Daemonenmal
Ding, das euch das angetan hat, heimzahlen. Ich legte das Kupferband nicht wieder an und kasteite mich selbst mit jedem einzelnen Atemzug, der den unaussprechlichen Gestank in meine sensible Nase pumpte.
So konnte ich mir einreden, dass an der Feuchtigkeit auf meinen Wangen allein der ätzende Geruch schuld war.
Harp lehnte im ruinierten Durchgang zum Keller. Ich saß auf den Stufen, die nach draußen in die frische Luft eines grauen Tages führten. Die Wolken am Himmel versprachen ein Gewitter, gelb-grünes Wetterleuchten flutete über meine Schultern. Harp hatte sich in Bewegung gesetzt, ihre Augen funkelten in dem seltsamen Licht.
Mike Foster riss sich aus dem geschäftigen Gewusel los und kam zu uns rüber, wobei er seine Latexhandschuhe abstreifte. „Alles okay mit dir?“ Sein gegelter Pferdeschwanz saß tadellos, aber in seinen Augen stand ein gehetzter Ausdruck, und darunter lagen dunkle Ringe.
„Wie ist der aktuelle Stand?“ Das war es nicht wirklich, was ich wissen wollte. Was ich eigentlich sagen wollte, war: Habt ihr die Kinder gefunden? Bitte sag mir, dass sie nicht dabei waren.
„Dreizehn.“ Sein vielsagender Blick begegnete meinem. „Zwei davon …“ Es war unnötig, den Satz zu beenden.
Ich schloss die Augen. Dann kehrte das schlimmste aller Bilder wieder: Staub auf den Küchenplatten und dem Geschirr, und auf dem Tisch die Rechnungen vom letzten Monat.
Ich hätte es wissen müssen. Irgendwie hätte ich sie retten müssen.
Mike seufzte. „Ich glaube, wir haben alle gefunden. Soweit es möglich ist, werden wir sie identifizieren, allerdings gibt es weder Kleidung noch irgendwas anderes. Das ist echt schräg.“
Nicht so schräg, wenn eine Höllenbrut danach immer brav aufräumt. Es sieht ihnen ähnlich, brauchbare Hinweise vom Tatort zu entfernen. „Gar nicht mal so ungewöhnlich.“ Ich rappelte mich mühsam auf. „Pieps mich an, wenn du mich brauchst, okay?“
Ich wollte heulen und meinen Kopf gegen die Betonmauer schlagen. Ich wollte blindlings drauflosrennen, Richtung Süden, dem Werfreak und dem Rudel hinterher, das bereits die Verfolgung aufgenommen hatte. Hoffentlich hatten sie ihn schon gestellt und erledigt.
Hoffentlich.
Ich riss mich zusammen und öffnete die Augen. Foster, der am unteren Ende der Treppe stand, zuckte zusammen, als er mich ansah. Ein süß-silberner Klang ertönte in meinem Haar, als ich mich in Bewegung setzte.
„Jill …“ Mike hielt mitten im Satz inne, versuchte es noch einmal. „Pass auf dich auf, in Ordnung? Das ist eine wirklich üble Sache. Die Toten, sie …“ Sein Blick schoss hinüber zu Harp, und der scharfe Gestank nach menschlicher Furcht übertrumpfte kurz den Hauch des Todes.
„ ...waren völlig zerfleischt“, sagte Harper rundheraus. Man sah ihr den Abscheu ins Gesicht geschrieben, und die Federn in ihren Zöpfen zitterten. „Zu Hackfleisch verarbeitet. Ihr werdet feststellen, dass die Muskelmasse und die Organe fehlen, außerdem werden die Knochen zersplittert sein.“
Mike schüttelte sich. Seine Uhr blitzte auf, als er sich mit den Fingern durchs glänzende Haar fuhr. „Ich wünschte, deine Freundin würde nicht so ins Detail gehen.“ Er sagte es zu mir.
Ich wünschte, Pepper wäre wieder im Dienst. Sie war härter im Nehmen. Aber ich konnte es Mike nicht verdenken. Das hier würde jedem vernünftigen Menschen zu schaffen machen.
Soll ich mich freuen oder ärgern, dass „vernünftig“ auf mich nicht zutrifft? Beinahe hätte ich Saul erschossen, und alles, was ich bei diesem Job bisher getan habe, war letztlich falsch. Ich hätte schon viel eher auf diese Sache aufmerksam werden müssen.
Ich streckte aufs Geratewohl die Hand aus. Bekam Mikes Hand zu fassen und drückte sie kurz und vorsichtig. Die Narbe pulsierte, als sie Menschenfleisch und emotionales Elend wahrnahm und sich daran labte. Ich bremste sie mit physischer Gewalt aus, und noch mehr Schweiß tränkte das Leder meiner Hose. Die Dinge würden noch einmal aus dem Ruder geraten, wenn ich nichts unternahm.
Irgendwas saß in meinem Hals fest, es fühlte sich an, als würde ich durch Schlamm sprechen. „Tut mir leid, Mike. Sag Bescheid, wenn du mich brauchst, und frag doch mal die Jungs von der Psycho-Abteilung, ob sie für dich was zur Beruhigung haben. Okay?“
„Mir geht’s nicht um mich, Jill. Um dich mache ich mir Sorgen. Du siehst ein bisschen abgekämpft aus.“
Wie konnte das denn passieren? Ich schnitt eine Grimasse und ließ seine Hand los. „Der
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