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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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bringen würde. In einiger Entfernung waren bereits die weitläufigen Gebäude der Akademie und die Einfahrt zum Parkplatz zu sehen.
    Da es sonst niemanden gab, den sie im Rahmen des Vortrags Informationen entlocken wollte, hatte sie darauf verzichtet, sich herauszuputzen, und sich angesichts der für Anfang Mai überraschend niedrigen Temperaturen für einen dunkelblauen Rollkragenpullover und verwaschene Jeans entschieden. Dazu trug sie bequeme Sneakers. Agent Ryan war es nicht wert, dass sie sich seinetwegen den Hintern abfror.
    Die Arroganz, mit der er sie behandelte, als sei sie irgendein Grünschnabel, den er herumschieben konnte, wie es ihm gefiel, brachte sie regelmäßig zur Weißglut. Sicher, sie war ein Anfänger, doch sie hatte alles getan, ihn das nicht merken zu lassen. Andererseits war es sein Job, Menschen zu durchschauen und Zusammenhänge zu erkennen. Sosehr es sie auch ärgerte, dass er ihr ihre Unerfahrenheit anmerkte, so sehr hätte es sie enttäuscht, wenn es ihm nicht aufgefallen wäre. Wie könnte er ein guter Profiler sein, wenn er bereits an etwas derart Einfachem scheiterte?
    Abgesehen davon, dass er – zumindest soweit sie es beurteilen konnte – etwas von seiner Arbeit verstand, machte ihn das ständige Pochen auf Einhaltung der Vorschriften zum größten Langweiler, dem Kate je begegnet war. Chase Ryan war ein Bürohengst und Paragrafenreiter, wie er im Buche stand. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal eine Dienstwaffe, und falls doch, war sie vermutlich ebenso gut weggesperrt wie sein Humor.
    Sie bog in die Zufahrt zum Parkplatz ein, hielt an der Schranke und ließ das Fenster herunter. Der Torwächter, der vor dem kleinen Häuschen stand, beugte sich zu ihr herunter, bis sein schmales Gesicht im Fenster erschien. »Name und Ziel?«, fragte er wenig freundlich.
    »Kate Lombardi. Ich möchte zu Special Agent Ryan.«
    »Sind Sie angemeldet?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warten Sie hier.«
    Er verschwand in seinem Häuschen und griff nach dem Telefon. Während Kate beobachtete, wie er eine Nummer eintippte, fragte sie sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, hierherzukommen. Vermutlich würde sie einmal mehr an Miss Tanner scheitern. Und wenn Ryan Wind davon bekam, dass sie schon wieder versucht hatte ihn zu erreichen, war er morgen vermutlich bereits genervt, wenn er sie nur von Weitem sah.
    So sehr konnte sie ihm gar nicht schmeicheln, um ihn dann noch davon zu überzeugen, dass sie sich für seine Arbeit interessierte. Er würde schlichtweg abblocken – allein schon, um sie zu ärgern.
    »Was für eine Scheißidee«, murmelte sie und wünschte sich, sie wäre im Motel geblieben. Als sie dem Torwächter jedoch sagen wollte, dass sie es sich anders überlegt hatte und er nicht oben anzurufen brauchte, hörte sie ihn bereits sprechen. Sie lehnte sich zurück und wartete, den Blick auf das Gelände hinter der Schranke gerichtet, als sie Agent Ryan mit einem Ordner unter dem Arm über den Parkplatz gehen sah.
    Er war keine zwanzig Meter entfernt. Statt jedoch aus dem Wagen zu springen und nach ihm zu rufen, sank Kate tiefer in den Sitz in der Hoffnung, dass er sie nicht bemerken würde. Sein dunkelblondes Haar war kürzer als beim letzten Mal, was seine kantigen Züge noch mehr zur Geltung brachte. Wie fast immer hatte er auch jetzt die Stirn in Falten gelegt – eine Angewohnheit, die er immer dann an den Tag zu legen schien, wenn er konzentriert war oder ihn etwas beschäftigte. Heute jedoch lag ein Ausdruck in seinen Augen, der ihn noch ernster erscheinen ließ als sonst. Ryans Blick war stur geradeaus gerichtet, sodass sie in Ruhe sein Profil betrachten konnte. Sein Nasenrücken war krumm und schien bereits mehrfach gebrochen gewesen zu sein; ungewöhnlich für einen Bürohengst, ebenso wie der entschlossene Zug um den Mundwinkel. Er sah nicht aus, als wisse er, wie man lachte. Dabei hatte sie bei ihrem letzten Telefonat den Eindruck gehabt, dass es ihm Spaß machte, sie aufzuziehen. Sie hätte schwören können, dass er gegrinst hatte! Allerdings hatte sich das Gefühl, dass es sich bei ihm doch um einen Menschen und nicht um einen blind nach Vorschrift agierenden Roboter handelte, schnell wieder gelegt, nachdem er seitdem jeden weiteren ihrer Anrufe von seiner Assistentin hatte abwimmeln lassen.
    An seinem Wagen angekommen warf er den Ordner auf den Rücksitz und stieg ein.
    Der Torwächter kehrte zurück und riss Kate aus ihren Gedanken. »Agent Ryan ist nicht mehr im

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