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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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einem kalten
Wind zerfallender Protonen fortgeweht worden sind, wo schwarze Löcher mithilfe
der Hawking-Strahlung zu superstringgroßen Knoten dahinschwinden. Ein riesiger,
uralter, langsamer Geist wollte noch einmal jung sein, sich noch einmal an dem
heißen Kern eines jugendlichen Universums laben.
    Wie viel Luft habe ich noch? Ich schaue auf die
Anzeige. Gute zwei ein Viertel Stunden. Das reicht. Es bleibt mir noch über
eine Stunde, ehe die Bombe losgeht, jetzt muss ich mich nur noch orientieren.
In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken …
    Das Ding hatte Hunger. Zuerst erfüllte es wahrscheinlich
seinen Auftrag und ernährte sich von den Leben und Seelen der Feinde der
Ahnenerbe-SS, nahm ihre Körper in Besitz und lernte, sich als Mensch
auszugeben. Dann holte es mehr von seinem eigenen Wesen durch das Tor, als
geplant war. Damit hatten sie nicht gerechnet. Es ist groß – viel zu groß, um
durch ein Tor zu gelangen, das für einen Menschen konzipiert ist. Aber es besaß
ja Zugang zu jeder Menge Energie, und es gab all diese Seelen, mehr als genug
Energie, um das Tor weit aufzureißen und sich in dieses neue, herrliche
Universum zu winden.
    Das Monster, das sie riefen, nahm der Ahnenerbe-SS
mehr als es ihnen gab. Es brachte nicht nur die Sterne zum Erlöschen, sondern
es begann auch noch, sich von der Raumzeit zu ernähren, was das Plancksche
Wirkungsquantum ziemlich durcheinanderbrachte. Kein Wunder, wenn man sich am
unechten Vakuum des Raums selbst labt. Das Licht wurde gestreckt und immer
röter. Die Gravitationskonstante wurde zu einer Variablen und fiel wie ein Barometer
vor dem Sturm. Fusionsprozesse in der Sonne kamen zu einem abrupten Stillstand,
Neutronen und Protonen bewegten sich nicht mehr vom Fleck. Zuerst verschwand
wohl der solare Neutrinofluss, wobei die Sonne sicherlich Hunderte von Jahren
brauchte, um irgendwelche Anzeichen einer Abkühlung zu zeigen und zu einem
Weißen Zwerg zusammenzuschrumpfen. In der Zwischenzeit fing das Universum
wieder an zu expandieren. Eine Art Verälterungskur, Ewigkeiten verkürzen sich
zu einigen Jahren.
    Doch zurück in die Gegenwart. Neben mir liegt eine
Leiche. Und eine Waffe. Es ist eindeutig, dass die Leiche von der von mir
gehaltenen Waffe getötet wurde. Scheiße. Ich versuche es mit der Rauschunterdrückung
an meinem Funkgerät, höre aber nichts außer einem lauten Zischen und
irgendwelchen unverständlichen Geräuschen. Was soll ich Alan eigentlich
erzählen? »Passen Sie auf. Ich weiß, es sieht ganz so aus, als ob ich einen
Ihrer Männer erschossen hätte, aber Sie müssen die Mission unbedingt
abbrechen«?
    Ich schaue zum Himmel hinauf. Es ist Nacht, aber
vielleicht wäre die Sonne sichtbar, wenn ich wüsste, wo sie zu finden ist. Denn
sie müsste eigentlich sichtbar, wenn auch kleiner und weiter weg sein, als ich
das von zu Hause gewohnt bin. Wenn die Kreatur die Energie nämlich aus der
Raumzeit zieht, vergrößert sich der Raum und wird leerer; er verliert an  Energie. Alan finden. Bombe stoppen. Alle rausbringen und zwar schnell. Es muss
das Wesen sehr viel Energie gekostet haben, um in seiner Ganzheit aus seiner
toten Heimat hierherzugelangen – Energie, die ihm jetzt fehlt, um wieder
rauszukommen, um zu fliehen. Das Einzige, wozu es noch fähig war, war auf eine
Einladung zu warten – wie zum Beispiel von dieser Terrorzelle in Santa Cruz – und
ihren Ruf zu beantworten. Was wird es anstellen, wenn wir es mit mehr Energie,
mit einer Wasserstoffbombe füttern? Vielleicht ein Tor öffnen, sodass es wieder
nach Hause kann? Oder das Tor zu unserer Welt vergrößern? Das wäre so ziemlich
das schlimmste Szenario, das man sich ausmalen kann, und worüber ich lieber gar
nicht nachdenken will. Ich werde sowieso die nächsten Jahre unter Alpträumen
leiden, falls ich  überhaupt noch so lange lebe.
    Nachdem es also seinen gewaltigen Körper durch ein
dementsprechend großes Tor gepresst hatte, um das ruinierte Universum des
siegreichen Reichs zu besetzen, richtete es sich gemütlich ein und wartete.
Eile kannte es nicht, schließlich hatte es sich ja schon eine Ewigkeit in
Geduld üben müssen, bis ein Tor zum nächsten Universum geöffnet worden war. Auf
einen Ort konzentriert wird es diesmal fähig sein, schneller zu reagieren – es
wird nicht mehr nötig sein, Millionen zu opfern, um seine Aufmerksamkeit zu
erlangen. Einmal eingeladen – vielleicht von den beschränkt intelligenten
Köpfen einer Terrorzelle – kann es sich einen Körper

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