Dämonisches Tattoo
Schnitt gesehen, ebenso wie ihren Todeskampf.
Für Jane Mercer kam jede Hilfe zu spät.
Als er die Wagentür aufstoßen wollte, legte sich eine Hand über seine. Erst jetzt erinnerte er sich daran, dass er nicht allein im Wagen war. Kate hatte sich über ihn gebeugt und hinderte ihn daran, die Tür zu öffnen.
»Mein Gott, Chase, du machst mir Angst! Sprich endlich mit mir!«
Die plötzliche Vertraulichkeit katapultierte ihn endgültig ins Hier und Jetzt zurück. Nur ganz allmählich wurde ihm klar, dass es nicht nur der Aufruhr seiner Gedanken, sondern auch Kates Stimme gewesen war, die für den Tumult in seinem Kopf die Verantwortung trug. Sie musste die ganze Zeit über auf ihn eingeredet haben, ohne dass er sich ihrer Anwesenheit überhaupt bewusst gewesen war. Kein Wunder, dass sie so aufgelöst war.
Chase nahm die Hand vom Türgriff und atmete tief durch. »Es ist zu spät.«
Kate setzt sich auf. Selbst im Halbdunkel des Wageninnern sah er, dass sie noch eine Spur blasser wurde. »Ist sie …?«
»Tot.« Er nickte.
»O Gott«, flüsterte sie und sank in den Sitz zurück.
»Kate, hör zu.« Das vertrauliche Du kam ihm wie von selbst über die Lippen. Er griff nach ihrer Hand und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich muss ins Haus, vielleicht ist er noch dort. Du wartest im Wagen, ich lasse den Zündschlüssel stecken. Verriegle die Türen hinter mir, und beim ersten Anzeichen von Gefahr will ich, dass du von hier abhaust. Hast du mich verstanden?«
»Ja.«
Sparen Sie sich die Mühe, Chase
, vernahm er die Stimme des Killers in seinem Geist.
Ich bin nicht mehr im Haus und Sie sollten Ihren Wagen nicht zu lange davor stehen lassen. Ein aufmerksamer Nachbar könnte sich daran erinnern und die Beschreibung an die Polizei weitergeben.
Chase fluchte. Auch wenn er es nur ungern zugab, aber dieses Schwein hatte recht. Das Kennzeichen des SUV würde die Cops zu Pennys Haus und damit zu ihrem Unterschlupf führen. Trotzdem musste er sichergehen, dass der Kerl ihn nicht belogen und das Haus tatsächlich verlassen hatte. Dann musste Kate eben um den Block fahren, solange er sich drinnen umsah.
Ein Bild blitzte kurz vor seinen Augen auf, eine Baumreihe, die rasch an ihm vorüberzog. Er war tatsächlich nicht mehr im Haus! Chase konzentrierte sich, versuchte in den Kopf des Mannes zu dringen und durch seine Augen zu sehen, doch diesmal ließ der Killer ihn nicht bereitwillig eindringen und Chase fand nicht die innere Ruhe, die nötig gewesen wäre, um die Verbindung herzustellen.
»Er ist fort.« Er ließ den Motor an und fuhr die Straßen entlang.
Bis spät in die Nacht hinein fuhr er immer und immer wieder durch die umliegenden Straßen, auf der Suche nach jemand Verdächtigem, von dem er wusste, dass er längst nicht mehr in der Nähe war. In der Zwischenzeit erzählte er Kate, was er gesehen und gehört hatte. Lediglich die Details von Jane Mercers Tod ersparte er ihr. Es erstaunte ihn, zu hören, dass sie mehrmals versucht hatte ihn aus der Verbindung zu lösen – er hatte nichts davon bemerkt –, nicht einmal ihre Nähe hatte er gespürt.
Schließlich gaben sie ihre Suche auf und fuhren nach Cheverly zurück.
Während Kate im Wohnzimmer auf ihn wartete, ging er ins Badezimmer und zog seinen Pullover aus. Ein Blick in den Spiegel bestätigte seine Vermutung. Es waren weitere Ranken dazugekommen, die sich über seinen Rücken ausbreiteten und mittlerweile zu beiden Seiten die Schulterblätter erreicht hatten. Wann immer er die Verbindung nutzte, veränderte sich das Tattoo und wuchs, als würde sich der Geist oder Dämon – oder was auch immer an seinen Körper gebunden war – daran nähren. Dumm nur, dass zwar das Tattoo größer wurde, aber nicht seine Kontrolle über die Verbindung.
Da jede Form von Pflaster längst ein hoffnungsloses Unterfangen war, wechselte er lediglich das Pflaster über der Schusswunde, die glücklicherweise – oder dank des Paracetamols, das er noch immer mehrmals am Tag einwarf – kaum mehr schmerzte, und kehrte zu Kate zurück. Sie hatte sich auf der Couch zusammengerollt und war eingeschlafen. Chase ging neben ihr in die Hocke und strich ihr ein paar Haare zurück, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Sie war gerade einmal ein paar Tage bei ihm und trotzdem fühlte sich ihre Nähe auf eigenartige Weise vertraut an, als wäre sie schon immer Teil seines Lebens gewesen. Als gehöre sie hierher – zu ihm. Mit einem Kopfschütteln verdrängte Chase den letzten Gedanken. Er
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