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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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von Flammen, die an meinen Knochen lecken.
    Michail. Und wieder war die Wut da, zerfleddert und abgenutzt. Und ich hätschelte sie, redete ihr gut zu, hielt sie mir wieder und wieder vor Augen, um daraus die nötige Kraft zu ziehen. Zorn war mein bester Freund, trotzdem hielt ich ihn die meiste Zeit über nur am Schwelen. Wenn man vor Wut schäumt, ist man zu blind, um effektiv zu kämpfen. Man muss an dem Ärger vorbeidenken, dann liegt die Welt auf einmal ganz klar vor einem, besteht nur noch aus Aktion und Reaktion – und der eigene Weg liegt auf einmal ganz deutlich und strahlend vor einem – egal, ob er durch einen Kampf führt oder zum Eingang eines Höllenbrut-Nachtklubs.
    Verdammte Scheiße. Komm endlich in die Gänge, Jill. Du musst deinen Kram erledigen und einen wild gewordenen Wer einfangen. Scher dich da raus und zeig, was in dir steckt. Du hast das jetzt schon jeden Monat gemacht, seit du dieses Geschäft besiegelt hast, manchmal sogar zweimal, und du hast es überstanden. Na schön, vielleicht riechst du nach Höllenbrut und bist müde und außerdem ein bisschen überreizt, aber du bist immer noch da. Also raus mit dir und nimm Perry in den Schwitzkasten, bis er dir gibt, was du haben willst.
    Und bring ihm bei, dass man dich nicht verarschen kann. Sei unberechenbar.
    Ich fuhr mit der Zunge über meine trockenen Lippen und hievte mich hoch. Die harte Lehne der Holzbank war unter meinen schweißnassen Händen feucht geworden. Meine Stimme war ein bloßes Flüstern, aber sie gehorchte mir. „Gott, mein Herr, ich bitte dich, lass mich nicht im Stich, wenn ich den Legionen der Hölle gegenübertrete. In Deinem Namen und mit Deinem Segen gehe ich hinaus, die Nacht zu reinigen.“
    Obwohl es genau genommen schon kurz vor Tagesanbruch war. Die Absätze meiner Stiefel klackten über den Boden. Am Ende der Bank beugte ich das Knie und wandte mich vom Altar ab. Ich tauchte beide Hände ins Weihwasser, hob das kühle Nass an mein Gesicht und bemerkte, wie ein einzelner Tropfen zischend verdampfte, als er aus Versehen auf die Narbe fiel -ein bisschen wie ätzende Säure. Ich rieb mir das Weihwasser in die Haare, verteilte es über meine Schultern und holte tief Luft.
    Dann machte ich mich auf den Weg.
    Das Monde Nuit, ein langer Flachbau, war eingehüllt von brackiger Sphärenenergie. Das Silber an mir erkannte die teuflische Verpestung und erwärmte sich. Der Parkplatz war zum Großteil geteert, aber am äußeren Rand lag nur Schotter. Der dürre, dornige Grünstreifen, der sich so dicht an dieses verseuchte Grundstück schmiegte, war völlig vertrocknet. Ich parkte den Impala in der Feuerwehreinfahrt und schritt auf den Eingang zu, wo ich den Türsteher musterte. Zu dieser frühen Stunde standen nur sechs weitere Autos auf dem Parkplatz. Eins war eine tiefergelegte schwarze Limousine mit verdunkelten Fenstern, makellos, trotz des Staubs und des Dunstes des Tages.
    Heißer Nachmittagswind blähte meinen Mantel auf. So dicht an der Wüste, oben in den letzten Ausläufern des Tales, sorgte nur der Luz River für Wasser und ein bisschen Grün. Alles roch nach Sand und Hitze. Ich spürte, wie die Peitsche gegen mein Bein wippte, und ließ die Arme locker hängen. Eine Hand auf eins meiner Messer zu legen würde mich nur nervös wirken lassen. Und schwach.
    Gegenüber einer Höllenbrut zeigt man nie irgendwelche Schwächen. Es ist ein Grundgesetz, das nicht wie so viele andere frei interpretiert oder gebrochen werden darf.
    Der Türsteher hielt mich nicht auf, obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Er war ein massiger Muskelprotz, seine Augen schimmerten trübe, und irgendwie wich er meinem Blick aus. Die Maschinenpistole, die er an einem Lederriemen trug, war ein krasser Gesetzes verstoß.
    Scheiße, Perry. Du verfluchter Hurensohn.
    In dem Moment, als ich die Türen aufdrückte, hatte mein Herz sein Hämmern eingestellt. Mein Blick fiel auf die Inneneinrichtung des Monde. Tagsüber war es hier wie in einer gähnenden Höhle. Kein Sonnenstrahl störte die Düsternis im Inneren. Nachtklubs sehen bei Tag immer deprimierend aus. Und obwohl das Monde im Glanz und Glamour der Hölle pulsierte, gab es in diesem Moment ein trauriges Bild ab – vereinzelte Lichttupfer glitten über die verlassene Tanzfläche, die Tische waren leer und die Deckenlampen an. Zwei Hausmeister – uralte, klapprige, kaputte Figuren, die irgendwann vielleicht einmal Trader gewesen waren – schlurften ziellos durch den Raum und schoben

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