Daemonenmal
Nachdem du dein Soll erfüllt hast.“ Jetzt sah er außergewöhnlich glücklich aus, während mich der Mut verließ und das Herz in meiner Brust zu einem schweren Bleiklumpen wurde.
Ach, Scheiße. Auf einmal wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass ich noch einmal in der Lagerhalle vorbeigeschaut und die FBI-Akten mitgenommen hätte. Sie wären eine erstklassige Ausrede gewesen, dieses Treffen rein geschäftlich ablaufen zu lassen.
Ah würde er sich für dumm verkaufen lassen. Du hast ihn vor seinen kleinen Offizieren gerade ein schönes Stück weit das Gesicht verlieren lassen.
Dann, Wunder über Wunder, fing mein Pager an zu vibrieren. Missmutig sah ich mit an, wie immer mehr der Höllenbrut sich von ihren kleinen Eisenstühlen erhoben – die, die schon standen, warteten einfach ab. Schließlich schlurften sie hinaus und mieden die Leichen neben der Tür. Der Maskierte betrachtete mich, zwischen den Lidern seiner Augen schien nichts als gähnende Leere zu sitzen, schwarz wie die bodenlose Finsternis zwischen den Sternen. Ich ignorierte es.
Wenn einer von ihnen jetzt auf mich losginge, hätte ich wenigstens eine gute Ausrede, von hier zu verschwinden, ohne mit Perry ein paar schöne Stunden in trauter Zweisamkeit zu verbringen.
Der Gedanke tröstete mich allerdings weit weniger als erwartet.
Sobald auch der Letzte den Raum verlassen hatte, ließ ich meine Peitsche sinken. Dafür fuhr die Kanone jetzt herum und nahm Perry ins Visier, während ich in die gepolsterte Tasche griff. Die Nummer auf dem Display des Pagers hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können.
Montaigne. Was wohl eine weitere Leiche bedeutete. Oder auch drei.
Was auch hieß, dass Perry jetzt erst mal warten musste. Prompt stieg wie brennende Säure das schlechte Gewissen in mir hoch und vergrämte die dürftige Erleichterung. Was sagte das über mich aus, dass ich mich schon über einen Mord freute, nur weil ich dadurch hier rauskam?
Ich sah vom Pager auf und bemühte mich, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Allerdings war das völlig sinnlos, er hatte es bereits bemerkt, und sein Lächeln wurde noch breiter. Mein Rücken war inzwischen schweißnass.
„Es ist die Polizei.“ Ich kämpfte um einen gleichgültigen Tonfall. „Das ist mein Fall, Perry. Du erzählst mir jetzt, was du weißt, und ich bezahle dich später, wenn das alles vorbei ist.“
Er rührte sich nicht, aber seine Augen wurden ein wenig dunkler. „Ich warte schon einen ganzen Monat lang auf das Vergnügen deiner Gesellschaft, und ich habe nicht vor, mir dieses Vergnügen auch nur eine Minute länger vorzuenthalten.“
Himmel noch mal. Gott, steh mir bei. „So ein Pech.“ Ich setzte ihm die Mündung der Waffe direkt zwischen die Augen. Er war keiner dieser niederen Arbeitsknechte wie die Höllenbrütler an der Tür. Wenn ich ihm eine Kugel ins Hirn jagte, würde es ihn womöglich nur mächtig wütend machen. „Leichen auf offener Straße haben Vorrang. Da muss unser kleines Geschäft leider warten, Perikles. Das weißt du ganz genau. Also rede.“
„Ich könnte Stunden damit zubringen, mit dir zu reden, Liebste.“ Seine Stimme war nun geschmeidig, und meine Narbe fing an zu pochen. Die Hitze in meinem Unterleib kroch tiefer, und ich schluckte. Er machte es schon wieder – benutzte die Narbe, um mit meinem inneren Thermostat herumzuspielen und meinem Körper Erregung vorzugaukeln.
Alles nur Täuschung. Was sonst. Hure, knurrte die Stimme in meinem Kopf. Wie eine gottverdammte Hure.
Der Herr steh mir bei, aber es fühlte sich vertraut an. Ahnte er etwa, dass das meine Schwachstelle war? Wie viel wusste er über mich? Über meine Vergangenheit?
Hör auf. Michail hat dich stark gemacht. Lass dich von Perry nicht kleinkriegen.
Ich biss die Zähne zusammen. Es gefiel ihm, seinen Schabernack mit dem Mal zu treiben, wenn ich bei ihm war. Bei jedem Besuch war es das Gleiche – er manipulierte meinen Herzschlag und meine Nerven, versuchte, mich zu einer Reaktion zu treiben.
Wenigstens würde ich diesmal die Pfeilgeschosse nicht brauchen. Oder die Peitsche.
Die meiste Zeit über wollte er, dass ich ihn festband und tiefe Striemen in sein Fleisch schnitt, während das schwärzliche Blut der Höllenwesen aus seinen Wunden rann. Manchmal redete er sogar, während er mich zwang, ihn zu ritzen, und das war immer am schlimmsten. Solange ich mich selbst zutiefst verabscheute für das, was ich tat, hatte er noch das leichteste Spiel mit mir und
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