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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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ich denn bewusstlos? Wie geht es Harp?“
    „Sechsunddreißig Stunden oder so. Harp ist okay, sie und Dominic sind eben erst gegangen, um sich mit einigen der Norte-Luz-Löwinnen zu treffen. Captain Montaigne hat angerufen und wollte wissen, ob mit dir alles in Ordnung ist. Und ein Typ namens Avery hat zweimal angerufen und dir eine Nachricht hinterlassen. Irgendwas über eine verpasste Verabredung auf ein Bier.“ Er kam mit dem Tablett herüber. „Erst mal musst du essen. Du bist ohnmächtig geworden, weil du zu viel Blut verloren hast und zu erschöpft warst. Außerdem siehst du aus, als hättest du dir in letzter Zeit ein bisschen viel zugemutet. Wenn du dich so mörderisch auspowerst, hilft uns das kein bisschen.“
    Nur Werwesen powern sich mörderisch aus. Bei uns Jägern nennt sich das selbstmörderisch. Ich verkniff mir die Bemerkung. Harp ging es gut. Gott sei Dank.
    Auf dem Tablett waren ein Teller Buchweizenpfannkuchen mit Butter und ordentlich viel Ahornsirup, außerdem Toast mit Erdbeermarmelade, ein kleiner Berg Rühreier und sechs Streifen Frühstücksspeck. Es gab ein großes Glas Orangensaft und eine Tasse mit Kaffee, der abartig gut duftete. Die absolute Krönung waren die kleinen Zweige Minze, mit denen alles dekoriert war, und die kunstvoll geschnittene Erdbeere, die wie ein Fächer auf dem Teller lag.
    „Heiliger Bimbam.“ Ich schaffte es, völlig entsetzt zu klingen. „Woher hast du …“
    „Harp und ich waren einkaufen. Du hattest nur noch Ketchup und diesen grünen Klumpen, der meiner Meinung nach kurz davor war, von alleine aus dem Kühlschrank zu laufen. Ich dachte, ein bisschen aufzuräumen und dir was zu kochen ist wohl das Mindeste, das ich tun kann. Ich hoffe, du magst Rühreier. Komm schon, das bleibt nicht ewig heiß. Rutsch zurück.“
    Er schüttelte sogar die verfluchten Kissen auf und stellte mir das Tablett auf den Schoß. Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und eilte mit weiten Schritten aus dem Zimmer.
    Ich starrte das Essen an. Wow. Die meisten Werwesen, vor allem die Männchen, sind ziemlich häuslich veranlagt. Für ihn war es ein Friedensangebot und keine Verletzung meiner Privatsphäre, mein Haus aufzuräumen. Privatbesitz dürfte ihm kaum ein Begriff sein – er war ja schließlich ein Wer. Und das Essen … falls ich seine gesprochene Entschuldigung irgendwie angezweifelt hätte, hätte mich dieses Frühstück auf jeden Fall überzeugt.
    Es sah geradezu lächerlich lecker aus, und ich fing an, alles in mich hineinzuschaufeln. Das Zeug schmeckte sogar noch besser, als es aussah. Ich mampfte gerade an einem herrlich krossen Stück Speck und fühlte, wie mein Blutzuckerspiegel langsam, aber sicher wieder anstieg, als er zurückkam. Er hatte eine Kaffeetasse mitgebracht und etwas, das verdächtig nach einem Stapel Akten aussah. „Wenn du fertig bist.“ Er legte sie direkt vor meine Zehen ans Fußende des Bettes und setzte sich dann in gebührendem Abstand im Schneidersitz auf den Boden. Er schloss die Augen und entspannte sich auf die eigentümlich wachsame Art, wie es nur Werwesen können.
    Ich nahm einen Schluck Kaffee und verdrehte vor Genuss um ein Haar die Augen. Himmel! Als ich fertig war, betrachtete ich sein Gesicht. „Es tut mir leid.“ Das Frühstück balancierte sich wie von selbst auf meinen Beinen. Ich schnitt mir noch ein Stück Pfannkuchen ab. „Ich war auch nicht gerade höflich. Ich schätze, meine Nerven sind ein bisschen angespannt. War ein hartes Jahr.“
    Er nickte. „Harp hat mir davon erzählt. Von deinem Meister.“
    Der scharfe Schmerz in meiner Brust war inzwischen zur Gewohnheit geworden. Ich schluckte ein paarmal, um ihn zu vertreiben, und aß noch einen Bissen.
    Während ich kaute, entschied ich, dass er nicht schlecht aussah. Die meisten Werwesen sind attraktiv, aber er sah wirklich sehr gut aus. Wie Theron von Micky’s, der zwar die reinste Plage während einer Jagd ist, als Rückendeckung aber trotzdem ganz brauchbar ist. „Ach ja? Was hat sie dir sonst noch gesagt?“
    „Nicht viel.“ Er grinste, wie um die Sinnlosigkeit ihrer Worte zu bekräftigen. „Nur, dass ich ein Auge auf dich haben soll. Sie will auf keinen Fall noch einen guten Jäger verlieren.“
    Dann hast du also beschlossen, dass ich den Titel „Jäger“ wirklich verdient habe-statt „Höllenbrut-Abschaum“. Ich zog die Augenbrauen hoch. „Das hat Harp gesagt?“
    Er nickte, schlürfte von seinem Kaffee. Sein Haar durchzogen rötliche Strähnen,

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