Daemonenmal
Warnung. Ich konnte mich entweder an die Verfolgung dieser Höllenbrut machen, die wahrscheinlich schon zu weit weg war und wieder genug Puste hatte, um sich zu verbergen. Oder ich konnte Dominic davon abhalten zu explodieren und die Menschen von ihm fernhalten. Möglich, dass er niemanden verletzen würde, aber er würde ihnen mit Sicherheit einen Höllenschrecken einjagen, und Forensiker kommen mit dieser Art von Unannehmlichkeit gar nicht gut klar. Sie bevorzugen eher gängige Ungewissheiten, Wahrscheinlichkeiten, Prozente.
Jedenfalls nicht die verrückte Logik der Schattenwelt, wenn sie am Tag ausbricht. Die meisten menschlichen Gehirne kommen einfach zum Stillstand, wenn sie mit etwas Derartigem konfrontiert werden.
Ich blinzelte noch mehr Nass aus meinen Augen, hörte, wie etwas auf trockene, staubige Erde tropfte, und ignorierte es. Der Eisengeruch von Blut stieg auf.
Ich fluchte ausgiebig, schüttelte weitere Kiesel aus meinem Mantel und ging, ohne mich umzusehen. Harp würde bald wieder okay sein, ihre Wunden hatten bereits aufgehört zu bluten, aber noch lag sie bleich und reglos da. Es passierte nicht gerade oft, dass Werwesen nach einer Rauferei mit einer Höllenbrut noch atmen.
Vor allem, wenn besagte Höllenbrut nicht auf den Schutz der Dunkelheit angewiesen ist, um aus ihrem Loch zu kriechen und Furcht und Schrecken zu verbreiten. Das bedeutete, dass sie zur oberen Liga der Höllenbewohner gehörte und fähig war, eine Menge Schaden anzurichten, möglicherweise nicht einmal einem Lehnsherrn verpflichtet. Hatte es vielleicht eine Höllenbrut auf Perrys Revier abgesehen?
Eigentlich fände ich das gar nicht mal so schlecht. Auch wenn er der Teufel ist, den ich kenne.
Beinahe hätte ich es übersehen. Ein Glitzern am Boden. Ich bückte mich und hob eine lange platinblonde Haarsträhne auf. Sie ringelte sich um ein rotgoldenes Haar, beide waren fest ineinander verwickelt und kräuselten sich, noch während ich zuschaute. Sie verhedderten sich regelrecht.
Es tropfte weiter in meine Augen, und das Atmen fiel mir schwer.
Es wird immer seltsamer. Das ergibt einfach keinen Sinn.
Blut rann aus den gezackten Wunden, die die Klauen entlang meinen Rippen gerissen hatten, und troff in den Sand, Schmerzen spürte ich kaum. Dann drehte sich plötzlich alles, und ich fiel kopfüber den Abhang hinunter, mitten hinein in die herbeieilenden Polizisten.
12
Michails Hand lag gespreizt auf meinem Bauch, die Schwielen kratzten über meine Haut. In dem geschliffenen Rubinbrocken an seiner Kehle funkelte geheimnisvolles Leben, und auf seiner Stirn trocknete Schweiß. „Was, meinst du, ist beste Art, einen Utt’huruk zu töten?“ Noch hatte er keine Zigarette geraucht, also waren die Belehrungen für heute noch nicht zu Ende.
Ich lag auf dem Rücken und blickte hinauf zum Oberlicht, durch das das goldene Tageslicht der Nachmittagssonne schien. Ein hartes Stück Silber drückte mir in den Hinterkopf, und ich machte es mir bequemer. Die Talismane waren Geschenke von Michail. Nach und nach gab er sie mir, meistens als Belohnung, wenn ich gute Arbeit geleistet hatte, und ich band sie mir mit rotem Band in die Haare, genauso wie er.
Hey, mir ist jede Hilfe willkommen.
„Mit Weihwasser? Nachdem man ihre Hülle aufgebrochen hat?“ Ich dachte darüber nach, während seine Finger gelangweilt auf meinem Bauch trommelten. Offensichtlich war er nicht zufrieden mit meiner Antwort. Kein Wunder. Er hatte mich mal wieder dabei erwischt, wie ich Vermutungen anstellte – vermutete, dass assyrische Vogeldämonen genauso wie Höllenbrut eine äußere Hülle hatten. Aber man darf nie etwas einfach nur annehmen. Also stellte ich die Frage, die ich gleich hätte stellen sollen. „Wo ist ihre anatomische Schwachstelle?“
Er rekelte sich unter den Laken. Die Klimaanlage war zwar an, aber trotzdem war ich verschwitzt, und mein Körper glühte wohlig. Noch vor vier Jahren hätte ich Michail „leicht verdientes Geld“ genannt – Straßenjargon für einen Freier, der auf Blümchensex steht und nicht gemein wird. Man nennt sie auch Milchbubis – weil man sie melkt und dann heimgeht.
Aber er war mein Lehrmeister, kein Freier, und es fühlte sich mehr als normal an, mit ihm ins Bett zu steigen. Hier war kämpf- und schmerzfreie Zone. Hier in diesem riesigen Bett – dem hüfthohen Monstrum, das in abgewetzten roten Samt gehüllt war und zu dessen beiden Seiten eiserne Leuchter wie Wachtposten standen -war der Ort, an dem ich mehr
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