Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Meinung sind viele. Sobald die Schattenwelt eine Pause einlegt, schließe ich mich an.“ Ich machte auf dem Absatz kehrt und war die Treppe hochgestiegen, noch bevor er antworten konnte.
    Harp hielt mit mir Schritt. Als wir im Garten angekommen waren, legte sie die Hand auf meinen Arm. „Jill.“
    Ich blieb stehen und starrte auf den Grünstreifen hinter dem Haus. Dort waren Büsche und Gestrüpp. Fahle Grün- und Grautöne verschwammen vor meinen Augen, und auf einmal war glasklar, dass das ein guter Platz wäre, um das Haus zu beobachten. Nichts wies darauf hin, dass ich im Moment beobachtet wurde, aber als Jäger muss man immer auf der Hut sein, sonst wird man nicht alt.
    Harp ließ nicht locker. Als Werwesen war sie kräftig genug, mir ohne Anstrengung den Arm zu brechen.
    Natürlich konnte ich mich innerhalb von Sekunden selbst heilen und es ihr mit doppelter Münze heimzahlen.
    Was denke ich da eigentlich? Sie ist meine Freundin, und sie ist ein Werwesen. Ich bin wirklich kurz vorm Durchdrehen, wenn mir so was auch nur in den Sinn kommen kann. Aber der Motor in meinem Kopf ratterte fleißig weiter, prüfte jedes einzelne Lebewesen in meiner Umgebung und rechnete sich die Wahrscheinlichkeiten aus.
    Wenn man diese Maschinerie nicht mehr abstellen kann, ist es Zeit für eine Pause. Es sei denn, man kann sich keine Pause gönnen, weil sich Leichenberge vor einem auftürmen.
    Harp schüttelte mich nicht, aber ich hatte den Eindruck, dass sie s gerne getan hätte. „Was ist los?“
    Ich versuchte, mir die Erleichterung zu verkneifen. „Ich wünschte, ich wüsste es. Ich kann mir noch keinen Reim auf …“
    Erst sah sie enttäuscht aus, dann wütend und schließlich ungeduldig. „Nein. Ich meine mit dir und Saul.“
    Verdammt. Ich fühlte mich ertappt, wollte es mir aber nicht anmerken lassen. Dann wurde mir klar, dass sie mich ohnehin durchschaute. „Was das angeht, hab ich auch keine Ahnung. Du warst es doch, die ihn bei mir abgeladen hat. Abgesehen davon hält er mich für verdorben.“
    Guter Witz, Jill. Warum hat er dann Spucke mit dir ausgetauscht? Und dann auch noch so nett … Ich spürte, wie ich rot wurde, konnte aber nichts dagegen machen und verfluchte mich in Gedanken.
    „Er hat sich entschuldigt. Er hat es nicht besser gewusst, außerdem weißt du, wie die Werleute aus dem Reservat sind.“ Harp schlug einen dermaßen respektlosen Ton an, dass ich am liebsten mit den Zähnen geknirscht hätte.
    „Woher denn? Ich habe vorher noch nie mit einem aus dem Reservat zusammengearbeitet.“ Ich wollte mich aus ihrem Griff losreißen und erreichte absolut gar nichts. Verspürte die Versuchung, sie am Handgelenk zu packen, es mit einem Ruck auszurenken und das Knie nach oben zu rammen …
    Komm mal wieder runter, Jill. Nicht sie ist dein Feind. „Lass los, Harp. Ich bin nicht in Stimmung.“
    „Er verhält sich besitzergreifend.“ – In ihrem Du-bist-dämlich -Tonfall.
    Na gut. Stellte ich mich also dämlich. „Wer?“
    „Saul.“
    „So nennt man das also.“ Dann erbarmte sich mein Pager und piepte. Ich griff in die Tasche und fischte das verdammte Ding heraus. „Lass los. Das ist Galina.“ Dem Herrn sei’s gedankt. Wäre es irgendjemand sonst, würde es wahrscheinlich noch mehr Tote auf den Straßen bedeuten. Die Werwesen jagen den Freak, somit musste ich mich jetzt nur noch mit dieser blonden Höllenbrut und ihrem Daddy rumärgern.
    Harp gab auf, ließ meinen Arm los und schnaubte verärgert. „Pass bloß auf, Jill. Wehe, du brichst ihm das Herz.“
    Ich fasse es nicht, dass wir dieses Gespräch überhaupt führen, Warum hältst du ihn mir dann nicht einfach vom Leib? „Werwesen fangen nichts mit Menschen an, Harp.“ Ich drehte mich von ihr weg. „Und jetzt kümmere ich mich um diese beschissene Höllenbrut. Pieps mich an, wenn du mich brauchst.“
    „Wenn man’s genau nimmt, bist du kein richtiger Mensch mehr, Kismet.“ Sie sprach lauter, und ein Donnerschlag untermalte ihre Worte. Ich holte tief Luft, die voll vom moosgrünen Geruch nach nahendem Regen war, und zog die Schultern hoch.
    Doch, bin ich, wollte ich zurückrufen. Ich bin noch immer ein Mensch, und Menschen gehen nicht mit Werwesen aus.
    Sicher, meldete sich die hämische kleine Stimme meiner sarkastisch angehauchten Seite zu Wort. Genauso wenig, wie entartete Werwesen nicht mit Höllenbrut zusammenarbeiten. Und Höllenbrut keine Geschäfte mit Jägern macht. Wer’s glaubt, wird selig.

21
     
    Galinas Laden war verrammelt

Weitere Kostenlose Bücher