Daemonenmal
trotz all des Adrenalins wieder klar zu denken. Es war unlogisch – selbst eine Höllenbrut konnte einer Bewahrerin in ihrem eigenen Haus nichts anhaben. Und Galina war zu schlau, um nach draußen zu kommen, oder?
Oder?
Ich wartete ab. Geduld, Milaya. Mit Ruhe und Geduld man fängt Mäuse.
Nur war mir diese Maus überlegen und hatte noch dazu eine Knarre.
„Du hast getötet, um mich zu finden. Um mich aus meinem sicheren Versteck zu treiben.“ Cencis Ton war gelassen und angenehm, klang jedoch völlig falsch. Jetzt konnte ich sie fühlen, die Unreinheit, die sie ausstrahlte. Silber bewegte sich in meinem Haar, erhitzte sich, blaues Licht erstrahlte unterhalb der Oberfläche. In der Ferne ertönte Donnergrollen, das sich näherte.
„Sie werden den Wer bald geschnappt haben“, sagte ich, den Blick auf die Straße geheftet. „Sein Tod wird kurz und schmerzlos sein. Mit dir ist das allerdings eine ganz andere Geschichte.“ Zwei Kinder. Und Jimmy Cheung, du Miststück. Nennst du das Aufräumen? Wozu sollte das gut sein?
Die Stille hinter mir nahm bedrohliche Züge an, als ob ein Raubtier dort lauerte. Wie das Innehalten eines Hais kurz vor dem Blutrausch. Galinas Haus unter mir surrte und bebte unruhig. Es bemerkte den Blutdurst, der zwischen meinem schutzlosen Rücken und der Höllenbrut hin und her wogte, und fing an sich zu regen.
„Ich sollte dich umbringen“, wisperte Navoshtay Siv Cenci. „Wir wollen keine Schwierigkeiten. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben, um zu tun, was ich tun muss. Ist das zu viel verlangt?“
Sie wollte ihre Ruhe haben? „Wenn man Navoshtay Niv Arkady zum Vater hat? Das kannst du dir abschminken, Süße. Du bist Höllenbrut. Du weißt das.“
„Also wirst du für ihn die Drecksarbeit erledigen …“ Versagte ihr etwa die Stimme? Erstaunlich. Ich nahm mich zusammen. Meine Rechte legte sich locker um den Peitschengriff.
Schön weiterreden, Schlampe. Ich hin nur Sekunden davon entfernt, dich für immer zu bekehren. „Ich mache keine Drecksarbeit. Ich räche mein Volk. Wie den jungen Cop, der deinetwegen im Krankenhaus liegt.“ Er wird niemals wieder in Ordnung kommen, egal, wie gut sie ihn therapieren und auf ihn achtgehen. Du hast ein Lehen vernichtet, und das mal eben nebenbei. Ich verlagerte mein Gewicht auf meine Fußballen, Millimeter für Millimeter.
„Sie haben auf ihn geschossen.“ Ich konnte ihr gleichgültiges Schulterzucken regelrecht hören. „Ich war schnell, ich war so barmherzig wie möglich. Aber du, du bist ein Handlanger meines Vaters.“ Ja, eindeutig, ihre süße, verführerische Stimme klang, als wäre sie kurz vorm Heulen. War das ihre Masche, um ihre Opfer in ihren Bann zu ziehen – so wie Arkady mit seinem schwarzen, tiefen Blick?
Jetzt richtete ich mich vollends auf, mein Rücken kribbelte in der Gewissheit, dass jeden Moment eine Kugel auf ihn zuschießen konnte. Wenn Cenci auf meinen Kopf zielte, würde alles möglicherweise ein sehr schnelles Ende finden. Und ich würde herausfinden, ob Jäger tatsächlich zur Hölle fahren, wenn sie schließlich das Glück verließ. „Ich erledige nur meine Aufgabe – die Einwohner meiner Stadt zu beschützen. Ich bin eine Jägerin, Höllensaat. Das ist mein Job.“
Dann fiel mir noch etwas auf. Sie hat nicht auf mich geschossen. Warum? Sie benimmt sich nicht wie Höllenbrut.
Dicke, zischende Tropfen begannen träge vom Himmel zu fallen. Stechende Klumpen, groß wie Centstücke, klatschten auf das staubige, heiße Dach. Ich schwitzte, geronnenes Blut knisterte, wenn der Wind in meine Kleider fuhr. Langsam, kaum wahrnehmbar, bewegten sich meine Finger über den Peitschengriff.
„Ich sagte: keine Bewegung.“ Jetzt klang sie ganz cool. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Vielleicht war es naiv gewesen zu glauben, dass sie sich untypisch verhielt. Vielleicht spielte sie nur Katz und Maus mit mir.
Mit anderen Worten: Pech gehabt, Jill. Aber wenn du schon eine Maus sein sollst, dann eine mit Krallen. Ich bemühte meinen besten Fick-dich-doch-Ton und warf ihn ihr an den Kopf. „Was hast du vor? Wenn du mich erschießt, werden andere Jäger meinen Platz einnehmen. Dein Daddy ist in der Stadt, und er ist mächtig angepisst, weil du ihm sein Werspielzeug geklaut hast. Es braut sich mächtig was über ihm zusammen, allein deshalb, weil er überhaupt so ein Spielzeug hatte und ... “
„Er gehört nicht meinem Vater!“, brüllte sie. „Er gehört mir!“
Ich wirbelte herum, hechtete vorwärts,
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