Daemonenmal
und seine Aura – die meinem blauen Auge natürlich nicht entging – wirbelte leicht. Sie unterschied sich deutlich vom Brackwasser-Schlick einer Höllenbrut. Wahrscheinlich war er irgendein Katzen-Wer, zumindest hatte er deren Anmut.
Es war an der Zeit für ein paar Fragen, wie ich meinte – zumindest hoffte ich, so von mir ablenken zu können. „Woher kommst du eigentlich?“
„South Dakota, aus der Gegend um die Black Hills. Ich bin Puma.“
Das wäre auch mein Tipp gewesen, angesichts seiner gelbbraunen Lässigkeit. Sein Gesicht war ein bisschen breiter als das eines Werpanthers, aber nicht so breit wie das eines Löwen, und in seinen dunklen Augen lag ein goldener Schimmer, der mich an das scheckige Fell entlang der muskulösen Flanke einer Raubkatze erinnerte. Er roch gesund, ein bisschen wie Dominic, aber intensiver nach Moschus, mit dem scharfen Hauch trockener Männlichkeit, die typisch ist für heranwachsende Wermännchen. Menschliches Testosteron riecht ein klein wenig öliger als ihres, vor allem für meine empfindliche Nase.
„Du bist ganz schön weit weg von zu Hause.“
„Ich habe mir geschworen, dass ich den Entarteten kriege, der meine Schwester auf dem Gewissen hat.“ Sein Ausdruck änderte sich geringfügig. „Sie und Jean-François waren befreundet.“
„Das tut mir leid.“ Wenn es dir irgendwie hilft, wir kriegen ihn. Kein Mörder kommt in meiner Stadt ungeschoren davon.
Er zuckte geschmeidig mit den Schultern. „Wie schmecken die Eier?“
Anders ausgedrückt: Themenwechsel. „Gut. Ich koche eher selten.“ Nie. „Mir fehlt die Zeit.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“ Stille breitete sich aus, er hatte die Augen halb geschlossen, und aus seiner Kehle drang ein gleichmäßiges Schnurren. Ich aß fast alles auf, nahm einen großen Schluck Orangensaft und bemerkte, dass meine Hände nicht mehr zitterten.
Er stand auf, um alles wegzuräumen, und als er das Zimmer verließ, krabbelte ich aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Ich musste dringend pinkeln, und ich wollte mir was anderes anziehen. Nur im T-Shirt rumzulaufen schadete meinem Ruf, auch wenn er ein Werwesen war.
13
„Eine Höllenbrut aus New York mit einer Verbindung zu einem entarteten Werwesen?“ Harp biss einen Moment lang sachte auf ihrer Unterlippe herum. „Wie sicher ist diese Information, Jill?“
Sonnenstrahlen fielen durch die Oberlichter, trotzdem war das Lagerhaus kühl. Dafür sorgten die Klimaanlage und ein klein wenig hilfreiche Magie, die die Hitze draußen hielten. Ich reckte mich, und mein Rücken knackte ein paarmal, während ich mich gen Himmel streckte. Dann beugte ich mich vor, die Beine weit gespreizt, und berührte fast den Boden. Es war keine perfekte Grätsche, aber es war nah dran, und ich hatte das Dehnen wirklich nötig. Direkt vor meinen Fingerspitzen lag der Stapel Akten. Ich atmete aus und lockerte meinen Nacken. „Er gibt mir nur Informationen weiter, die korrekt sind. So lautet die Abmachung. Wenn er mich anlügt, werden die Bedingungen neu verhandelt, und ich bekomme Oberwasser. Das riskiert er nicht.“ Ich streckte die Fußspitzen aus, spannte die Muskeln an und dehnte mich wieder. „So langsam glaube ich allerdings, dass hinter der Sache noch mehr steckt.“
„Wie kommst du darauf?“ Dominic lag auf der Couch, einen Arm über die Augen gelegt. Er sah nicht gut aus. Seine Augen zierten dunkle Ringe, und sein Gesicht war ganz eingefallen. Wahrscheinlich hatte er es noch immer nicht verwunden, dass Harp so viel abbekommen hatte.
Werwesen haben eine enge Bindung zu ihren Partnern. Bei ihnen gibt es kein rechtliches oder religiöses Konzept einer Ehe – sie suchen sich einfach einen Gefährten und lassen sich mit ihm nieder. Mir ist noch nie eine Werpartnerschaft untergekommen, die nicht glücklich gewesen wäre. Wie bei so vielem anderen sind sie auch in dieser Hinsicht viel menschlicher und entspannter, als Menschen es je auf die Reihe gekriegt haben.
„Ich habe mir eure Aufzeichnungen mal angesehen. Mir ist ein Muster aufgefallen. Erst mal sind da die Morde durch den Entarteten, und dann gibt es noch die anderen Leichen – aber die anderen Leichen hat man nur an den Tatorten gefunden, wo der Wertyp von jemandem gestört wurde. Wir haben hier also einen Wer, der in unregelmäßigem Rhythmus tötet, um zu fressen, und jemand anderen, der immer dann zuschlägt, wenn der Wer sein Werk nicht mehr vollenden kann.“ Ich atmete aus, atmete ein, stand auf und beugte
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