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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Ich weiß, dass ich
das nicht muss – ich kenne die Wäscherei –, aber wenn ich ständig nur hier
herumsitze und auf meine Pension warte, würde ich mich zu Tode langweilen.«
    Er wirft mir erneut einen bohrenden Blick an. »Das
wissen wir, Howard. Wenn das hier nur eine Strafversetzung wäre, würden Sie
jetzt in den Katakomben herumlungern und bis zur Pensionierung Staubkörner
zählen. Ich habe mir Ihre Akte angesehen und weiß, dass Sie intelligent,
erfinderisch, einfallsreich, technisch versiert und durchschnittlich mutig
sind. Aber leider können Sie sich absolut nicht unterordnen. Sie glauben, ein Recht auf alle Informationen zu haben, die Ihnen in die Quere kommen und für die
andere Leute töten würden und es auch tun. Sie gehen nicht den vorgeschriebenen
Weg, sondern nehmen Abkürzungen. Sie gehören nicht in eine Behörde und werden
es auch nie tun. Wenn ich hier das Sagen hätte, wären Sie schon längst draußen
und würden uns nie wieder behelligen.«
    »Ich bin aber nun mal hier«, stelle ich fest. »Niemand
hat mir jemals Aufmerksamkeit geschenkt, bis ich die
Geometriekurven-Iterationsmethode für Nyarlathotep-Beschwörungen gefunden habe
und dabei beinahe Birmingham in die Luft gejagt hätte. Auf einmal bot man mir
eine Stellung als gehobener Beamter in der Wissenschaft an, wobei klar war,
dass eine Ablehnung meinerseits nicht infrage käme. Sollten Sie sich also nicht
freuen, dass ich mich dazu entschlossen habe, das Beste daraus zu machen?«
    Angleton beugt sich über die polierte Oberfläche
seiner Memex-Maschine. Mit sichtlicher Anstrengung dreht er das
Microfiche-Lesegerät so, dass ich auf den Bildschirm schauen kann. Schließlich
drückt er mit einem seiner knochigen Finger eine Taste und sagt: »Dann sperren
Sie mal Ihre Augen und Ohren auf.«
    In den Tiefen des Schreibtischs höre ich Zahnräder
quietschen und Antriebswellen ächzen. Mit prähistorischer Präzision spuckt die
Kiste Hypertext-Links aus und lädt automatisch neue Microfiches. Ein Gesicht
erscheint auf dem Bildschirm. Schnurrbart, Sonnenbrille, kurze Haare, um die
vierzig mit Pausbacken. »Tariq Nassir al-Tikriti. Merken Sie sich diesen Namen.
Er arbeitet für Saddam Hussein al-Tikriti, der aus dem gleichen Ort stammt.
Nassirs Aufgaben bestehen unter anderem darin, Gelder von der Mukhabarat – Saddams
geheimer Staatspolizei – zu befreundeten Dritten zu transferieren, um etwaigen
Feinden der Ba’ath Partei im Irak Unannehmlichkeiten zu bereiten. Befreundete
Dritte, wie zum Beispiel Mohammed Kadass, der, ehe ihn die Taliban aus
Afghanistan verjagten, dort sein Unwesen getrieben hat.«
    »Beruhigend zu wissen, dass sie nicht alle religiöse
Fanatiker sind«, werfe ich ein, ehe ein bärtiges Gesicht, diesmal mit einem
Turban auf dem Kopf, auf dem Memex erscheint.
    »Er wurde vor die Tür gesetzt, weil er selbst den
Taliban zu fanatisch war«, verbessert mich Angleton. »Wie sich herausstellte,
hat er Yusuf Qaradawis Schule mit finanziellen Spritzen versorgt. Muss ich
Ihnen ein Diagramm zeichnen?«
    »Wohl eher nicht. Welche Art von Schule unterhält Qaradawi?«
    »Er fing mit Management und Volkswirtschaft an. Dann
erweiterte er sein Repertoire um das Training von Selbstmordattentätern und die
Lehre von der Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes nach dem Da’wa und
begann, militärische Vorbereitungen zu treffen, um den Kufr bekämpfen zu
können. Neuerdings integriert er auch Mess-Metriken für rastergesteuerte,
generative Sephirothe in Vektor-Prozessoren – sprich, er beschwört den
Kleineren Shoggothim.«
    »Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    Memex zeigt ein neues Photo auf dem Bildschirm.
Diesmal ist es eine umwerfende Rothaarige, die über eleganter Kleidung eine
akademische Robe trägt. Ich brauche einen Moment, ehe ich Mo erkenne. Sie muss
auf dem Foto gut zehn Jahre jünger sein. Der Mann neben ihr im Smoking, der den
Arm um sie legt, sieht verdächtig nach einem Anwalt aus. »Dr. Dominique O’Brien.
Sie haben ja schon ihre Bekanntschaft gemacht.«
    Ich schaue Angleton an, der wiederum mich anstarrt.
    »Nun habe ich Ihre Aufmerksamkeit, nicht wahr, Mr.
Howard?«
    »Ja«, gebe ich zu. »Soll das heißen, dass die Entführer
in Santa Cruz –«
    »Seien Sie still und hören Sie erst einmal zu. Sie
könnten etwas lernen.« Er wirft mir einen scharfen Blick zu, ehe er fortfährt.
»Sie erfahren das alles nur, weil Sie schon mittendrin stecken. Unsere Hauptkandidatin
haben Sie also bereits kennen gelernt. Als

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