Daemonenmal
klimperten heiter. Ich lief noch ein paar Schritte über den Tisch, machte mich bereit und blickte Perry schließlich in die Augen.
Endlich sagte er etwas, seine Worte waren ein bloßes Flüstern. „Welch außerordentliche Freude, dass du dich zu uns gesellst, Kismet.“
Es traf mich wie ein Schwall Eiswasser. Die anderen Höllenbewohner blinzelten, rutschten nervös auf ihren Stühlen herum, eine der Frauen bleckte die Zähne und zischelte mich an. Ich hielt inne und sah auf sie herab. Auch der Kat Klub war Schauplatz von zwei meiner ungelösten Fälle, denen ich gerne weiter auf den Grund gegangen wäre, obwohl sich seine Besitzerin üblicherweise an die Regeln hielt.
Muss ich hier etwa noch ein Exempel statuieren? Mir juckt es nämlich gerade mächtig in den Fingern, euch Hurensöhnen und -töchtern die Regeln zu erklären -die für alle gelten, die in meiner Scheißstadt arbeiten wollen. Die Tafel donnerte unter meinen Sohlen wie eine Trommel. Ich starrte der Dämonenfrau fest in die Augen. „Willst du das vielleicht noch mal wiederholen, sodass wir alle es verstehen können, Schlampe?“
„Es gibt keinen Grund, unhöflich zu werden.“ Perry hatte sich nicht bewegt. Sein Blick hatte sich etwas verdunkelt, das war alles. In der Regenbogenhaut seiner Augen breitete sich ein tiefes Indigoblau aus, doch das Weiß darin war nach wie vor ungetrübt. Mein Mund war jetzt trocken, und aus der Narbe schoss Hitze in meine Knochen, von der Hand bis ins Schultergelenk. „Immerhin bist du als Gast bei dieser Besprechung.“
Gast? Drauf geschissen. „Die feierliche Einladung muss mir wohl irgendwie entgangen sein.“ Ich schob die Lippe hoch, beinahe wie zu einem Knurren. Unsere Blicke trafen sich, zwei Magnete, die sich mit unsichtbarer Kraft voneinander abstießen. Abneigung in Reinform.
Zumindest hoffte ich das.
„Wir haben diese Versammlung heute einberufen, um … außergewöhnliche Umstände zur Sprache zu bringen.“ Er presste erneut die Finger aufeinander, und sein Mund verzog sich zu einem kleinen, unwirschen Schmollmund ob meiner Uneinsichtigkeit.
Ich kam ihm zuvor. Bleib sachlich, Jill. Am Ende kommst du vielleicht hier raus, ohne mehr Zeit als nötig mit ihm verbringen zu müssen. „Fünf Cops, draußen auf der Schnellstraße. Tot. Der Tatort hatte den Geruch der Verdammten an sich. Liefere mir die verantwortliche Brut aus, und wir alle bleiben Freunde.“
Die feuchte, eisige Stille, die sich ausbreitete, machte mich stutzig. Einer von Perrys Mundwinkeln zuckte nach oben und ließ mich bis ins Mark erschaudern. Nur die Narbe – der Abdruck seiner Lippen auf meiner Haut – glühte abartig und wühlte sich tiefer.
Plötzlich wünschte ich, ich hätte es geschafft, bei Galina vorbeizuschauen, um mir ein neues Kupferarmband abzuholen. Ohne das gesegnete Metall hielt ihn nichts davon ab, nach Belieben seine Spielchen mit mir zu treiben.
„Ihr seid entlassen, alle.“ Seine Stimme brachte sogar die Kerzenflammen zum Zucken. „Seht euch in der Stadt um. Findet den, den wir suchen.“
Also, Moment mal. Ich spannte den Abzug, das leise Klicken erschien in der dämmrigen Stille ungeheuer laut. „Ich habe keinem von euch erlaubt, sich zu rühren, Perikles.“ Mein sanfter mörderischer Tonfall konnte es mit seinem nicht aufnehmen, aber er war trotzdem ganz schön cool. Schade nur, dass meine Lippen taub waren. Mein Herz fing an zu klopfen, und das war gar nicht gut. Sie alle konnten meinen Puls hören, genauso wie ich das unterschwellige Dröhnen von Helletong wahrnahm, das die Wände und Kraftlinien unter der Oberfläche der Welt verzerrte.
Jetzt hob sich auch der andere von Perrys Mundwinkeln, ein kleines Lächeln fuhr mit der Eiseskälte von Stahl über meine Haut. „Wir wurden bereits darüber informiert, dass eine Höllenbrut der Polizei Ärger gemacht hat. Und wir suchen sogar schon nach ihr.“
„Ihr?“ Ich hob die rechte Augenbraue. Mit einer winzigen Andeutung von Genugtuung bemerkte ich, dass keiner von ihnen auch nur den kleinen Finger bewegt hatte. Ihr staubiger, exotischer, verdorbener Geruch stieg mir in die Nase, legte sich auf meine trockene Kehle.
Perrys Lächeln hatte sich nun voll entfaltet. Er war nicht so schmerzlich schön wie die anderen Höllenbewohner, was ihn – genau genommen – sogar noch gruseliger machte. Viel gruseliger. „Ihr Name ist Cenci.“ Seine Finger entspannten sich ein wenig. „Ich werde dich über alles informieren, was wir wissen, meine liebe Kiss.
Weitere Kostenlose Bücher