert rübergeblickt. Michail wäre um ein Haar auf ihn losgegangen, aber Perry hatte da ein Angebot zu unterbreiten gehabt … ein paar Monate später hatte ich mich in dem Stuhl wiedergefunden, Perry war um mich herumgeschlichen, und wir hatten das Geschäft ausgehandelt, das es mir ermöglichte, meine Arbeit so überaus gut zu erledigen.
Mord, Chaos, Schreie – das fasst es ziemlich gut zusammen. Hey, wenn man als Mädchen für irgendwas talentiert ist …
Ich drängte die Erinnerungen in ihre kleine schwarze Kiste, griff nach dem Kurzen, den Riverson mir eingeschenkt hatte, leerte ihn in einem Zug und knallte das Glas auf den Tresen. Inmitten der Stille klang es wie ein Gewehrschuss. „Bin früh dran.“ Meine Stimme hatte einen gleichgültigen, mechanischen Ton an sich. „Ich bin geschäftlich hier. Schreib s an.“
„Du kannst oben in seinem Büro warten. Sie sind noch in der Besprechung – Kismet! Um Himmels willen, tu das nicht!“
Der alte Mann klang tatsächlich besorgt. Eine Besprechung, schon klar. Im Büro warten? Nein, davon halte ich nichts. Perry, dein Meeting muss wohl vertagt werden.
Und während ich hier auf diesem Weg ein paar Dinge klarstellen konnte, würde ich gleichzeitig vielleicht noch etwas Interessantes herausfinden. Ich verkniff mir ein messerscharfes Lachen, schritt durch den offenen Schlund des Gebäudes und ging links an der erhobenen Tanzfläche vorbei. Die schwarz gestrichene Tür hinter der Bühne ließ sich problemlos öffnen, und ich fand mich in einem Gang wieder, der von roten Neonröhren an der Decke beleuchtet wurde. Alles erschien wie in Blut getaucht. Ich stolzierte über das Linoleum, meine Absätze klackten laut, und die Amulette in meinem Haar klimperten süß und leise.
Perry, du warst ein sehr ungezogener Junge.
In der Narbe kribbelte es, ein widerwärtiges Gefühl heißer Erregung, das sich wie eine Ranke meinen Arm hinaufschlängelte. Jetzt hatte ich sie schon so lange nicht mehr abgedeckt, dass es sich fast normal anfühlte.
Fast.
Mein Ziel lag am Ende des Flurs, und als ich die Tür erreichte, drang Gemurmel an mein Ohr, wie von Fliegen, deren Gesumme inmitten eines hohlen Knochenschädels ums Dutzendfache lauter klang. Dies war Helletong, die Sprache der Verdammten, und mein Herz setzte kurz aus, bevor es wieder seine normale Geschwindigkeit aufnahm.
Zieh es schnell durch, Jill. Als würdest du ein Pflaster abreißen. Schnell und ruckartig.
Die Tür – blanker Stahl, ohne Knauf auf der Außenseite -war jetzt noch knapp drei Meter entfernt. Ich nahm mich zusammen, machte zwei weite Sätze nach vorne und trat sie ein. In den Tritt legte ich eine großzügige Portion Sphärenenergie aus meiner Narbe, die zu einer blutunterlaufenen Schwellung geworden war. Der Stahl gab nach, die Tür krachte zu Boden, und ich drosselte meinen Schwung.
Zwei von ihnen. Auf jeder Seite einer. Den Ersten erledigte ich mit einem Aufwärtshaken, schlug ihm mit meiner höllisch verstärkten Faust den Peitschengriff mitten ins Gesicht. Das Sprechen überließ ich ganz allein der Knarre in meiner Linken, mit der ich die äußere Hülle der anderen Höllenbrut zerfetzte. Das Knallen der niederfahrenden Peitsche ging im Donnern der Pistole unter. Gleichzeitig federte ich hoch, grätschte in einen Splitkick, und auf beiden Seiten krachte je ein Stiefel mit voller
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