Dämonisches Tattoo
Spiegel an der Rückwand nur mit einem kurzen Blick und drückte den Knopf für den siebten Stock. Als sich die Schiebetüren schlossen und sich der Aufzug ruckend in Bewegung setzte, fragte er sich für einen Moment, ob es nicht besser gewesen wäre, zu Fuß zu gehen. Doch seine Bedenken waren überflüssig. Der Aufzug war zwar langsam, brachte ihn aber immerhin ohne Zwischenfälle an sein Ziel.
Die Gänge hier oben waren noch verwinkelter als das Erdgeschoss. Zu seinem Glück stand Frank an einer Ecke und ersparte ihm damit eine längere Suche. »Es ist ein bisschen unübersichtlich hier«, entschuldigte er sich zur Begrüßung und führte Chase an einer ganzen Flucht von Türen vorbei zu seiner Wohnung.
Drinnen war es überraschend gemütlich. Teppiche dämpften Chase’ Schritte auf dem Weg zum Wohnzimmer. Vor den Fenstern hingen weiße Jalousien und milderten das Licht des ausklingenden Tages. Ein rechteckiger Wohnbereich erstreckte sich vor Chase, die Couchgarnitur gegenüber der Wohnzimmertür auf der rechten Seite des Raumes, ein runder Esstisch mit vier Stühlen auf der linken Seite vor der Wand. Dazwischen war eine Menge Platz. Tiefe Abdrücke im Teppich deuteten allerdings darauf hin, dass Frank die Möbel erst vor Kurzem umgestellt haben musste. Links setzte sich der Raum in einer L-Form fort und führte in eine offene Küche. Die Möbel waren neu, die Wände in freundlichem Gelb gestrichen. Der stechende Geruch frischer Farbe hing noch in der Luft.
»Dein Sakko ist nass. Gib her.« Frank streckte die Hand aus und wartete, bis Chase aus dem Sakko geschlüpft war und es ihm zuwarf. Er fing es geschickt auf, ohne dass etwas aus den Taschen gefallen wäre, und hängte es über einen der Stühle am Esstisch. »Was ist damit?«, fragte er und deutete auf die Pistole an seinem Gürtel. »Willst du die auch loswerden?«
Chase schüttelte den Kopf.
»Wieso trägst du das Ding überhaupt?«
Chase löste seine Krawatte und warf sie neben das Sakko auf den Stuhl. »Ich war auf dem Schießstand, bevor ich gegangen bin, und wollte nicht mehr zurück ins Büro«, behauptete er. Seit er nach Quantico versetzt worden war, hatte er seine Dienstwaffe tatsächlich nur noch für die monatlich verlangten Schießübungen in die Hand genommen. Die restliche Zeit lag die Pistole in einem Waffensafe in seinem Büro. Nach dem Anruf des Killers heute Nachmittag, von dem er Frank nichts erzählen wollte, hatte er es jedoch für sicherer befunden, die Glock bei sich zu tragen. Wer konnte schon wissen, ob der Kerl nicht vorhatte, ihm einen Besuch abzustatten.
»Setz dich.« Frank deutete auf die Couch. »Willst du ein Bier?«
»Sicher.«
Frank ging am Esstisch vorbei, um den Tresen herum, der die Küche vom Wohnbereich trennte, und öffnete den Kühlschrank. »Das Haus ist längst nicht so übel, wie es auf den ersten Blick aussieht«, erklärte er, während er mit Gläsern und Bierdosen hantierte. »Trotzdem soll das hier nur eine vorübergehende Bleibe sein.« Er riss eine Tüte Chips auf, schüttete sie in eine Schüssel und brachte sie zum Couchtisch, ehe er noch einmal zum Tresen zurückkehrte, um die vollen Biergläser zu holen. Eines drückte er Chase in die Hand, bevor er sich in den Sessel fallen ließ und sein eigenes Glas hob. »Auf den Neuanfang.«
Chase prostete ihm zu und trank einen Schluck, ehe er das Glas unter Franks prüfendem Blick auf den Tisch zurückstellte.
»Du brauchst dich nicht zurückzuhalten, Ryan. Wenn du nicht mehr fahrtüchtig bist, kannst du meinetwegen auf der Couch schlafen.«
Es würde sich zeigen, ob Frank ihn immer noch hierhaben wollte, wenn er ansprach, weshalb er gekommen war. Da Chase das Thema nicht als Erster auf den Tisch bringen wollte, hörte er geduldig zu, wie Frank erst über die Renovierung der Wohnung und später über seinen neuen Job sprach. Es war belangloser Small Talk, doch die Anspannung, die in jeder Bewegung und jeder Geste Franks zu spüren war, machte deutlich, wie wichtig es für ihn war, sich langsam an das heranzutasten, worüber er wirklich sprechen wollte. Nebenbei aßen sie Chips und tranken noch mehr Bier, wobei Chase mit jedem Schluck den Farbgeruch zu vertreiben versuchte, von dem ihm ganz schwindlig wurde. Noch eine Stunde und er bekäme Kopfschmerzen. An eine Nacht auf dieser Couch wollte er gar nicht erst denken.
Nachdem Frank alles über seine neuen Aufgaben erzählt hatte, sagte er nichts mehr. Die Stille, die seinen letzten Worten folgte, wurde
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